ERKKI MELARTIN THE SOLO PIANO WORKS MARIA LETTBERG Cd Cover

ERKKI MELARTIN THE SOLO PIANO WORKS MARIA LETTBERG

Für ErFür Erkki Melartin (1875– 1937) war Komponieren das Ein und Alles im Leben, und er betrachtete diese Tätigkeit als seine einzige wahre Berufung. „Komponieren zu können, das ist mein tägliches Gebet“ schrieb er während der Genesungsphase nach überstandener Tuberkuloseerkrankung.

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ERKKI MELARTIN THE SOLO PIANO WORKS MARIA LETTBERG

„Ich kann ganz einfach dem inneren Druck nicht standhalten ohne zu explodieren, wenn ich nicht in der Lage bin, Musik nieder zuschreiben“ klagte er in einer ausgesprochen arbeitsreichen Phase als Dirigent. Dieser Leidenschaft blieb er bis zum Ende treu.

Er hörte nicht auf die Ratschläge seiner Ärzte, sondern stand nur wenige Wochen vor seinem Tod leise auf und versperrte heimlich die Tür zu seinem Arbeitszimmer um in Ruhe komponieren zu können.

Nichtsdestotrotz gelang es Melartin, seine lebenslange Mission mit zahlreichen anderen beruflichen Aktivitäten in Einklang zu bringen. Von 1908 bis 1911 war er Dirigent des Viipuri (Vyborg) Orchesters und widmete sich beinahe 30 Jahre lang der Vermittlung von Musiktheorie. 25 Jahre war er dem Helsinki Music Institute, der heutigen Sibelius Akademie, als Direktor und Professor für Komposition verbunden.

Melartin war eine fesselnde und vielbegabte Persönlichkeit. Seine Hobbys reichten von Zeichnen und Malen über Fotografie und Kunstgeschichte, Literatur, Sprachen bis zur Gärtnerei; seine intensive Reisetätigkeit bleibt dabei noch völlig unerwähnt.

Auch war er ein passionierter Sammler von Briefmarken, Ex Libris und Postkarten. Idealismus und eine strenge Moral bestimmten sein Weltbild und in seinen späten Jahren widmete er sich nicht nur der Theosophie sondern auch der indischen Philosophie und dem Mystizismus. Melartin wurde 1875 in Käkisalmi (Kexholm), einer karelischen Stadt am Ladoga See in Finnland geboren. Später, während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebiet der Sowjetunion zugeschlagen.

Er studierte Komposition bei denselben Lehrern wie sein zehn Jahre ältere Zeitgenosse Jean Sibelius: bei Martin Wegelius 1892-1899 in Helsinki und bei Robert Fuchs 1899-1901 in Wien.

Bald machte er sich einen Namen als Komponist von Klavierstücken, Solos, Begleitmusik und Kammermusik. Endgültig schaffte er den Durchbruch in Finnland mit seiner Bühnenmusik für Dornröschen 1904 und seinen ersten drei Sinfonien, die 1903, 1905 und 1907 uraufgeführt wurden.

Bis zu den 1910er Jahren kann man ihn eigentlich neben Sibelius als den einzigen Sinfoniker Finnlands bezeichnen. In seinem kompositorischen Schaffen war Melartin vielseitig und ausgesprochen produktiv: sechs Sinfonien, die Oper Aino und das Ballet Die blaue Perle, ein Violinkonzert, sinfonische Gedichte, Orchestersuiten und eine Vielzahl an Instrumentalund Gesangsstücken.

Es ist zutreffend, dass seine Musik oftmals von der National-Romantik und Einflüssen lyrischer Finnischer Volksmusik geprägt ist, es finden sich aber auch spätromantisch expressionistische Elemente, sowie Einflüsse aus Symbolismus und Impressionismus. Seine späteren Werke zeigen auch eine klar modernistische Prägung. Melartin selbst spielte Klavier, wobei er weniger als Solist sondern vielmehr als Liedbegleiter und als Experte für freie Improvisation in Erscheinung trat. Melartins Klaviermusik ist stark in der lyrischen nordischen Tradition im Geiste Griegs verwurzelt.

Im Vergleich zum dunklen nordischen Ton von Sibelius finden sich in Melartins musikalischem Idiom oft leichtere und flüchtigere Färbungen. Generell scheint ein Charakteristikum von Melartins Klavierstücken die Synthese von nordischem Impressionismus, Spätromantik und Russischer Moderne zu sein. Melartin war völlig zweisprachig. Er benannte seine Werke oft abwechselnd auf Finnisch oder Schwe-disch, sofern er nicht deutsche oder klassisch italienische und französische Titel verwendete. In dieser Aufnahme sind die Titel von Melartins Klavierstücken auf Finnisch oder Schwedisch, Deutsch und Englisch angegeben.

Späne I [Lastuja I], Op. 7 (1898– 1900) ist eine Sammlung von sechs Charakterstücken oder „Lieder ohne Worte“ für Klavier. Der Titel Lastuja bezieht sich auf eine Reihe nicht zusammenhängender lyrischer Gedanken oder kurzer Novellen der Finnischen nationalromantischen Literatur. Jedes der Stücke dieser Sammlung basiert auf einem poetischen Text und machte Melartins Namen dank der darin enthaltenen aufrichtigen vaterländischen Gefühle in Finnland weithin bekannt.

Legende II, Op 12 (1900) wurde in Wien komponiert, wobei ein Grossteil des Materials dafür aus einer von Melartin geschriebenen Begleitmusik zu einem symbolistischen Stück von G. Hauptmann stammte. In dem Werk findet sich viel virtuose und jugendliche Romantik, was es schon zu Lebzeiten Melartins bei Klavierschülern beliebt machte. Der Garten der Melancholie [Surullinen puutarha], Op. 52 (1908) ist eine der besten lyrischen Kompositionen Melartins, der das Stück ursprünglich für Orchester geplant hatte.

Die fünf impressionistischen Musikgedichte entstanden in Viipuri (Vyborg) zu einer Zeit als Melartins Leben von tief empfundener Enttäuschung und Einsamkeit geprägt war. Dem ungeachtet widmete Melartin das Meisterwerk seinem Zeitgenossen Jean Sibelius, dem „lieben großen Bruder Jean“, dem er in einem Brief seine besten Grüsse und Worte der Bewunderung schickte. In seiner Antwort zeigte sich Sibelius sehr stolz über Melartins edle Geste: „Ich danke Ihnen für die Suite, den Brief und die liebenswürdigen Worte.

Diese Suite ist eine hervorragende poetische Arbeit. Sie haben eine ausgesprochen geschickte Form gefunden Einsamkeit auszudrücken. Ich verstehe Sie sehr gut.“ Der Zyklus hat inneren Pathos und Virtuosität und repräsentierte zu jener Zeit in Finnland eine neue musikalische Form, mit Ganztönen und unkonventionellen Harmonien. Lyrische Stücke für Klavier, Op. 59 (1909) ist eine Sammlung von fünf klassisch betitelten Stücken für Piano, entstanden in Viipuri (Vyborg).

Der Charme dieser „Albumblätter“ wurde von Klavierschülern und Amateuren in Finnland erkannt und geschätzt. Viele der Stücke sind seinen musikbegeisterten Freunden oder bewundernswerten jungen Damen der örtlichen High Society gewidmet.

Der geheimnisvolle Wald [Den hemlighetsfulla skogen], Op. 118 (veröffentlicht 1923) ist ein exquisiter Zyklus impressionistischer Bilder. Er ist mit effektvoller Pianotechnik und recht modernen Ideen angereichert, die von der eigensinnigen Wiederholung bis zur fragmentarischen Ausdrucksweise, der gleichzeitigen Verwendung hoher und niedriger Stimmlagen, Halb- und Ganztönen, Tritonus und Flageoletti reichen.

Sechs Klavierstücke, Op. 123 (1924-25) ist eine Sammlung von Werken, in denen Melartin zu einem traditionalistischerem Klavierspiel zurückgefunden hat, ohne jedoch dabei etwas von seiner individuellen Note und musikalischen Qualität zu verlieren.

Die Komposition enthält viel frische und natürlich fließende Musik, in manchen Teilen aber auch Chromatik und selbstständige moderne Harmonien. 24 Preludes Op. 85 (1913–1920). In seinen 24 Preludes verbindet Melartin die Traditionen vieler Klavierkomponisten, vielleicht als Antwort auf eine Herausforderung durch seinen Finnischen Kollegen Selim Palmgren, einem auf Klaviermusik spezialisiertem Zeitgenossen, der seine eigenen 24 Preludes bereits 1907 geschrieben hatte.

Melartin begann 1913 mit der Arbeit, es sollte jedoch sieben Jahre dauern den Zyklus abzuschließen. Stilistisch sind die Preludes sowohl den klassischen und romantischen Modellen verbunden, als auch Debussy, Ravel, Scriabin und Sibelius verpflichtet. Jede Prelude besitzt einen deskriptiven Titel, der die musikalische Idee – wie zum Beispiel ‚Japanische Kirschblüte’ oder ‚Herbstnacht’ – widerspiegelt. Die Preludes erhielten in den 1920er Jahren sehr gute Rezensionen, unter anderem von Deutschen Kritikern. Noli me tangere, Op. 87 (1914), bedeutet „Rühr mich nicht an“ und bezeichnet einen Zyklus von fünf Bildern, die oftmals zu Melartins besten Arbeiten für Klavier gezählt werden.

Die kurzen Stücke sind eindeutig im mehr oder weniger asketischen skandinavischen Impressionismus beheimatet. Zusätzlich entwickeln einige der Stücke recht moderne dissonante Harmonien oder zeigen sogar atonale Elemente. Die Stimmung ist von introvertierter Melancholie und Trostlosigkeit gekennzeichnet. Legende I , Op. 6 (1898) war lange Zeit eines von Melartins beliebtesten Klavierstücken. Seine Wurzeln hat das Stück im lyrischen nordischen Ton, da Melartin in seinen frühen Jahren ein großer Bewunderer Griegs gewesen war. Melartin verwendet darin bisweilen feine modale Harmonien, öffnet aber im Mittelteil sein junges Herz ganz dem romantischen Pathos.

Sonate I (Fantasia apocaliptica per il pianoforte), Op. 111 (1920) ist Melartins umfangreichste Arbeit für Piano und kann als sein Hauptwerk im Bereich Klavierkomposition angesehen werden. 1921 schrieb der Komponist selbst, dass er ‚eine wilde apokalyptische Fantasie’ geschaffen habe, ‚deren moderner Geist sogar den drei Menschen zu stark ist, die das Stück jemals einstudiert haben’.

Tatsächlich geriet die ausgesprochen expressive und expressionistische Sonate für Jahrzehnte praktisch in Vergessenheit. In finnischen Musikerkreisen wurde die nicht publizierte Sonate mit all ihrer apokalyptischen und phantastischen Modernität zur fernen Legende. Glücklicherweise wurde das Manuskript in den 70er Jahren gefunden und die Sonate 1984 erstmals eingespielt.

ERKKI MELARTIN THE SOLO PIANO WORKS MARIA LETTBERG CD 1

1-6 Lastuja I, Op. 7, Kuusi pianokappaletta / Späne I, Op. 7, Sechs Klavierstücke Chips I, Op. 7, Six Pieces for Piano 7 Legend II, Op. 12 / Die Legende II, Op.12 / The Legend II, Op. 12 8-12 Surullinen puutarha, Op. 52 / Der traurige Garten, Op. 52 The Melancholy Garden, Op. 52 13-17 Lyyrisiä pianokappaleita, Op. 59 / Lyrisches, Op. 59 / Lyric Pieces for Piano, Op.59 18-23 Den hemlighetsfulla skogen, Op. 118, Sex pianostycken Der geheimnisvolle Wald, Op. 118, Sechs Klavierstücke The Mysterious Forest, Op. 118, Six Pieces for Piano 24-29 Sex pianostycken, Op. 123 / Sechs Klavierstücke, Op. 123 Six Pieces for Piano, Op. 123

ERKKI MELARTIN THE SOLO PIANO WORKS MARIA LETTBERG CD 2

1-24 24 Preludier, Op. 85 / 24 Präludien, Op. 85 / 24 Preludes, Op. 85 25-29 Noli me tangere, Op. 87, Stämningsbilder / Stimmungsbilder / Impressions 30 Legend I, Op. 6 / Die Legende I, Op.6 / The Legend I, Op. 6 31 Sonata I, Op. 111, Fantasia apocaliptica per il pianoforte MARIA LETTBERG, Klavier / piano C L A S S I C S

PIANO RARITIES – ERKKI MELARTIN THE SOLO PIANO WORKS MARIA LETTBERG

Lastuja I, Op. 7 · The Legend II, Op. 12 · The Melancholy Garden, Op. 52 The Mysterious Forest, Op. 118 · 24 Preludes Op. 85 · Fantasia apocaliptica Maria Lettberg Erkki Melartin (1875-1937)