MEAT WAVE - Delusion Moon

MEAT WAVE – Delusion Moon

Bücher nach ihrem Einband oder eben Bands nach ihrem Namen zu beurteilen kann ganz schön in die Hose gehen.

 MEAT WAVE - Delusion Moon
MEAT WAVE – Delusion Moon
Denn obwohl sich MEAT WAVE ebenso kalauerartig wie bescheuert betitelt haben – den Bandnamen haben sich die Chicagoer aus der Überschrift eines Artikels der Satire-Nachrichtenseite The Onion geklaut -, ist ihr schwelgerischer Lo-Fi-Garagenpunk, der zwischen bratzigem Noise und sommersonniger Melodie pendelt, alles andere als ein simpler Gag.

Viel mehr schlagen die Songs auf „Delusion Moon“, dem neuen Album des Trios auf Side One Dummy, dir erst ordentlich in die Magengrube, nur um dir kurz darauf eine sanfte Kopfhautmassage zu verpassen.

Um diesen giftig-galligen Mix aus Noise, Powerpop, Lo-Fi-Punk, Grunge und Garagenrock in Form ihres selbstbetitelten Debütalbums unter die Leute zu bringen, brauchte die Band nach ihrer Gründung 2011 gerade mal ein Jahr. Mit dem Überraschungserfolg ihrer 7-Song-EP „Meat Wave“ schafften es Chris Sutter (Vocals/Gitarre), Joe Gac (Bass) und Ryan Wizniak (Schlagzeug) schon früh, Fans von THE JESUS LIZARD, SHELLAC oder HOT SNAKES für sich zu gewinnen.

Spätestens mit der der Anfang 2015 veröffentlichten „Brother“-EP klatschten viele US-Medien, darunter die amerikanische Version von Vice Noisey, frenetischen Beifall: „Meat Wave besitzen die Art fieberhafter Chemie, die die meisten Bands nicht im Stande sind zu kontroliieren.“

Jetzt, drei Jahre und zahlreiche Shows und Vorschusslorbeeren später, steht mit „Delusion Moon“ die zweite Platte des Powertrios an. Schon der erste Vorabsong „Erased“ erinnert in seiner poppigen Rotzigkeit an Bands wie die WIPERS oder die melodieseligen Momente der CLOUD NOTHINGS, und auch Songs wie das treibende „Network“ mit seiner Extraportion Sägezahn-Gitarre, das gruselig-wabernde „Witchcraft“ oder der noisige Punk-Smasher „Sham King“ empfehlen die junge Band jedem, der seine Hooks gleichzeitig zuckersüß wie brandgefährlich braucht.

Meat Wave
Meat Wave
Bei all dem sorglosen Krach und der Pop-Affinität vergisst man dabei fast, dass MEAT WAVE „Delusion Moon“ als Konzeptalbum angelegt haben. Die thematische Klammer stellen dabei die verschiedenen Mondphasen und die früher damit verbundenen Krankheiten dar, die Frontmann Chris Sutter im Wahnsinn der modernen Welt widergespiegelt sieht: „Es ist eine spaßige Idee, die Mond-Krankheit in unsere heutige Welt zu übertragen, denn als wir das Album schrieben, kamen mir alle Leute um mich herum ziemlich irre vor. Es hat sich fast schon zu einer positiven Sache gewandelt, nach dem Motto ‚Hey, wir sind alle in dem selben vom Wahnsinn gesteuerten Boot‘.“

Schlussendlich lassen sich vielleicht doch Rückschlüsse vom Bandnamen auf den musikalischen Inhalt ziehen. Schließlich klingt der Name MEAT WAVE genau so liebenswürdig bescheuert wie das Konzept hinter „Delusion Moon“. Zu unvorsichtig sollte man an die 13 Songs dann aber doch nicht herangehen, denn mit ihrem zweiten Album entpuppen sich die Chicagoer dann doch als Band, die nicht nur laut bellt, sondern auch ordentlich zubeißt.

„Delusion Moon“ erscheint am 18. September via Side One Dummy auf LP, CD und Digital. Das Album auf farbigen Vinyl kann ab sofort unter anderem hier vorbestellt werden: http://www.finestvinyl.de/de/item/86669/vinyl.20.html

MEAT WAVE
Delusion Moon
SideOneDummy Records / Cargo Records
Release: 18 September 2015