Vika Kirchenbauer und Lawrence Abu Hamdan gewinnen Preise des EMAF 2020

Die beiden Jurys des European Media Art Festival haben die diesjährigen Preisträger*innen bekannt gegeben.

Vika Kirchenbauer erhält nicht nur den EMAF-Medienkunstpreis des Verbands der Deutschen Filmkritik (VDFK, dotiert mit 1.000 Euro), sondern auch den mit 3.000 Euro dotierten EMAF-Award – für ihre Arbeit „Untitled Sequence of Gaps“. Lawrence Abu Hamdan wird für sein Video „Once Removed“ mit dem mit 2.000 Euro dotierten Dialog-Preis des Auswärtigen Amtes ausgezeichnet.

Die internationale Jury begründete die Verleihung des EMAF-Award für eine richtungsweisende Arbeit in der Medienkunst an „Untitled Sequence of Gaps“ von Vika Kirchenbauer so: „Indem sie Bilder aus der Kindheit und Gedanken über verlorene oder überschriebene Erinnerungen mit allgemeinen Überlegungen zur Physik des Sehens und der Sichtbarkeit verbindet, erzeugt Kirchenbauer eine dichte Reflexion über die Machtstrukturen des Sehens und gesehen Werdens. Im Oszillieren zwischen öffentlichen und privaten Bildern, wissenschaftlichen und persönlichen Erkenntnissen, physikalischen Phänomenen und subjektiven Empfindungen legt sie immer wieder ihren Finger in die Lücken der Erinnerungsproduktion – nicht um sie zu schließen, sondern um sie als offene Räume für das noch nicht Sichtbare zu bewahren.“ Die Jury bestand in diesem Jahr aus Greg de Cuir Jr (Belgrad), Tasja Langenbach (Köln) und Tinne Zenner (Kopenhagen).

Filmstill: „UNTITLED SEQUENCE OF GAPS“, (DE, 2020, 12:31) von Vika Kirchenbauer
Filmstill: „UNTITLED SEQUENCE OF GAPS“, (DE, 2020, 12:31) von Vika Kirchenbauer

Die Jury des EMAF-Medienkunstpreises des Verbands der Deutschen Filmkritik (VDFK) entschied sich unabhängig von der internationalen Jury ebenfalls für „Untitled Sequence of Gaps“ von Vika Kirchenbauer. „Dass die Bilder wie auch das erzählende Ich in ‚Untitled Sequence of Gaps‘ nur schwer zu greifen und von einer mitunter fast geisterhaften Präsenz sind, ist Programm. Wie sich Bilder für traumatische Erfahrungen finden lassen, die im Schwarzen Loch der Erinnerung verschüttet liegen, ist die Frage, die Vika Kirchenbauer mit den Mitteln des Films stellt und zu innovativen Bildfindungen antreibt“, schreibt die Jury, bestehend aus den Filmjournalist*innen Annette Brauerhoch (Frankfurt), Esther Buss (Berlin) und Hannes Wesselkämper (Berlin).

Die beiden Jurys konnten die 37 nominierten Filme im Internationalen Wettbewerb des EMAF nicht wie üblich im Kino sehen. Sie sichteten die Arbeiten zu Hause und entschieden anschließend in Online-Konferenzen über die Preisträger*innen des EMAF 2020. Das galt auch für den Dialog-Preis, der jährlich vom Auswärtigen Amt beim EMAF zur Förderung des Interkulturellen Austauschs vergeben wird.

Mit dem Preis wurde in diesem Jahr die Arbeit „Once Removed“ von Lawrence Abu Hamdan ausgezeichnet. „Das Video ist eine außerordentlich vielschichtige Betrachtung über den Gesprächsakt, die Komplexität von Forschung und die Fluidität der Erinnerung. … Zugleich untersucht das Video die Schrecken des Krieges und die allgemeine Verblendung von Gesellschaften, die sich durch die Anerkennung und Wertschätzung kultureller Unterschiede in Frage gestellt sehen“, urteilte die Jury. All dies werde mit der sensiblen und sicheren Hand eines versierten Künstlers verhandelt, der den Gipfel seines Talents und seiner Erfolge noch nicht erreicht habe, so de Cuir Jr, Langenbach und Zenner.

Online-Konferenz International Jury: Tasja Langenbach (Köln),Tinne Zenner (Kopenhagen) und Greg de Cuir Jr (Belgrad)
Online-Konferenz International Jury: Tasja Langenbach (Köln),Tinne Zenner (Kopenhagen) und Greg de Cuir Jr (Belgrad)

Die Jury des EMAF-Award entschied sich außerdem für eine lobende Erwähnung, und zwar für die Arbeit „Billy“ von Zachary Epcar. Eine lobende Erwähnung erteilte die Jury auch im Rahmen des Dialog-Preises, und zwar für „Apiyemiyekî?“ von Ana Vaz. Auch die Jury des EMAF-Medienkunstpreises des Verbands der Deutschen Filmkritik (VDFK) sprach eine lobende Erwähnung aus: für „Pigeons and Architecture“ von Anne Linke.

Die ausgezeichneten Filme werden im Beisein der Preisträger*innen und Jurys im Rahmen des EMAF 2021 im Kino präsentiert. Heute sind sie noch bis Mitternacht auf streaming.emaf.de zu sehen.

„Ich bin sehr gerührt und sehr dankbar. Danke, dass ihr das Festival und auch den Wettbewerb online möglich gemacht habt. Und natürlich auch ganz großen Dank an die Jurys. Die Jurybegründungen sind beide wundervoll, ich kann es wirklich kaum fassen“, schreibt Vika Kirchenbauer aus Berlin. Auch Lawrence Abu Hamdan hat die Nachricht an seinem Wohnort erreicht:. Auch Lawrence Abu Hamdan hat die Nachricht an seinem Wohnort erreicht: „Ich fühle mich so geehrt und freue mich über diese Auszeichnung. Sie bedeutet mir so viel, weil sie von einem Festival kommt, das den Filmen ein Zuhause gibt, die sich an der Schnittstelle von Kunst und Kino bewegen.“

Wir gratulieren den Preisträger*innen zu ihren Auszeichnungen und danken allen am Wettbewerb beteiligten Künstler*innen für ihre Bereitschaft, ihre Arbeiten auch unter ungewohnten Bedingungen der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit Ihnen allen beim kommenden EMAF, vom 21. bis zum 25. April 2021!

KONZEPT UND FESTIVALLEITUNG:
Katrin Mundt, Hermann Nöring, Alfred Rotert

GASTKURATOR*INNEN:
Inga Seidler (Ausstellung); Isabel de Sena (Talks); Jaakko Pallasvuo,
Steve Reinke, Herb Shellenberger (Filmprogramm)

FÖRDERER:

  • nordmedia – Film- und Mediengesellschaft
  • Niedersachsen/Bremen mbH
  • Stadt Osnabrück
  • Auswärtiges Amt
  • Stiftung Niedersachsen
  • VGH Stiftung
  • Landschaftsverband Osnabrücker Land e.V.
  • Canada Council for the Arts

https://www.emaf.de/de/index.html