Eine imaginäre Grenze trennt Arnaud Rebotini und Christian Zanesi.

Rebotini, geboren 1970, fand in den 90er Jahren seinen Platz in der Welt des Techno. Zanesi, geboren 1952, ist stellvertretender Geschäftsführer und – vor allem – einer der Komponisten in der GRM (Groupe de Recherches Musicales – Musical Research Group), einer wichtigen Institution der elektroakustischen Musik.

Techno vs Elektroakustik

Diese beiden Arten von Musik – Techno auf der einen Seite und elektroakustische Musik auf der anderen – sind traditionell gegeneinander aufgestellt. Allerdings haben sie auch eine Reihe von Gemeinsamkeiten, vor allem die Art und Weise sich den Tönen zu nähern und die Bearbeitung der Töne via Elektronik. Rebotini, der bereits für die GRM komponierte, hat oft seine Bewunderung für Komponisten wie Bernard Parmegiani und Luc Ferrari ausgedrückt. Zanesi, ursprünglich voller Ehrfurcht vor Bartok und Strawinsky, studierte bei Pierre Schaeffer in den 70ern, bevor er (ziemlich spät) die Musik von Kraftwerk und Cabaret Voltaire für sich entdeckte.

Auf Grund ihrer gemeinsamen Neugier und Liebe für klassische, zeitgenössische und elektronische Musik (auch Rauschen und Noise), entschieden sich die beiden Komponisten ein gemeinsames Projekt mit dem Namen Frontières zu starten und ihre beiden Arten von Musik miteinander zu konfrontieren. Erst auf der Bühne und dann im Studio. Bei ihren Live-Shows improvisieren die beiden Musiker und variierten die Intensität und Länge der Songs. “We started rehearsing like a rock band,” remembers Arnaud. “We started with a sound texture from Christian, or I suggested a rhythm with a particular harmony, and would then add and complete things as we went along. It was like constructing a sort of narrative, which is a different and sometimes slightly restrictive approach that has always appealed to me for rock and techno”. Die Videokünstlerin Zita Cochet ist bei allen Live Dates dabei und komponiert dazu Bilder, um die tracks zu illustrieren.

Digital vs. Analogue

Rebotini, der einige der begehrtesten analogen Synthesizern (Jupiter 8, Pro-One, SH 101, 2 Voice Oberheim) und Drummaschinen (Roland 808 und 909) spielt, die jemals hergestellt wurden und eine ganze Generation geprägt haben, bringt seine Vorliebe für und die Beherrschung der Arpeggios, Klangschichten, Schlagzeugsounds und Sequenzen in das Projekt ein. Zanesi steuert via Laptop und Ableton Live eine Vielzahl von federleichten, ausgelichteten, unwirklichen oder rauen elektronischen Sounds bei, die er durch die digitale Bearbeitung von natürlichen und akustischen Sounds erschafft. “What I really love is adding a sense of space to certain types of sounds. I can take a stereo sound, split it onto two mono tracks, put one just a few milliseconds out of sync and really bulk it out in a great way”.

Und doch wäre es zu einfach, die Frontières Projekt als nur eine Sammlung von Techno-Tracks mit zusätzlichen Elektroakustik zu beschreiben. Es ist eine einzigartige Zusammenarbeit zwischen den Welten von Techno und Elektroakustik. Die Mehrzahl der Tracks auf dem Album verfolgt eine Dramaturgie, die sie von der Strophe-Refrain-Diktatur der Dance Music unterscheidet.

Arnaud Rebotini & Christian Zanési – Le Centre Pompidou pt1(Live)

Arnaud Rebotini & Christian Zanési – Le Centre Pompidou pt2 (Live)

Arnaud Rebotini & Christian Zanési – Le Centre Pompidou pt3 (Live)

Christian Zanesi & Arnaud Rebotini Live at Yoyo Paris 16 12 2014 (16 min Live)

„Frontière“ erinnert mit dichten, wirbelnden Tönen und Arnauds beschwörender Stimme an cinematic sounds.

“Approche/Accumulation” beginnt mit Zanesis flüsternden, digitalen Texturen, die durch Schwaden von Synth und Acidsounds gekontert werden bis Arnauds Percussions hereinbrechen und den track zu einem dicken, frenetischen Höhepunkt erheben. Heaven Ill” erinnert mit seinen ambienten, hypnotischen Loops an deutschen Tracks von Cluster oder Harmonia aus den 70er Jahren. Acidmonium” dagegen ist ein straighter Techno Track, der aber eher wie ein spannender Soundtrack klingt und nicht nur auf Funktionalität auf dem Dancefloor zielt.

Die Veröffentlichung des Frontières Album ist speziell für Christian Zanesi ein ganz besonderer Moment. Er hat mehrere Jahrzehnte in der in sich geschlossenen Welt der Avantgarde und seiner halbleeren Konzerte erlebt . Nun taucht er ein in die populäre Welt der Elektronischen Dance Music und ist trotz allem, was er bereits erlebt und gesehen hat, immer noch von der Findigkeit und Energie der aktuellen Szene erstaunt .

“Electronic music is really the sound of our era,” he says enthusiastically. “It’s music that once again poses the question of sound and has managed to works its way into all sorts of areas including movies and TV series. When it accompanies images, it’s as if the image is taken to another level and anchored in our time. That electronic sound is our modernism.”

Arnaud Rebotini & Christian Zanési – Frontierés
VÖ: 22.04.2016
Artist: Arnaud Rebotini & Christian Zanési
Titel: Frontierés
Label: Blackstrobe Records
Formate: CD, 12″, Digital
Styles: Electronica / Elektroakusti

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