Mueller-Brachmann CD Cover

Müller-Brachmann: „Lieder • Songs“

Bassbariton Hanno Müller-Brachmann besuchte die Liedklasse von Dietrich Fischer-Dieskau und legte sein Konzertexamen bei Rudolf Piernay ab.

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Müller-Brachmann: "Lieder • Songs"

Nach Erfolgen bei internationalen Wettbewerben gastierte er in Europa, Japan und den USA mit führenden Orchestern unter Dirigenten wie Barenboim, Rattle, Abbado, Harnoncourt und Masur.

Neben dem Oratorium und der Oper ist das Lied ein weiterer Schwerpunkt in seiner Sängerkarriere.

Auf seinem Solodebüt widmet sich Müller-Brachmann dieser Kunstform mit großer Ernsthaftigkeit und einem unbändigen Gestaltungswillen.

Die Goethe-Vertonungen von Ferruccio Busoni (1866 – 1924) beispielsweise deutet der deutsche Vokalist aus dem Lebensgefühl der Gegenwart heraus und wird dem Notentext der rund neunzig Jahre alten Lieder doch in jedem Moment gerecht.

Seine Interpretationen sind zeitgemäß und traditionsverbunden zugleich. Busoni vertonte die Goethe-Texte übrigens eher konventionell in der Nachfolge der klassisch-romantischen Song-Schule, mit seinen radikalen musiktheoretischen Schriften wie dem „Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst“ haben sie kaum etwas gemein.

Die von Arnold Schönberg (1874 – 1951) ausgewählten Lieder zeichnen dessen Entwicklung als Komponist zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach.

Während seine frühen Levetzow-Lieder noch dem Erbe eines Johannes Brahms verpflichtet sind, bewegt sich der Zwölftonpionier in der Ballade „Der verlorene Haufen“ von 1906 mit mehrdeutigen Akkorden bereits mutig am Rande der Tonalität.

Die „Sechs Lieder für Bassstimme und drei Instrumente“ von Michael Gielen (*1927) zuguterletzt verarbeiten laut eigener Aussage die geistig-künstlerische Vergangenheit des Komponisten.

In dem autobiographisch angetriebenen Werk befreit sich Gielen aus dem Wirkungskreis von Vorbildern wie Anton Webern und dokumentiert zugleich seine Bindung an und die Ablösung von den Religionen.

Als junger Mann waren diese Lieder für ihn ein Akt der Selbstfindung, er löste sich von Tradiertem und fand zum eigenen Stil. Völlig zu Recht sagt Gielen selbst aus heutiger Sicht über das Opus: „Ich zähle diese sechs Lieder noch heute, sechzig Jahre später, zu einem meiner gelungensten Werke.“