LAIBACH setzen ihre 12 Monate währende Würdigung ihres klassischen Albums „Opus Dei“ aus dem Jahr 1987 mit eindrucksvollen neuen Versionen fort, die das Ausgangsmaterial radikal hinterfragen.
„Opus Dei“ (übersetzt: Gottes Werk) war nicht nur das das erste Album der Band für Mute, sondern zugleich jenes, das dem slowenischen Kollektiv weltweite Aufmerksamkeit bescherte.
„Opus Dei Revisited“ präsentiert nun zwei verschiedene neue Versionen des Werks, die es der Band einmal mehr erlauben, ihre öffentliche Wahrnehmung und Erwartungen an ihre Kunst zu hinterfragen, ganz im Sinne des Originals, auf dem sie unter anderem Opus‘ „Live Is Life“ (als „Opus Dei“) und Queens „One Vision“ („Geburt einer Nation“), zwei Schlüsselstücke des Albums, neu interpretiert und damit gänzlich neue Bedeutungszusammenhänge geschaffen haben.
Die erste Hälfte der Doppel-LP/CD besteht aus Studioaufnahmen von radikalen Neubearbeitungen des Originalmaterials durch Laibach selbst, wie sie es für ihre aktuelle „Opus Dei Revisited“-Tour erarbeitet, umarrangiert und neu interpretiert hatten.
Für die zweite CD/LP luden Laibach wiederum Rico Conning (Wire, Pere Ubu, Swans, Front 242, William Orbit) dazu ein, der bereits ihr das Originalalbum von 1987 produziert und abgemischt hatte, das Material ebenfalls neu zu bearbeiten. Er erhielt jede Freiheit, mit den Original-Masterbändern neue Wege zu gehen.
Das Ergebnis ist gleichermaßen beeindruckend und erschütternd und bietet weitreichende neue Perspektiven, die weit über das Ausgangsmaterial hinausgehen und alles andere als erwartbar sind.
Einen ersten Vorgeschmack auf das Album gibt es mit „Geburt einer Nation“ (Rico Conning’s Inner Ear RMX 2024) hier:
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LAIBACH – OPUS DEI REVISITED TOUR (IN DEUTSCHLAND UND ÖSTERREICH)
Opus Dei Revisited 2024
A1. Leben heißt Leben RE
A2. Geburt einer Nation RE
A3. Leben-Tod RE
A4. F.I.A.T. RE
B1. Transnational RE
B2. How the West Was Won RE
B3. The Great Seal RE
B4. Opus Dei RE
Rico Conning’s Inner Ear RMX 2024
C1. Leben heißt Leben RMX
C2. Geburt einer Nation RMX
C3. Leben-Tod RMX
C4. F.I.A.T. RMX
D1. Opus Dei RMX
D2. Transnational RMX
D3. How the West Was Won RMX
D4. The Great Seal RMX
LAIBACH – OPUS DEI REVISITED TOUR
2024
14 Sep – Portorož, Avditorij, SI
04 Oct – Split, Club Porat, HR
05 Oct – Zagreb, Boogaloo, HR
10 Oct – Mežica, ND Mežica, Big Hall, SI
11 Oct – Budapest, Dürer Kert, HU
12 Oct – Leipzig, Felsenkeller, DE
13 Oct – Prague, Roxy, CZ
15 Oct – Dordrecht, Bibelot, NL
16 Oct – Arnhem, Luxor, NL
17 Oct – Vauréal, Le Forum 2, FR
18 Oct – Toulouse, Le Metronum, FR
19 Oct – Wavre, La Sucrerie, BE
20 Oct – Bochum, Christuskirche, DE
22 Oct – Hannover, Kulturzentrum Pavillion, DE
LAIBACH – OPUS DEI REVISITED TOUR
2025
16 Feb – Krakow Kwadrat, PL
18 Feb- Ostrava, Barrak, CZ
19 Feb – Vienna, Arena, AT
20 Feb – Jena, F-Haus, DE
21 Feb – Sittard, Poppodium Volt, NL
22 Feb – London, Islington Assembly Hall, UK
23 Feb – Manchester, Ritz, UK
24 Feb – Southampton, The 1865, UK
25 Feb – Bristol, Trinity Centre, UK
27 Feb – Lausanne, Les Docks, CH
28 Feb – Bologna, Link, IT
4 March – Skopje, Macedonian Philharmonic MK
5 March – Athens, Gazarte, GR
6 March – Sofia, Pirotska 5, BG
7 March – Bucharest, Quantic Club, RO
8 March – Beograd, Dom Omladine, RS
For latest details and ticket links: https://www.laibach.org/future-events/
Über vierzig Jahre bereits verstört und begeistert das slowenische Kunst- und Performancekollektiv LAIBACH die internationale Kulturszene durch seine Verwendung totalitärer Symbolik samt beständiger musikalischer Stiländerungen von martialischem Industrial über Bombast-Rock bis zu symphonischen Werken.
LAIBACH hinterfragt nicht nur politische Denkstrukturen, sondern kritisiert staatliche und religiöse Machtstrukturen insgesamt, sowie darüber hinaus kulturindustrielle Vermarktungsmechanismen und die politischen Manipulationsstrategien der Populärkultur.
LAIBACH sind derzeit auf ihrer “Opus Dei Tour”, die sie durch verschiedene Städte führt. Die Tour hängt mit der Wiederveröffentlichung ihres kultigen Albums “Opus Dei” zusammen, das ursprünglich 1987 veröffentlicht wurde und nun nach 26 Jahren remastert und auf Vinyl und CD wiederveröffentlicht wurde. Dieses Album enthält einige ihrer bekanntesten Songs wie “Life is Life” (Leben heißt Leben) und “Geburt einer Nation”.
Die Tour bot die Möglichkeit, LAIBACH live zu erleben und die neu aufgelegten Songs sowie andere Werke aus ihrem umfangreichen Repertoire zu hören. Es ist auch eine Gelegenheit für das Kollektiv, ihre künstlerischen Visionen und ihre einzigartige Interpretation von Musik und Performance-Kunst zu präsentieren.
Ich habe LAIBACH mehrfach live gesehen und war jedes mal mehr als nachhaltig beeindruckt. Mein erstes LAIBACH Konzert war anlässlich der „Leben heisst Leben“ Tour am 25.12.1987 in Coesfeld. Es war Weihnachten, eine kalte Nacht und das Konzert war sehr, sehr laut und atonal. Eine klangliche Tortur mit der Attitüde des Punk. Ein fantastsiches Erlebnis, was mich nie wieder losgelassen hat.
Insofern war ich nun, 37 Jahre später, sehr gespannt, wie LAIBACH sich an dem heutigen Abend, in Köln im Essigwerk, im Zuge der Wiederaufführung des Albums “Opus Dei” inszenieren würden.
LAIBACH haben im Laufe ihrer Karriere eine bemerkenswerte musikalische Evolution durchlaufen. Seit ihrer Gründung im Jahr 1980 hat sich ihr Sound von den frühen Tagen des experimentellen und industriellen Lärms hin zu einer komplexeren und vielschichtigeren Klanglandschaft entwickelt.
In den Anfängen war LAIBACHs Musik stark vom Industrial und der experimentellen Szene geprägt, mit einem düsteren und oft provokativen Ton. LAIBACH ist mittlerweile in verschiedenen Genres unterwegs. Jedes dieser Genres arbeitet mit bestimmten Motiven und Regeln, die ihnen helfen, ihre Ideen präziser zu kommunizieren. LAIBACH haben sich weiterentwickelt und neue musikalische Territorien erkundet, ohne dabei ihre Wurzeln zu verlassen.
Ursprünglich von totalitären Ästhetiken beeinflusst, hat die Band Elemente aus dem italienischen Futurismus, dem sozialistischen Realismus und Anspielungen auf Nazi-Deutschland-Symbole verwendet. Diese provokative Nutzung von Bildern war Teil ihres Konzepts, das sie seit den ersten Tagen ihrer Gründung verfolgt haben. Im Laufe der Zeit hat LAIBACH ihren visuellen Stil durch die Strategie des Retrogardismus weiterentwickelt, ein ästhetisches System, das einzigartig für die osteuropäische Kunst ist. Sie haben totalitäre Ikonografie neu mythologisiert, die im zeitgenössischen Kapitalismus oft nur als anstößiger Kitsch wahrgenommen wird. Zu den dominanten Motiven in ihrem visuellen System gehören der Hirsch, die Sämann-/Arbeiter-Ziffer und das Malewitsch-Kreuz.
LAIBACH und die NSK (Neue Slowenische Kunst) haben als ‘Memory machine’ fungiert, indem sie historische europäische Traumata in einer scheinbaren Neuinszenierung des totalitären Rituals re-inszenierten. Dies zeigt, wie LAIBACH Geschichte als eine aktive politische Agenda des heutigen Ost- und Mitteleuropas darstellt.
In jüngerer Zeit hat sich LAIBACH weiterhin visuell ausgedrückt, indem sie ihre Botschaften durch multimediale Kunstwerke und Performances vermitteln. Ihre visuelle Darstellung bleibt ein zentraler Aspekt ihrer Identität und ihrer Fähigkeit, komplexe Themen zu kommunizieren. Die kontinuierliche Entwicklung ihres visuellen Stils spiegelt ihre künstlerische Reife und ihre Bereitschaft wider, sich mit der sich verändernden kulturellen Landschaft auseinanderzusetzen.
LAIBACH ist eine Organisation, die sich durch ihre Kunst intensiv mit Themen wie Massenpsychologie, Popkultur und Totalitarismus auseinandersetzt. Ihre Arbeit ist mehrdeutig und provokativ, und sie nutzen ihre Musik und Performances, um tiefgreifende Fragen über Macht, Kontrolle und die Rolle des Individuums in der Gesellschaft zu stellen.
Die Kernpunkte, die LAIBACH verhandelt:
Massenpsychologie:
LAIBACH erforscht, wie Massenbewegungen und -ideologien das individuelle Verhalten beeinflussen können. Sie zeigen auf, wie leicht Menschen durch kollektive Identitäten und starke Führungspersönlichkeiten manipuliert werden können.
Popkultur:
Die Band nimmt oft populäre Lieder und transformiert sie, um zu zeigen, wie Popkultur totalitäre Ideen verbergen und verbreiten kann. Sie demonstrieren, wie Musik und Kultur als Werkzeuge zur Formung der öffentlichen Meinung und zur Förderung von Ideologien genutzt werden können.
Totalitarismus:
Durch die Verwendung totalitärer Ästhetik und Symbole hinterfragt LAIBACH die Natur von Macht und Autorität. Sie imitieren totalitäre Strategien und kopieren deren Ästhetik, um zu zeigen, wie solche Systeme funktionieren und um die Zuschauer dazu zu bringen, über die subtilen Formen der Kontrolle in der modernen Gesellschaft nachzudenken.
Unterordnung des Menschen:
LAIBACH stellt die Erwartung in Frage, dass sich das Individuum der Masse oder einer Ideologie unterordnen soll. Sie regen dazu an, über die Bedeutung von Individualität und persönlicher Freiheit in einer Welt nachzudenken, die oft Konformität verlangt.
Insgesamt fordert LAIBACH das Publikum heraus, über die komplexen Beziehungen zwischen Individuum und Kollektiv, Kunst und Propaganda sowie Freiheit und Kontrolle nachzudenken. Ihre Arbeit ist eine Einladung, die Mechanismen zu erkennen, die in der Gesellschaft am Werk sind, und die eigene Rolle in diesem System kritisch zu beleuchten.
LAIBACH nutzt die Ästhetik totalitärer Systeme, um die Mechanismen der Macht und Kontrolle zu hinterfragen und zu dekonstruieren.
Die Kraft und Kontrolle der Masse
Die Masse hat einen tiefgreifenden Einfluss auf das Individuum, besonders im Kontext von populärer Kultur und Ideologien. Hier sind einige Schlüsselaspekte, wie dieser Einfluss sich manifestieren kann:
Konformitätsdruck:
In der Popkultur kann die Masse einen starken Druck auf das Individuum ausüben, sich anzupassen und die vorherrschenden Trends, Meinungen und Verhaltensweisen zu übernehmen. Vereinfachung von Komplexität: Die Masse neigt dazu, komplexe Sachverhalte zu vereinfachen. In der Popkultur zeigt sich dies oft in der Reduktion von Künstlern oder Ideen auf einfache, leicht verdauliche Botschaften.
Verstärkung von Ideologien:
Popkultur kann als Vehikel für die Verbreitung von Ideologien dienen. Die Masse kann bestimmte ideologische Inhalte verstärken, indem sie diese konsumiert und weiterverbreitet.
Regression:
Unter dem Einfluss der Masse kann das Individuum auf eine primitivere Stufe der Moral zurückfallen, wo einfache Wertesysteme dominieren und Zwischentöne ignoriert werden.
Identitätsbildung:
Die Masse kann die Identität des Einzelnen beeinflussen, indem sie ein Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gruppe schafft, was wiederum das Selbstbild und die Werte des Individuums prägen kann.
Diese Dynamiken sind besonders relevant, wenn man bedenkt, wie Popkultur und Ideologien das Denken und Handeln von Menschen beeinflussen können.
Die Masse kann sowohl eine Quelle der Inspiration als auch der Manipulation sein, und es ist wichtig, sich dieser Einflüsse bewusst zu sein.
Im Kontext einer Massenveranstaltung kann die Masse das Individuum auf vielfältige Weise beeinflussen. Die Dynamik der Masse und ihre Auswirkungen auf das Individuum sind besonders in solchen Umgebungen spürbar, wo Emotionen hochkochen und kollektive Erfahrungen im Vordergrund stehen. Hier sind einige Beispiele, wie die Masse das Individuum beeinflussen kann:
Stimmungsübertragung:
Die Energie und Begeisterung der Masse können auf das Individuum überspringen, was zu einer verstärkten emotionalen Reaktion führt. Dies kann bei einem Konzert die Reaktion auf die Musik oder bei einem Fußballspiel die Reaktion auf das Spielgeschehen verstärken.
Gruppenkonformität:
In einer Masse kann das Bedürfnis nach Zugehörigkeit dazu führen, dass sich Individuen den vorherrschenden Meinungen und Verhaltensweisen anpassen. Dies kann sich in der Art und Weise äußern, wie Fans ihre Mannschaft anfeuern oder wie Konzertbesucher auf die Performance reagieren.
Deindividuation:
In der Anonymität der Masse können sich Individuen von ihrer normalen sozialen Identität lösen und sich mehr von der Gruppe leiten lassen. Dies kann zu einem Verhalten führen, das sie außerhalb dieser Masse nicht zeigen würden, wie z.B. das Mitsingen von Liedern oder das Rufen von Slogans.
Verstärkungseffekt:
Die Masse kann bestimmte Verhaltensweisen verstärken, indem sie diese belohnt oder missbilligt. Beispielsweise kann Applaus bei einem Konzert die Künstler zu einer Zugabe motivieren, oder Buhrufe bei einem Fußballspiel können die Entscheidungen des Schiedsrichters beeinflussen.
Soziale Identität:
Die Zugehörigkeit zu einer Masse kann das Gefühl der sozialen Identität stärken. Dies ist besonders bei Sport- und Musikveranstaltungen der Fall, wo die Identifikation mit dem Team bzw. dem Popstar Teil der eigenen Identität wird.
Diese Aspekte der Massenpsychologie sind eng mit den Themen verbunden, die LAIBACH in ihrer Musik und ihren Performances anspricht. LAIBACH laden das Publikum dazu ein, über die Rolle der Masse in der Gesellschaft und die Auswirkungen auf das Individuum nachzudenken. Bei Massenveranstaltungen werden diese Konzepte lebendig und beeinflussen das Erlebnis jedes Einzelnen.
Diese Elemente können auf die Massenpsychologie in einem Fußballstadion angewendet werden, um zu verstehen, wie die Masse das Verhalten der Beteiligten und das Gesamterlebnis beeinflusst.
Massenpsychologie im Fußball:
Einheitlichkeit:
Wie LAIBACH in ihren Uniformen eine kollektive Identität schafft, so kleiden sich auch Fußballfans in den Farben ihres Teams, um Einheit und Zugehörigkeit zu demonstrieren.
Rituale und Symbole:
Ähnlich wie LAIBACH Symbole und Rituale nutzt, um ihre Botschaften zu vermitteln, verwenden Fußballfans Gesänge, Fahnen und Choreografien, um ihre Unterstützung und ihre kollektive Stärke auszudrücken.
Emotionale Ansteckung:
Die intensive Atmosphäre bei LAIBACH-Konzerten, die durch die Musik und die visuelle Präsentation erzeugt wird, findet ein Echo in der emotionalen Ansteckung, die in einem Fußballstadion erlebt wird, wo die Stimmung der Menge die Spieler und Zuschauer beeinflussen und das Spielgeschehen mitbestimmen kann..
Provokation und Subversion:
LAIBACH provoziert bewusst, um zum Nachdenken anzuregen. Im Fußball können Spieler oder Fans provokative Aktionen oder Gesänge und Rufe nutzen, um Gegner zu demoralisieren, Schiedsrichterentscheidungen oder gesellschaftliches Verhalten zu beeinflussen oder einen psychologischen Vorteil für ihr Team zu schaffen.
Machtstrukturen:
LAIBACH hinterfragt Machtstrukturen und Autorität. Im Fußballstadion können Fans und Spieler die Autorität des Schiedsrichters oder der Fußballverbände in Frage stellen, ähnlich wie LAIBACH die gesellschaftliche Welt herausfordert.
Kollektive Identität:
Wie LAIBACH die Idee der Deindividualisierung verfolgt, so verschmelzen auch Fußballfans zu einer Masse, die ihre individuellen Unterschiede hinter der Unterstützung für ihr Team zurückstellt.
Insgesamt könnte man sagen, dass ein Fußballspiel als eine Art Bühne betrachtet werden kann, auf der sich ähnliche psychologische und soziale Dynamiken abspielen, wie sie LAIBACH in ihrer Kunst erforschen. Die Massenpsychologie, die sowohl bei LAIBACH-Konzerten als auch bei Fußballspielen eine Rolle spielt, zeigt, wie Individuen in einer Gruppe ihre Verhaltensweisen anpassen und wie Gruppenidentitäten und -emotionen entstehen und genutzt werden können.
Künstlerisch werden diese Fragen in Kompositionen und Ästhetiken der Massenkulturen und der kulturpolitischen Agitation immer wieder erkundet und in durchaus fragwürdigen Menschenversuchen des Populismus und der Totalitarismus ausgestellt.
LAIBACH inszenieren und repetieren diese Versuche: Ist es nicht eine Lust, einer Gemeinschaft zuzugehören und ihrem Ornament der Masse, ihrem synchronisierten, symmetrischen Choreografien sich zu überantworten?
Mit den Versionen von „Life is Life“ von Opus und „One Vision“ von Queen offenbarten die Band Unangenehmes: Den verborgenen Zusammenhang zwischen Totalitarismus und Pop, zwischen Massenbewegung und Massenbegeisterung. Aber ihre martialischen Fassungen dieser Songs sind viel mehr als Ironie oder Demaskierung durch Überaffirmation: Es sind zwar Dekonstruktionen, aber zugleich Denkmäler. Hier wird zugleich die Schönheit von Pop hymnisch gefeiert und dessen Gefährlichkeit heraufbeschworen. Denn, so schwierig das einzugestehen ist, LAIBACH zeigen nichts anderes als die Schönheit des Totalitarismus, beziehungsweise die totalitären Züge der Massenkultur. Ihr Werk ist sozusagen eine Offenbarung. Oder wie es die Band selbst auf den Punkt gebracht hat: „Jede Kunst ist politischer Manipulation unterworfen, außer jener, die die Sprache eben dieser Manipulation spricht. * www.kleinezeitung.at
„LAIBACH funktioniert nicht als Antwort, sondern eher als Frage.“ Slavoj Žižek
Natürlich steht auch die Frage im Raum, ob das vielleicht alles nur ein großer Quatsch sei: „Are LAIBACH funny?“. Die Band nur als Komödie zu verstehen, ist zu simpel. Die pathetischen Gesten der Band sind nach 40 Jahre nicht mehr richtig ernst zu nehmen, weil unsere heutige Zeit viel ironischer ist. Die Postmoderne hat heute teils einen üblen Ruf, mal gilt sie mit ihrem „Anything goes“-Mantra als Begründerin des nihilistischen Neokapitalismus, mal als schwachsinnige, weil heillos optimistische Utopie übermütiger Soziologen. Mitte der Achtzigerjahre war das noch anders, da gaben ihre Ideen der Kunst die Möglichkeit, Vergangenheit und Zukunft neu zu bewerten. Ein Stilmittel: die komplette Neukontextualisierung von Sprache, Symbolen und Musik.
Insofern scheint das Konzept der Kunstmaschine LAIBACH aus der Zeit gefallen zu sein, so wie der Punk und seine kulturrevolutionäre Kraft, die ihm in den 70ern und 80ern inne wohnte. (Punk is D(e)ad)!
LAIBACH bilden hier eine Ausnahme und sind aktueller denn je, wenngleich auch hier das Publikum mit 50+ überaltert scheint und man sich fragt, gibt es ein Äquivalent für die nachwachsenden Generationen oder sind die Themen obsolet und müssen nicht mehr im kulturellen Kontext verhandelt werden?
LAIBACH ist im Jahr 2024 noch relevant. Sie feiern das 37-jährige Jubiläum ihres bahnbrechenden Albums “Opus Dei”, das sie in den globalen Fokus rückte und ihren einzigartigen und provokativen Stil etablierte. Die Band bleibt ein faszinierendes Phänomen, anerkannt für ihre politisch aufgeladenen Multimedia-Kunstwerke und geschätzt für ihren hohen künstlerischen Wert.
Ihre aktuelle “Opus Dei Tour” umfasst 29 Stationen in Europa, darunter 10 in Deutschland, und ist ein Highlight für hartgesottene LAIBACH-Fans. Die Konzerte bieten eine energiegeladene, intensive und visuell beeindruckende Show, die LAIBACHs charakteristischen künstlerischen Ansatz mit ihrer politischen Botschaft nahtlos verbindet.
Die Relevanz von LAIBACH zeigt sich nicht nur in ihrer fortgesetzten Präsenz auf der Bühne, sondern auch in der zeitgemäßen Wiederveröffentlichung von “Opus Dei”, die ihre anhaltende Einflussnahme unterstreicht, besonders in einer Zeit globalen politischen Wandels.
a/political und die Slovenian Book Agency präsentieren „Alamut“, ein symphonisches Original-Werk der „Ingenieure der menschlichen Seelen“ – der Retro-Avantgarde-Gruppe Laibach, das in Zusammenarbeit mit iranischen Komponisten und Interpreten entstanden ist. Bevor es in Teheran vorgestellt wird, wofür die diplomatischen Verhandlungen im Gange sind, wird „Alamut“ im Rahmen des slowenischen Ehrengastprogramms auf der Frankfurter Buchmesse am 19. Oktober 2023 in der Jahrhunderthalle Frankfurt uraufgeführt werden.
„Alamut“ ist ein multimediales Spektakel, das auf einer berühmten Geschichte aus dem Persien des 11. Jahrhunderts basiert, die der slowenische Schriftsteller Vladimir Bartol (1903 – 1967) in seinem gleichnamigen Roman neu erzählt. Die Hauptfigur ist Hassan-i Sabbāh, der charismatische religiöse und politische Führer der Nizari-Ismailiten und Gründer einer geheimnisvollen militärischen Formation, die als die Assassinen bekannt ist und deren Name noch heute gefürchtet wird. Hassan-i Sabbāh ist aber auch ein selbsternannter Prophet, der von seinem Hort aus – der Burg von Alamut – einen heiligen Krieg gegen das Seldschukenreich führt.
Der Roman von Bartol untersucht hinter dem vordergründig historischen Stoff natürlich zugleich die Mechanismen der Propaganda der Gegenwart, den Aufstieg des Faschismus in Italien, den er als Angehöriger der slowenischen Minderheit in Triest miterlebte.
Das wiederkehrende Motiv „Nichts ist wahr, alles ist erlaubt“ ist sowohl das oberste Prinzip der Ismaeliten als auch zentrale Leitidee des Romans, der 1938 veröffentlicht und sarkastisch Benito Mussolini gewidmet wurde.
Vor dem Hintergrund der scheinbaren Umwertung aller Werte in der Gegenwart, der Flut widersprüchlicher Informationen, die die Welt beherrschen, und der zerstörerischen Angriffskriege, die uns im 21. Jahrhundert beherrschen, muss man womöglich konstatieren, dass „Nothing Is True, Everything Is Permitted“ vielleicht aktueller ist denn je.
In Laibachs Anverwandlung von „Alamut“ verbinden sich die Ideen des radikalen Nihilismus der in diesem Leitsatz angelegt ist, mit der klassischen persischen Poesie von Omar Khayyam, die sinnlichen Verse von Mahsati Ganjavi verschmelzen mit minimalistischen, aus der iranischen Tradition stammenden Orchesterfarben. Hassan-i Sabbāhs Propagandamechanismen dagegen spiegeln sich nicht zuletzt im Klang Laibachs wider.
In Frankfurt wird das RTV Slovenia Symphony Orchestra von dem iranischen Dirigenten Navid Gohari geleitet. Außerdem treten die Vokalgruppe Human-Voice Ensemble aus Teheran, der Frauenchor Gallina (SLO) und Disharmonic Cohort auf. Die Musik wurde von Luka Jamnik, Idin Samimi Mofakham und Nima A. Rowshan komponiert.
Im November setzen Laibach ihre im Frühjahr begonnene Love Is Still Alive-Tournee fort und sind an folgenden Orten zu sehen:
07.11.23 LU-Luxembourg, De Atelier
08.11.23 UK-London, Sheperds Bush Empire 09.11.23 Coesfeld, Fabrik
10.11.23 NL-Heerlen, Poppodium Niewe Nor
12.11.23 SE-Malmö, Moriska Paviljongen
14.11.23 NL-Amsterdam, Melkweg 15.11.23 Nürnberg, Z-Bau
17.11.23 Glauchau, Stadttheater
18.11.23 PL-Katowice, P23
19.11.23 PL-Warschau, Progresja
20.11.23 CZ-Prag, Hypernia 21.11.23 AT-Wien, Arena
22.11.23 SI-Bratislava Majestic Club
23.11.23 RO-Cluj, Form Space
24.11.23 RO-Bukarest, Quantic Club
26.11.23 BG-Sofia, Pirotska 5 Event Center
Ein Themenabend fürs Publikum, zeitgemäß im Stream, genre- und generationsübergreifend: Die Popkomm kündigt sich für den 11.06 an!
Sie war einst die größte Messe für Popkultur und ihr Name war Programm: Popkomm stand und steht für Pop und Kommunikation. Nun gibt es zahlreiche Gründe, die Popkomm neu zu erfinden. Am 11. Juni richtet die Popkomm aus gegebenem Anlass live im Stream aus dem Kölner Luxor erstmals das Parliament of Pop mit Vertreter*innen aus Pop und Politik aus.
Mit dabei sind unter anderem Karl Lauterbach (SPD), Claudia Roth und Erhard Grundl (Bündnis 90/Die Grünen), Susanne Henning-Wellsow (Die Linke), Rembert Stiewe (Orange Blossom Special), Holger Hübner (Wacken Open Air) und Sandra Beckmann (Alarmstufe Rot).
Popkomm präsentiert das Parliament of Pop
Eines haben Politik und Popkultur gemeinsam – sie berühren letztlich jede*n. Trotzdem scheinen zumindest in Deutschland beide eine grundlegend andere Sprache zu sprechen – oder anders: Man versteht sich nicht sonderlich gut.
Was liegt also näher, als im Superwahljahr 2021 Pop und Politik einander näher zu bringen. Wenn die Popkultur schon nicht systemrelevant ist und in der politischen Prioritätenliste der Coronakrise ganz weit hinten rangiert, so ist es an der Zeit, dass Miteinander von Pop und Politik neu zu verhandeln.
Das Parliament of Pop der Popkomm wird zum digitalen Plenarsaal und hat sich zum Ziel gesetzt, die politische Debatte zu bereichern und den demokratischen Dialog zu erweitern: Kommt die Vermögensteuer für Popstars, wer rettet die Clubs, das sind nur einige der Fragen, die es vor der Bundestagswahl zu klären gilt.
Wer kann die Frage nach dem Kauf eines Tickets für ein Festival oder Konzert in diesem Sommer besser beantworten als Karl Lauterbach? Welche Politikerin außer Claudia Roth kann erklären, warum es in der in der Politik neuerdings mehr als nur Protestsongs braucht? Wie konnte es passieren, dass Susanne Henning-Wellsow die Sleafords Mods hört, und wer, wenn nicht Erhard Grundl, einer der wenigen Politiker, der aus der Musikbranche in die Politik gewechselt ist, kann darüber berichten, wie es in der Politik um die Popkultur bestellt ist?
Zeit für Pop, Macht, Politik!
Endlich zieht es auch Akteure aus der Popkultur in die Bundespolitik. Die Bundestagskandidaten Joe Chialo, Labelchef von Airforce 1 (Kelly Family, Ben Zucker, Beyond The Black) für die CDU, Jens Herrndorff, der Manager von Fettes Brot für Bündnis 90/Die Grünen, sowie Daniel Schneider, Chef und Booker des Deichbrand Festivals für die SPD, erklären ihre politischen Ziele.
Ebenso treten an: Michael Beckmann (Rettet die Klubs), Sandra Beckmann (Alarmstufe Rot), Holger Hübner (Wacken Open Air), Sebastian Krumbiegel (Die Prinzen), Rembert Stiewe (Orange Blossom Special), Ole Plogstedt (Rote Gourmet Fraktion) sowie Marc Wohlrabe (CDU/Livekomm). Sie geben ihrerseits in digitalen Interviews, Statements und Gesprächsrunden Einblicke in das Spannungsfeld der Wechselwirkung zwischen Pop und Politik.
Die Moderatoren: Isabel Roudsarabi, (Chefredakteurin Höme für Festivals), Susanne Reimann (Journalistin), Steve Blame (TV Moderator) und Michael Westerhoff (freier Journalist).
Popkomm; Respectfully Yours…
Köln – Luxor – 11. Juni 2021 – Beginn 20:00 Uhr // Live und digital im Stream, wahlweise umsonst oder mit den Soli-Tickets fürs allgemeine Wohlbefinden.
Infos zum Programm und Soli-Tickets ab sofort auf Popkomm.net.
Das Programm
re: Turn „Vorverkauf oder Abendkasse?“, eine epidemiologische Prognose für Konzerte und Festivals von und mit Karl Lauterbach (SPD).
Stresstest für Festivals: „Comeback oder Warteschleife?“ mit Rembert Stiewe (Orange Blossom Special) und Holger Hübner (Wacken Open Air).
re: Scue „Rettet die Klubs“, der Musiker und Komponist für Filmmusik (unter anderem „Fack ju Göhte“) Michael Beckmann erläutert seine Mission in Kombination mit Marc Wohlrabe (CDU) von der Livekomm.
„Nicht ohne meinen Anwalt“, Dany Rau und sein Marsch durch die Instanzen. Der freischaffende Produktionsleiter beschreitet den Rechtsweg für eine angemessene finanzielle Entschädigung im pandemiebedingten Lockdown. Mit dabei Sandra Beckmann von der Initiative Alarmstufe Rot.
re: New „Pop.Macht.Politik!“ Endlich: Musikmenschen zieht es in den Bundestag. Jens Herrndorff, der Manager von Fettes Brot tritt an für Bündnis 90/Die Grünen, Joe Chialo, Labelchef von Airforce 1, für die CDU und Daniel Schneider, Chef und Booker vom Deichbrand Festival, für die SPD.
re: Member „Mutprobe Politik“, die Bundestagsabgeordnete Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) und ihr Plädoyer, warum es neuerdings mehr als nur Protestsongs braucht.
„Blaupause Sleaford Mods”, Susanne Henning-Wellsow, die Parteivorsitzende der Partei Die Linke, erklärt ihre Politik nicht nur mittels der britischen Band Sleaford Mods.
„Aus dem Maschinenraum der Politik“, Erhard Grundl, Mitglied im Kulturausschuss des Bundestags für Bündnis 90/Die Grünen, und seine Bewertung der Corona-Hilfen für die Kultur- und Kreativwirtschaft.
re: Mind
Die Popkomm Late Night Show mit der Gesprächsrunde zu der entscheidenden Frage der „Vermögensteuer für Popstars?“ Merke: Die schwarze Null ist keine Gothic-Band. Die Stammtisch-Debatte an der „Strafbar“ unter anderem über die Sinnhaftigkeit von Kurzstreckenflügen von Popstars im Privatjets in Zeiten des Klimawandels, der wachsenden sozialen Ungleichheiten und dem Für und Wider eines Mietendeckels.
re: Call
Der Stammtisch zur „Strafbar“, der mobilen Tourneekneipe des Punkrock-Kochs Ole Plogstedt von der Roten Gourmet Fraktion, serviert den Gästen nicht nur Getränke, sondern sorgt zudem für den außerparlamentarischen Gesprächsstoff zum Parliament of Pop.
Die Moderatoren: Isabel Roudsarabi, Chefredakteurin Höme für Festival.
Susanne Reimann, Journalistin, TV Moderatorin, Redakteurin und Sprecherin.
Steve Blame, TV Moderator, Autor von Büchern und Drehbüchern. Michael Westerhoff, freier Journalist und Moderator.
Infos zum Programm und Soli-Tickets ab sofort auf Popkomm.net.
In wenigen Wochen beginnt in Osnabrück das 34. European Media Art Festival. Wir möchten Sie heute über die Installationen informieren, die vom 21. April bis zum 30. Mai in der Kunsthalle Osnabrück und an weiteren Ausstellungsorten der Stadt zu sehen sein werden. Die von der Berliner Kuratorin Inga Seidler kuratierte Ausstellung trägt den Titel „possessed“.
Damit nimmt die Ausstellung das Thema der 34. Ausgabe des European Media Art Festivals auf und bewegt sich – entsprechend der Doppelbedeutung des Wortes „possessed“ in seiner deutschen Übersetzung – im Spannungsfeld der Begriffe Besitz und Besessenheit. Die gezeigten Arbeiten behandeln auf vielfältige Weise koloniale und kapitalistische Zusammenhänge der Themen Herrschaft, Kontrolle, Besitz und Eigentum. Dabei fällt ein besonderes Augenmerk auf die Rolle von Technologien. Ihnen setzen die medienkünstlerischen Arbeiten zugleich neue, alternative und indigene Vorstellungen von Miteinander und Besitz entgegen.
Mit dem Setting der Ausstellung im Kirchenschiff der ehemaligen Dominikanerkirche werden dabei ästhetisch spannungsreiche Kontraste zu den gezeigten Arbeiten gesetzt: Zum Beispiel verschmilzt die altarhafte Video-Installation „Madre Drone“ der chilenischen Künstlerin Patricia Domínguez Mythen, Symbole und Rituale mit Vorstellungen von Extraktion und indigenen Landrechten, kultureller Aneignung und Naturzerstörung durch Industrialisierung. In Domínguez‘ Werken sollen „die Auswirkungen des Spätkapitalismus und der ökologischen Zerstörung im physischen und sozialen Körper exorziert werden“. Gleichzeitig erforscht sie das emanzipatorische Potenzial der künstlerischen Imagination als eine Form der psychischen Emanzipation und als einen Weg der Heilung unseres kolonialen Traumas.
Nora Al Badris Arbeit mit dem Titel „BabylonianVision“ hinterfragt heutige Museumspraktiken, indem sie mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) und Maschinellem Lernen synthetische babylonische Objekte auf der Grundlage von Altertümern generiert. „Die entstehenden Bilder dieses Techno-Erbes werden so zum Mittel der Rückgewinnung von kulturellen Datensätzen aus dem Besitz westlicher Museumssammlungen genutzt“, sagt EMAF-Kuratorin Inga Seidler.
Was es bedeutet, keine Geschichte und damit keine Zukunft zu haben, kulminiert in dem Video „Motlhaba Wa Re KeNamile“, das Lerato Shadi in ihrer Heimatstadt Lotlhakane (Botswana) gedreht hat: Die Arbeit erinnert an die sogenannten Sklavenmasken, die weiße Sklavenhalter ihren entmenschlichten Arbeitskräften über den Kopf stülpten, damit sie keine Erde schlucken und so Selbstmord begehen konnten — als letzte Geste des Widerstands.
Pedro Neves Marquez untersucht Geschichten der Kolonialisierung durch die Linse der Biotechnologie und verweist darauf, wie eng die Kolonisierung von Völkern mit der Kolonisierung von Land und mit der Kontrolle über biologische Reproduktion im Allgemeinen verbunden ist. In „YWY, the Android“ spricht ein weiblicher indigener Androide, von der wir erfahren, dass sie eine Feldarbeiterin ist, mit einer GMO-Mais-Pflanze über körperliche Rechte, Unfruchtbarkeit, Arbeit und Monokulturen. Als Mensch ist der Betrachter nicht in der Lage, die Stimme des Mais zu hören, und nimmt den Dialog deshalb als einen seltsamen Monolog wahr.
Vladan Joler erforscht und visualisiert verschiedene technische und soziale Aspekte zeitgenössischer Phänomene im Schnittpunkt von Technologie und Gesellschaft: Eine großdimensionierte Landkarte des New Extractivism zeigt alte mit neuen Formen des Kolonialismus und Extraktivismus und erinnert daran, wie der Kapitalismus das organisiert, was Natur genannt wird, indem er fortlaufende Formen der Ausbeutung zwischen Kulturen, Bevölkerungen, Ländern und Territorien diskutiert.
Eine der Thesen, mit denen der Künstler Johannes Paul Raether in Gestalt der „Weltheilungshexe Protektorama“ arbeitet, lautet, dass die von den Prinzipien des Kapitals besessene Menschheit zur Prothese ihrer eigenen digitalen Geräte mutiert. „Protektorama“ konstruiert mit dem Weltheilungswald einen rituellen Ort, an dem wir uns durch Entrationalisierung und durch sinnliches Kommunizieren von unserem Smartphone-Fetisch trennen können.
Die diesjährigen EMAF-Ausstellung „possessed“ wird am 21. April 2021 in der Kunsthalle Osnabrück eröffnet. Allerdings kann derzeit nicht garantiert werden, unter welchen Bedingungen ein Besuch der Ausstellung und des Festivals unter den Ende April geltenden Corona-Richtlinien möglich sein wird. Deshalb bereiten die Organisatoren auch Online-Formate vor, die einen virtuellen Besuch der Ausstellung ermöglichen werden. Aktuelle Informationen hierzu werden auf der Website www.emaf.de veröffentlicht.
Ausstellung „possessed“ des EMAF 2021 FESTIVAL April 21 – 25 2021 / Ausstellung April 21 – Mai 30 2021
Mit seinem Thema „Possessed“ [„Besessen“] legt das EMAF in diesem Jahr den Fokus auf Fragen des Eigentums und Formen des Besitzens. Gezeigt werden Filme, Installationen, Performances und Vorträge, die untersuchen, wie Besitzverhältnisse unsere globale Gegenwart und Zukunft bestimmen und wie sie mit unserer jüngeren Vergangenheit verwoben sind. Sie zeigen auf, wie Objekte, Räume oder Erfahrungen von uns Besitz ergreifen und dabei alternative Formen des Miteinanders ermöglichen.
Und indem sie mit Strategien der Aneignung, der Distribution und des Entzugs experimentieren, schlagen sie neue Formen der Präsenz in und Partizipation an den Räumen und Institutionen von Film und Medienkunst vor. Während Ausstellung, Filmprogramm und Talks sich je unterschiedlichen Aspekten des Themenschwerpunkts widmen, nehmen einzelne Formate gezielt ihre Zusammenhänge und Wechselbeziehungen in den Blick.
Die von Inga Seidler kuratierte Ausstellung nimmt Besitz und Kolonialismus beziehungsweise (rassistischen) Kapitalismus als Ausgangspunkt. In den ausgewählten Arbeiten geht es um Ungleichheiten, die dieses System des Besitztums (und Eigentumsrechts) hervorgebracht hat: die Enteignung oder den Entzug von Land, Subjektivität, Geschichte(n), Erinnerungen und Rechten. Sie werfen ein Licht darauf, wie sich dies im Bereich des Digitalen fortsetzt und auf die Verbindung von Technologie und Abstraktion zurückwirkt. Die Schau präsentiert zudem Werke von Künstler:innen und Aktivist:innen, die alternative Formen des Besitzes, verschiedene Modelle des Zusammenlebens unter Verzicht auf Eigentum sowie veränderte gesellschaftliche Realitäten imaginieren.
Das von Anja Dornieden und Juan David González Monroy kuratierte Filmprogramm mit dem Titel „The Unpossesable Possessor“ [„Der nicht besitzbare Besitzer“] betrachtet den kinematografischen Apparat als lebendiges Wesen, der in eine vielschichtige Beziehung mit uns Menschen verstrickt ist. Ist seine Beziehung zu uns parasitärer oder wechselseitiger Natur? Sind seine Absichten lauter oder korrupt? Steht er unter unserer Herrschaft oder unterliegt unser Selbst seiner Kontrolle? Ist er menschlich? Oder etwas anderes? Liebt er uns? Zweifellos haben wir einen guten Teil unseres kollektiven Bewusstseins der Filmmaschine abgetreten. Wäre es nicht hilfreich herauszufinden, wer sie ist und was sie will?
Das von Daphne Dragona kuratierte Talk-Programm diskutiert, was „Besitz“ und „Besessen-Werden“ heute bedeuten und in welcher Verbindung sie zueinander stehen. Bildende Künstler:innen, Filmschaffende und Theoretiker:innen sind eingeladen, über Besitz, Kontrolle und Herrschaft im Kontext von Grundbesitz, Identität und Technologie zu diskutieren und zu erkunden, wie diese von alten und neuen Überzeugungen, Ritualen und Gewohnheiten bestimmt werden. Indem es seine Aufmerksamkeit auf vergangene und zeitgenössische Formen des Kolonialismus und des Extraktivismus richtet, fragt das Programm danach, was es bedeutet, Welt/en zu besitzen, zu verlieren und zurückzufordern. Dabei befasst es sich mit Formen von Widerstand, Relationalität und Verwandtschaft.
Die Kurator:innen des Themenschwerpunkts:
Inga Seidler lebt und arbeitet als Kuratorin und Kulturproduzentin in Berlin. In den letzten Jahren hat sie Ausstellungen und Performances, Residenz- und Publikationsprojekte entwickelt, produziert und kuratiert. Nach mehreren Jahren als Producer und Kuratorin beim Festival transmediale leitete sie das Digitale Programm der Akademie Schloss Solitude. In ihrer aktuellen Position am ACUD MACHT NEU beschäftigt sie sich im Rahmen der Serie COLLECTIVE PRACTICES mit Fragen der kollektiven Wissensproduktion, des Kulturschaffens und Organisierens mithilfe oder als Reaktion auf neue Technologien.
Anja Dornieden & Juan David González Monroy sind in Berlin lebende Filmemacher:innen. Ihre gemeinsamen Arbeiten entstehen unter dem Namen OJOBOCA. Zusammen praktizieren sie Orrorism, eine simulierte Methode der inneren und äußeren Transformation. Sie haben ihre Filme und Performances an einer Vielzahl von Orten und Festivals weltweit gezeigt, u.a. im Wexner Center for the Arts (Columbus), dem Österreichischen Filmmuseum (Wien), Anthology Film Archives (New York), dem Haus der Kulturen der Welt (Berlin), Kunstverein München, der Berlinale, dem International Film Festival Rotterdam und dem New York Film Festival. Sie sind Mitglieder des von Künstler:innen geführten Filmlabors LaborBerlin.
Daphne Dragona arbeitet als Kuratorin und Autorin in Berlin. Sie befasst sich mit künstlerischen Praktiken und Methoden, die gegenwärtige Machtstrukturen in Frage stellen. Sie hat Ausstellungen, Konferenzen und Workshops für Institutionen wie die Stiftung Onassis Stegi, das EMST (Museum für zeitgenössische Kunst in Athen), LABoral (Gijón), Aksioma (Ljubljana), NeMe (Limassol) und die Akademie Schloss Solitude in Stuttgart kuratiert. Dragona gehörte von 2015 bis 2019 dem kuratorischen Kernteam der transmediale an. Sie erwarb ihren PhD am Institut für Kommunikation und Medienwissenschaft der Universität Athen.
EMAF 2021: „Possessed“ FESTIVAL April 21 – 25 2021 / EXHIBITION April 21 – May 30 2021
Die beiden Jurys des European Media Art Festival haben die diesjährigen Preisträger*innen bekannt gegeben.
Vika Kirchenbauer erhält nicht nur den EMAF-Medienkunstpreis des Verbands der Deutschen Filmkritik (VDFK, dotiert mit 1.000 Euro), sondern auch den mit 3.000 Euro dotierten EMAF-Award – für ihre Arbeit „Untitled Sequence of Gaps“. Lawrence Abu Hamdan wird für sein Video „Once Removed“ mit dem mit 2.000 Euro dotierten Dialog-Preis des Auswärtigen Amtes ausgezeichnet.
Die internationale Jury begründete die Verleihung des EMAF-Award für eine richtungsweisende Arbeit in der Medienkunst an „Untitled Sequence of Gaps“ von Vika Kirchenbauer so: „Indem sie Bilder aus der Kindheit und Gedanken über verlorene oder überschriebene Erinnerungen mit allgemeinen Überlegungen zur Physik des Sehens und der Sichtbarkeit verbindet, erzeugt Kirchenbauer eine dichte Reflexion über die Machtstrukturen des Sehens und gesehen Werdens. Im Oszillieren zwischen öffentlichen und privaten Bildern, wissenschaftlichen und persönlichen Erkenntnissen, physikalischen Phänomenen und subjektiven Empfindungen legt sie immer wieder ihren Finger in die Lücken der Erinnerungsproduktion – nicht um sie zu schließen, sondern um sie als offene Räume für das noch nicht Sichtbare zu bewahren.“ Die Jury bestand in diesem Jahr aus Greg de Cuir Jr (Belgrad), Tasja Langenbach (Köln) und Tinne Zenner (Kopenhagen).
Die Jury des EMAF-Medienkunstpreises des Verbands der Deutschen Filmkritik (VDFK) entschied sich unabhängig von der internationalen Jury ebenfalls für „Untitled Sequence of Gaps“ von Vika Kirchenbauer. „Dass die Bilder wie auch das erzählende Ich in ‚Untitled Sequence of Gaps‘ nur schwer zu greifen und von einer mitunter fast geisterhaften Präsenz sind, ist Programm. Wie sich Bilder für traumatische Erfahrungen finden lassen, die im Schwarzen Loch der Erinnerung verschüttet liegen, ist die Frage, die Vika Kirchenbauer mit den Mitteln des Films stellt und zu innovativen Bildfindungen antreibt“, schreibt die Jury, bestehend aus den Filmjournalist*innen Annette Brauerhoch (Frankfurt), Esther Buss (Berlin) und Hannes Wesselkämper (Berlin).
Die beiden Jurys konnten die 37 nominierten Filme im Internationalen Wettbewerb des EMAF nicht wie üblich im Kino sehen. Sie sichteten die Arbeiten zu Hause und entschieden anschließend in Online-Konferenzen über die Preisträger*innen des EMAF 2020. Das galt auch für den Dialog-Preis, der jährlich vom Auswärtigen Amt beim EMAF zur Förderung des Interkulturellen Austauschs vergeben wird.
Mit dem Preis wurde in diesem Jahr die Arbeit „Once Removed“ von Lawrence Abu Hamdan ausgezeichnet. „Das Video ist eine außerordentlich vielschichtige Betrachtung über den Gesprächsakt, die Komplexität von Forschung und die Fluidität der Erinnerung. … Zugleich untersucht das Video die Schrecken des Krieges und die allgemeine Verblendung von Gesellschaften, die sich durch die Anerkennung und Wertschätzung kultureller Unterschiede in Frage gestellt sehen“, urteilte die Jury. All dies werde mit der sensiblen und sicheren Hand eines versierten Künstlers verhandelt, der den Gipfel seines Talents und seiner Erfolge noch nicht erreicht habe, so de Cuir Jr, Langenbach und Zenner.
Die Jury des EMAF-Award entschied sich außerdem für eine lobende Erwähnung, und zwar für die Arbeit „Billy“ von Zachary Epcar. Eine lobende Erwähnung erteilte die Jury auch im Rahmen des Dialog-Preises, und zwar für „Apiyemiyekî?“ von Ana Vaz. Auch die Jury des EMAF-Medienkunstpreises des Verbands der Deutschen Filmkritik (VDFK) sprach eine lobende Erwähnung aus: für „Pigeons and Architecture“ von Anne Linke.
Die ausgezeichneten Filme werden im Beisein der Preisträger*innen und Jurys im Rahmen des EMAF 2021 im Kino präsentiert. Heute sind sie noch bis Mitternacht auf streaming.emaf.de zu sehen.
„Ich bin sehr gerührt und sehr dankbar. Danke, dass ihr das Festival und auch den Wettbewerb online möglich gemacht habt. Und natürlich auch ganz großen Dank an die Jurys. Die Jurybegründungen sind beide wundervoll, ich kann es wirklich kaum fassen“, schreibt Vika Kirchenbauer aus Berlin. Auch Lawrence Abu Hamdan hat die Nachricht an seinem Wohnort erreicht:. Auch Lawrence Abu Hamdan hat die Nachricht an seinem Wohnort erreicht: „Ich fühle mich so geehrt und freue mich über diese Auszeichnung. Sie bedeutet mir so viel, weil sie von einem Festival kommt, das den Filmen ein Zuhause gibt, die sich an der Schnittstelle von Kunst und Kino bewegen.“
Wir gratulieren den Preisträger*innen zu ihren Auszeichnungen und danken allen am Wettbewerb beteiligten Künstler*innen für ihre Bereitschaft, ihre Arbeiten auch unter ungewohnten Bedingungen der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit Ihnen allen beim kommenden EMAF, vom 21. bis zum 25. April 2021!
KONZEPT UND FESTIVALLEITUNG:
Katrin Mundt, Hermann Nöring, Alfred Rotert
GASTKURATOR*INNEN: Inga Seidler (Ausstellung); Isabel de Sena (Talks); Jaakko Pallasvuo, Steve Reinke, Herb Shellenberger (Filmprogramm)
Im kommenden April wird Osnabrück wieder für fünf Tage zum Zentrum der internationalen Medienkunstszene. Filme, Installationen, Performances, Lectures und Expanded Media – durch all diese Bereiche wird sich auch 2019 wieder ein Thema ziehen. In diesem Jahr lautet es WILD GRAMMAR.
Unter diesem Titel wird sich das Festival der Frage nach der transformativen Kraft der Sprache widmen.
Dabei verstehen wir Sprache im weitesten Sinne als verbale und nonverbale Codes.
Sprache erzeugt unser Bild von der Welt, sie prägt unsere Interaktion mit ihr und miteinander. Sie ist niemals nur Beschreibung dessen, was ist, sondern sie ermöglicht auch den Widerspruch und das widerständige Handeln gegen einen Status quo. Gerade künstlerische Sprachen haben immer wieder gegen die Vereinfachung und Verfestigung unseres Bildes von Wirklichkeit an gearbeitet: Sie haben bewusst (Un-)Sinn produziert, Widersprüche kultiviert, Hierarchien auf den Kopf gestellt und neue Codes erfunden, die uns die Welt auf andere Weise sehen und erfahren lassen: „wilde Grammatik“ als Gegen-Rede und versuchter Befreiungsschlag.
„Wilde Grammatik“ bestimmt nicht nur die Kommunikation in den Sozialen Medien.
Die sich häufenden Fälle von Zensur zeigen auch, dass die freie, widerständige oder auch uneindeutige sprachliche Äußerung zunehmend als Bedrohung eingestuft wird, deren unkontrollierte Verbreitung es offenbar zu unterbinden gilt.
Das Thema WILD GRAMMAR geht genau diesem Widerstreit nach. Es präsentiert Werke von KünstlerInnen, die die Mittel von Film und Medienkunst im Sinne einer Poesie des Widerspruchs nutzen und damit lustvoll und energisch für neue Formen der Erfahrbarkeit von Welt plädieren. Sie greifen nicht-künstlerische Sprachen – die Sprache der Politik, der Wissenschaft, der Medien – auf, vermischen und verwirren sie und stellen ihre Wahrheitsansprüche auf die Probe.
Mit diesen Aspekten wird sich das EMAF in seiner 32. Ausgabe beschäftigen.
Das Thema wird Teil aller Sparten sein, deren Kuratoren darüber hinaus zusätzliche weitere Schwerpunkte setzen werden. Das betrifft zum Beispiel das Film- und Videoprogramm: Mehr Langfilme, eigens kuratierte Themenprogramme und die Entwicklung neuer Retrospektiven – das ist nur ein Ausschnitt dessen, was Besucher in Zukunft von dieser Festivalsektion, die seit dem 1. Oktober von Katrin Mundt geleitet wird, erwarten können.
Sie habe Freude an Kunst, die formal zwischen den Stühlen sitzt, sagt Mundt als Nachfolgerin des langjährigen Leiters des Bereiches „Film und Video“ Ralf Sausmikat – und davon soll es beim EMAF in Zukunft noch mehr geben.
European Media Art Festival Osnabrück
Festival: 24. – 28. April 2019
Ausstellung: 24. April – 26. Mai 2019
„Mein Ziel ist es, einen Film über Menschen zu machen, die glücklich sind und absolute künstlerische Freiheit genießen, trotz der Unterdrückung durch die Regierung. Sie machten Musik und konnten sich gar nichts anderes vorstellen.“ – Kirill Serebrennikow
Mit LETO gelingt Kirill Serebrennikow ein mitreißendes Zeitbild einer Jugend zwischen Rebellion, der Sehnsucht nach Freiheit und dem Leben unter Zensur. Doch im August 2017, noch vor Ende der Dreharbeiten, wurde der russische Theater- und Filmregisseur festgenommen, sodass er den Film im Hausarrest fertigstellen musste. Der Vorwurf: Veruntreuung von Fördergeldern. Serebrennikow streitet dies strikt ab und sieht darin, wie auch viele Beobachter, den Versuch, kritische Künstler in Russland einzuschüchtern.
Kirill Serebrennikow und seinen Mitarbeitern wird jetzt in Moskau der Prozess gemacht. Nach dem Prozessauftakt vor wenigen Tagen wurde die erste öffentliche Anhörung auf den 7. November vertagt. Sein Hausarrest wurde bereits bis April 2019 verlängert. Aus diesem aktuellen Anlass stellen wir Kirill Serebrennikow und seine Motivation hinter LETO vor. Seine Aussagen stammen aus 2017, noch vor Beginn der Dreharbeiten. Die Bestimmungen seines Hausarrests erlauben Serebrennikow bis heute keine weiteren Stellungnahmen. LETO startet am 8. November in den deutschen Kinos.
Der russische Film-, Theater und Opernregisseur Kirill Serebrennikow wurde 1969 in Rostow am Don, im Süden Russlands, geboren. Seit 2012 ist er künstlerischer Leiter des Gogol Centers in Moskau. Seine Stücke kommen immer wieder auch in Deutschland zur Aufführung.
1992 schloss er ein Physikstudium an der Staatlichen Universität Rostow ab. Bereits zu Schulzeiten inszenierte er Theateraufführungen und weitete seine Tätigkeiten ab 1998 auf den Filmbereich aus.
„Meine Generation hat eine starke Erinnerung an die Energie der Perestroika, diese Zeit unmittelbar nach den Ereignissen in unserem Film. Aber in Wirklichkeit wissen wir nichts von der Generation vor unserer eigenen – von ihrer natürlichen Gabe zur Rebellion und ihrem inneren Feuer.“
Serebrennikow inszenierte Produktionen am Moskauer Tschechow-Kunsttheater, am Lettischen Nationaltheater und am Staatstheater der Nationen in Moskau. Seine Theaterinszenierungen wurden u.a. zu den Wiener Festwochen und nach Avignon eingeladen. Darüber hinaus hat er an der Komischen Oper Berlin und der Oper Stuttgart inszeniert.
„Es ist eine brutale und alternative Epoche, in der jeder trotzdem sehr lebendig ist: Mike Naumenko und vor allem Viktor Zoi, den die sowjetische Presse nach seinem tragischen Tod 1990 als letzten Helden des Rocks bezeichnete. Und in dieser kurzen Zeit tun unsere Helden das, was sie am liebsten tun. Sie machen Musik.“
2016 lief Serebrennikows Film DER DIE ZEICHEN LIEST in der Sektion Un Certain Regard auf dem Filmfestival in Cannes, wo er den François Chalais Preis gewann. Seine Filme wurden auf internationalen Filmfestivals gezeigt, unter anderem in Rom, Locarno und Warschau.
„Trotz dieser stark politisierten Zeiten schaffen wir Theater, das modern und gegen das Establishment gerichtet ist. Ein Theater, das als Bewegung gesehen werden kann. Und am allerwichtigsten: wir sind eine lebendige Bewegung. Wir beleben eine Kultur, die für die Mächtigen und staatlichen Kulturrichtlinien inakzeptabel ist, in genau derselben Weise wie Leningrad 1983 weder die Zeit noch der Ort für Rockkultur in der UdSSR war.“
Am 22. August 2017 wurde Kirill Serebrennikow während der finalen Dreharbeiten zu LETO in St. Petersburg festgenommen. Ihm und drei Mitangeklagten wird vorgeworfen, staatliche Fördergelder veruntreut zu haben.
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Serebrennikow hat LETO im Hausarrest fertiggestellt. Moskau durfte er seitdem nicht verlassen. Nach seiner Verhaftung solidarisierten sich zahlreiche Künstler, darunter auch Cate Blanchett, Volker Schlöndorff und Nina Hoss mit dem Regisseur und forderten seine sofortige Freilassung. Der Petition „Freiheit für Kirill Serebrennikow“ (https://bit.ly/2wJxtav) schlossen sich über 54.000 Unterstützerinnen und Unterstützer an.
„Ich werde diesen Film für und über eine Generation machen, die die Freiheit als eine persönliche Entscheidung betrachtet und zwar als die einzig mögliche. Mein Ziel ist es, diesen wahren Wert der Freiheit einzufangen und zu verdeutlichen.“Der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian setzte sich in einem Brief an Wladimir Putin für den Auftritt Serebrennikows in Cannes ein. Doch an der Weltpremiere von LETO im Wettbewerb der diesjährigen Filmfestspiele von Cannes konnte Serebrennikow trotzdem nicht teilnehmen.
Leningrad, ein Sommer zu Beginn der 1980er. Während Alben von Lou Reed und David Bowie heimlich die Besitzer wechseln, brodelt die Underground-Rockszene. Mike und seine Frau Natascha lernen den charismatischen Musiker Viktor Zoi kennen. Ihre unbändige Leidenschaft für die Musik verbindet sie schnell zu einer eigenwilligen Dreieckskonstellation. Als Teil einer neuen Musikbewegung werden sie trotz staatlich kontrollierter Konzerte das Schicksal des Rock ’n‘ Rolls in der Sowjetunion verändern.
Russland, Frankreich 2018, 128 min
Regie: Kirill Serebrennikow
Drehbuch: Mikhail Idov, Lily Idova, Kirill Serebrennikow
Kamera: Vladislav Opelyants
Schnitt: Yury Karikh
Musik: Roman Bilyk
Produktion: Hype Film, Kinovista
Darsteller: Roma Zver, Irina Starshenbaum, Teo Yoo
FSK: 12
Kinostart: 08.11.2018
Eine wunderbare, überall auf der Welt verständliche Geschichte über Freundschaft, Liebe und das Streben nach Freiheit. Frankfurter Allgemeine Zeitung
Inniger und gleichzeitig leichter kann man kaum darstellen, was Freundschaft bedeutet. Zeit Online
Humorvoll, mitreißend und verspielt. Spiegel Online
Sie ist zurück, die Midi-Bitch. Im Winter soll die EP „DIA GNOSTICA“ mit 5 neuen Tracks des Elektronik-Bastards erscheinen.
Lange war es still um das Faktotum des Homerecordings geworden und es war nicht unbedingt davon auszugehen je wieder etwas von dem kosmopolitischen und multikulturellen Klang- und Videokünstler zu hören oder zu sehen zu bekommen.
Nach seinen fortlaufenden jährlichen Releases in den 90ern, hatte sich der Künstlern zahlreichen Audio-Visuellen Nebenprojekten und Kollaborationen, u.a. Sankt Otten, Planet Polen, Wabbert & Gerd, Elektrolurch gewidmet, bis schlussendlich der unstete Lebenswandel und die fortlaufenden Drogenexzesse in der Musik- und Filmbranche ihren Tribut forderten.
Finanziell lief es Dank seiner Arbeiten für Selig, Nena, Wolfgang Petry, Scooter, Loveparade Berlin, Rüdiger Hoffmann, Phillip Boa and the Voodooclub, Die Prinzen, Tito & Tarantula, Andreas Altmann hervorragend. Seine gesellschaftliche Stellung war herausragend, seine Geschäfte liefen gut und viele Menschen beneideten ihn.
Die gigantomanischen Film-Projekte „Safari Cop“ und „Return of Clymdrome“ brachten dann allerdings das Fass zum Überlaufen und es wurde deutlich, dass er, wenn er so weiter machen würde, nicht lebend, oder zumindest ohne Dauerschaden raus kommen würde.
Für den Club 26 war es eindeutig zu spät und die Freundin hatte auch Schluss gemacht, wegen dem Techno und der Pillen.
Es wurde plötzlich still um ihn. Was blieb, waren Fragen: Was ist aus Midi-Bitch geworden? Wo treibt er sich rum? Macht er noch Musik?
Es war Zeit für einen längeren Aufenthalt in einer Nervenheilanstalt-ähnlichen Institution. Nachdem er als „so gut wie geheilt“ entlassen wurde und 2006 nach Berlin ging um in der prosperierenden Online-Erotik-Branche und damals noch jungen Berliner Gründerszene ein neues Wirkungsfeld zu finden, beschloss er, nach dem mehr oder weniger gelungenen Versuch eine Religionsgemeinschaft (Planet Porno, IWF, Fuck for Forrest) zu gründen, einfach mal zur Abwechslung bürgerlich zu werden und eine Familie zu gründen.
Die weiteren Jahre verbrachte er mit Zucht und Pflege von seinem „selbstgefickten“ Sprössling und dem Versuch in einem Callcenter Geld zu verdienen um seine horrenden Schulden bei zahlreichen Abmahnanwälten begleichen zu können.
Dabei hat er nie aufgehört mit internationalen Künstlern (Junesex, Elektrotwist) zu kollaborieren und sein Netzwerk, welches über die letzten Jahrzehnte entstanden war, zu nutzen um talentierte Künstler (u.a. Die Expräsidenten, Die Zypern, Ulli Mallorca aka Ulli Barracuda und die Pink Flamingos, Christian Steiffen) zu begleiten und über die Straße zu helfen.
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Die Midi Bitch gilt als einer der semi-relevantesten Künstler der späten 80er und 90er des letzten Jahrhunderts.
Ursprünglich sozialisiert in der Punk/Wave und Hardcore-Szene, Fanzine-Macher, von alternativen Jugendzentren und besetzten Häusern geprägt, gelang es ihm den Brückenschlag aus dem subkulturellen Kultursumpf, über den Weg des Grunge, Trash- und Death-Metal (GNORP, Mongols, Ulan Bator und Systematic Marsmurder) über die illegale Rave-Szene (Neuroserve, Cosmic Club, Yeak, Neons) in die holistische Hochkultur des Cyberspace zu vollziehen.
Noch immer ist er als holistischer Künstler seinen analogen Wurzeln verbunden und ein kompromissloser Verfechter des „alles ist miteinander verflochten“.
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Der Ruhm, das schnelle Geld und die zahlreichen falschen Freunde haben ihm nie wirklich etwas bedeutet und konnten auch seinen Blick für die wirklich wichtigen Dinge nicht verstellen.
Wir können gespannt sein auf das Ergebnis seines aktuellen Zyklus, welches sich zwischen Throbbing Gristle, Jean Michel Jarre, Aphex Twin, Klaus Schulze und Scooter bewegt.
Liebe Feuilletonisten, spitzt Eure Bleistifte, öffnet eure Münden und schürzt Eure Ohren, die Midi Bitch ist zurück…
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Anlässlich des, nennen wir es: denkwürdigen Treffens zwischen Kim Jong-Un und Donald Trump am 12.06., veröffentlichten LAIBACH mit Arirang ihre Interpretation des traditionellen koreanischen Folksongs, der als inoffizielle Nationalhymne beider Koreas gilt.
Laibach spielten dieses Stück zum ersten Mal in Pjöngjang im Rahmen ihrer Nordkorea-Tour im August 2015 anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung der koreanischen Halbinsel. Ihre Version mischt das Lied mit dem nordkoreanischen Stück „We Will Go To Mount Paektu“, den Gesang steuert Boris Benko bei, Backing vocals kommen vom nordkoreanischen Kum Song Music School Choir mit dem Laibach seinerzeit in Pjöngjang zusammen auftraten und den wir in der Tourdokumentation Liberation Day wiedersehen können. Der Film, den der norwegische Regisseur, Aktivist und Künstler Morten Traavik, verantwortet, ist unlängst via iTunes erschienen. Mehr dazu hier: www.liberationday.film.
Das während der Tournee und der der Dreharbeiten zum Film entstandene fotografische Material das von Teammitgliedern, Kameramännern und den Fotografen Jean Valnoir, Jure Tepina und Joerund Pedersen aufgenommen wurde, wird unter dem Titel FORBIDDEN WHISPERS. LAIBACH AND NORTHKOREA wiederum in Wien zu sehen sein.
Die Vernissage findet am am 28.06. in der Photon Gallery statt, die Ausstellung läuft bis zum 10.08.
Bei dieser Gelegenheit stellt sich zudem Daniel Miller, Eigentümer und Chairman von Mute, erstmals als Fotograf vor und zeigt eigene Fotos, die auf jener Reise entstanden sind. Mehr dazu hier: photongallery.at
Laibach spielen einige Festivaldaten diesen Sommer und führen dabei unter anderem auch The Sound Of Music auf.
LAIBACH LIVE 22.06. SI-Murska Sobota, Festival Soboški dnevi
24.06. SI-Škofja Loka, Škofjeloški grad
29.06. SI-Celje, Festival Celjski grad
03.08. SI-Fara, Castle Kolpa Music Festival
09.08. CZ-Jaromer, Brutal Assault festival (Fortress Josefov)
07.09. SI-Ljubljana, Križanke – SI (Laibach with Philharmonic Orchestra)
20.09. AT-Graz, Steireischer Herbst (The Sound of Music)
11.10. RU-Moskau, Glav Club (Also Sprach Zarathustra & The Sound of Music)
13.10. RU-St. Petersburg, Erarata (Also Sprach Zarathustra & The Sound of Music)
Arirang on YouTube:
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40 Jahre voller Unruhe, Bewegung und Begegnung – das SO36 in Berlin feiert Jubiläum. Vier Dekaden Geschichte werden bei der großen Jubiläumsgala am 11.08.2018 sowie der Veranstaltungsreihe „40 Jahre Kontrovers“ durch den ganzen Sommer gefeiert.
Kaum ein Berliner Club hat national und international einen so stabilen Ruf und gleichbleibenden Sog wie das legendäre SO36. Seit Eröffnung als Veranstaltungsort im Jahre 1978, ist das SO36 in der Oranienstraße Schauplatz unzähliger Konzerte, Ausstellungen, Begegnungen und Parties. In seiner bewegten 40-jährigen Geschichte als oft kontroverser Beobachter und kultureller Eckpfeiler eines Kreuzbergs in stetem Wandel, war und ist das SO36 außerdem stets Zeitzeuge, Unterschlupf und Hauptquartier linkspolitischer Protest- und Stadtkultur.
Viel hat sich getan in dieser Zeit, in Berlin, im Stadtteil, im SO36. Selten ohne Reibereien oder echte Kämpfe. Die Rede ist von Punk und Queer, von Feminismus und Hausbesetzung und Antifa, von Gentrifizierung und Konsumterror, Befriedung oder Myfest, der Stadt von Unten, Refugees Welcome, Mauerfall und -bau. Man erinnert sich an wändeeinreißende Neubauten, tote Präsidenten, angehende Mediziner bei Bierdosenschlachten vor improvisierten Theken, an eingestürzte Tanzparketts und verschollene Kippenberger, an Straßenschlachten nach dem Konzert und Demos vor der Party, an die trashigsten Tuntenshows, die wildesten Kiezparties und die ausuferndsten Montagnächte.
Um all diesen Geschichten, Menschen, Ereignissen und Kontroversen im und ums SO36 annähernd gerecht zu werden, dauern die Jubiläumsfeierlichkeiten den halben Sommer lang. Als besonderes Geburtstags-Highlight sind am 18.07.2018 und am 16.08.2018 Geheimkonzerte geplant, über das Line Up wird sich noch ausgeschwiegen. Mit der Veranstaltungsreihe „40 Jahre Kontrovers“ wird den ganzen Juli und August hindurch die Historie des SO36 zelebriert .
Den Auftakt bietet die Ausstellung „Transit-Räume“, welche in Kooperation mit Kreuzberg Hilft entstanden ist. Es folgen Konzerte, Parties und ein sorgfältig kuratiertes Summer School-Programm zu verschiedenen politischen und kulturellen Themen. Auf den Tag genau 40 Jahre nach Eröffnung findet die große Jubiläumsgala am 11.08.2018 statt.
Das SO36 „40 Jahre Kontrovers“ Programm
Auftakt: 12.05.2018 The Members – 40 Jahre später zurück in Berlin
Die Jubiläumsmonate Juli / August 01.07.2018 Eröffnungsveranstaltung 60m2 Kunst im Klub mit „Transit-Räume“
06.07.2018 Sick Of It All Konzert – seit 1992 auf unserer Bühne
10.07.2018 Summer School- Wieviel Raum braucht Kunst?
13.07.2018 All we need is Love Festival mit SO36 internen Bands
17.07.2018 Summer School – Der NSU – Der Staat – Die Gesellschaft
18.07.2018 Geheimkonzert
20.07.2018 Dancing with Tears in your Eyes – Geburtstagsdoppel
21.07.2018 Dancing with Tears in your Eyes – Geburtstagsdoppel
24.07.2018 Summer School
26.07.2018 Bonecrusher Konzert
31.07.2018 Summer School
01.08.2018 The Briefs Konzert
03.08.2018 Helmet Konzert
10.08.2018 10 Jahre „Ich bin ein Berliner „– 40 Jahre SO36 Spezial
11.08.2018 Die Große Jubiläumsgala – 40 Jahre SO36
16.08.2018 Geheimkonzert
19.08.2018 Agnostic Front Konzert
21.08.2018 Lagwagon Konzert
24.08.2018 Kon–Fett–i Konzert+Party
25.08.2018 Gayhane – 40 Jahre SO36 Special
26.08.2018 Prong Konzert
31.08.2018 MyUglyX Party mit Auftaktparade
Man sagt: „Gut Ding will Weile haben”. Fast fünf Jahrzehnte hat Achim Reichel verstreichen lassen, bevor er sich entschloss der Welt sein mysteriöses Projekt A.R. & Machines zurückzubringen. Hinter jeder guten Platte steckt eine Geschichte und Reichel hat einige interessante zu erzählen.
Den meisten Achim Reichel Fans ist überhaupt nicht bekannt, welche Vielfalt an Musik er bewusst aus den Ladenregalen entfernen ließ, bevor er seine Gesangskarriere startete, die ihn letztendlich berühmt machte. Weit abseits seiner bekannten Hits wie „Aloha Heja He“ schlummerten fünf Studioalben fast ein halbes Jahrhundert lang im Verborgenen.
A.R. & Machines – The Art Of German Psychedelic (EPK)
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In den 1970ern trat eine neue Generation an deutschen Künstlern, geboren nach dem 2. Weltkrieg, ins Rampenlicht und Krautrock entlud sich förmlich auf die Musikszene. Das Genre – der Begriff Krautrock dabei durch britische Journalisten geprägt, um die faszinierend frische und klinisch-korrekt ausgearbeitete Musik „Made In Germany“ zu beschreiben – setzte sich aus Bands zusammen, die mittlerweile zu Legenden geworden sind: Von Kraftwerk bis Amon Düül, über Neu! und Can und natürlich A.R. & Machines. Die Künstler waren jung, hemmungs- und furchtlos. Elektronik traf auf Spiritualität, Vollblutmusiker auf Technologie und Achim Reichel auf „seine Maschinen“ – Machines.
Ein Glücklicher Zufall wurde zum Katalysator: Als er mit seiner neuen Akai X330D Bandmaschine herumspielte, entdeckte Achim Reichel im Hamburg der frühen 70er, dass er Sound-Landschaften aus Gitarrenechos bauen konnte. Er verbrachte Stunden in seinem Zimmer – die Kopfhörer auf den Ohren – und züchtete sein Gitarren-Orchester heran. In ihrem Proberaum im Zippelhaus, gegenüber der Speicherstadt in Hamburg, zeigte er seine Kreation schlussendlich seinen Musikerfreunden. Anstelle der anfänglichen Ehrfurcht trat Inspiration, jeder der Musiker sprang ins selbe Boot (The same boat), schnappte sich ein Instrument und im grünen Nebel wurde das Projekt geboren.
A.R. & Machines nahmen fünf Studioalben auf. Ihr Debut Die grüne Reise wurde 1971 auf Kassette und Schallplatte veröffentlicht und mit großer Ratlosigkeit in Empfang genommen. Selbst die Presse fühlte sich nicht im Stande das Genre in eine Schublade zu stecken. Ein Meilenstein des Krautrock – eingefangen auf Tonband. Cosmic Vibration und dessen „kosmischen Schwingungen“ – sich überlappende, verzerrte Gitarrenlicks, unterstützt von Live-Percussion und futuristischen Elektrosounds – bewegte Brian Eno in so großem Maße, dass er sogar sein Soloalbum „Another Green World“ (Eine weitere grüne Welt) danach benannte.
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Das Folgealbum Echo wurde von Conny Plank kurz nach Vollendung von Kraftwerk 2 produziert. Orchestrale Arrangements, Gitarrenechos und genre-übergreifende Grooves fangen den wilden Vibe des Hamburgs der 70er ein wie ein Polaroid: Ein Gefühl von Psychedelik, sexueller Freiheit & experimenteller Seitensprünge, das seinen Höhepunkt in einem Doppelalbum findet, welches vor Befreiungsschlägen und Flucht aus der Wirklichkeit nur so strotzt.
Es folgten A.R.3 und A.R.4 auf Polydors neu gegründeten Krautrock Sub-Label Zebra. Die A.R. & Machines Mitglieder taten sich täglich mit neuen Musikern zusammen und jeder von ihnen hinterließe seine Spuren auf den laufenden Aufnahmebändern. Ein Ausflug in beatle-esqe Spiritualität inspirierte das letzte Album Autovision. Man findet dort den Extrakt stundenlanger Demobänder, aufgenommen in enthaltsamer Einsamkeit, zwischen Meditation und Yoga, vervollständigt und gebündelt in einem ultimativen A.R. & Machines Album.
Die Ideen waren gut, die Welt aber noch nicht bereit dafür. Fast 50 Jahre nachdem die A.R. & Machines Aufnahmen aus den Regalen genommen worden waren, hat die Welt nun jedoch endlich die entscheidenden Meter gutgemacht. Die Seele der Musik brach plötzlich an den unerwartetsten Orten hervor. DJs und Produzenten entdeckten die Platten aus den 70ern und verarbeiteten die ikonischen Gitarrenechos zu neuen Songs. Musikliebhaber und neue, junge Fans kontaktierten Reichel online, manche erkannten ihn sogar in Restaurants, und fragten, wann das Material wohl wieder das Tageslicht sehen würde.
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Jetzt ist es endlich soweit. Die Zeit ist reif. Tickets für die erste Live-Comeback-Show von A.R. & Machines am 15. September – treffenderweise in der Hamburger Elbphilharmonie – waren im Handumdrehen vergriffen.
„The Art Of German Psychedelic (1970-74)“ (VÖ 27.10.2017) beinhaltet die fünf Studioalben von A.R. & Machines, zwei Live-CDs und drei Bonus-CDs mit fast fünf Stunden unveröffentlichtem Material, welches Achim Reichel in seinem Bandarchiv aufgestöbert hat.
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Auf dem Album „Virtual Journey“, das Reichel exklusiv für das Boxset produzierte, paart er, unter Zuhilfenahme von moderner Musikproduktionssoftware, analoge Fundstücke seiner in den 70ern eingespielten Echo-Gitarren mit digitalen Möglichkeiten des 21sten Jahrhunderts. Damit gelingt ihm auf unique Art und Weise die Transformation von A.R. & Machines in die Gegenwart.
Des Weiteren findet sich eine Zusammenstellung erster Remix-Versuche von 1996, die Reichel auf dem Höhepunkt seiner Sangeskarriere zu seinem privaten Vergnügen bastelte und bis jetzt unter Verschluss hielt. Außerdem im Paket ein opulentes 96-seitiges Hardcoverbuch: Die Autobiografie – Die A.R. & Machines Story – prall gefüllt mit Anekdoten über Reichels wilde Jahre in Hamburg und die Krautrock Szene.
Nachdem wir zuletzt bereits die Veröffentlichung von „Also Sprach Zarathustra”, dem jüngsten Album von Laibach, für den 14.07.2017 via Mute/[PIAS]/GoodToGo angekündigt hatten, gibt es nun einen ersten Vorabtrack sowie Tourdaten zu vermelden.
„Also sprach Zarathustra“ versammelt Musik, die Laibach ursprünglich für die Theateradaption eines der zentralen Werke Friedrich Nietzsches geschrieben haben. Das Stück, eine Produktion des Anton Podbevšek Teater (APT) unter Leitung von Regisseur Matjaž Berger, feierte im März letzten Jahres seine Premiere im slowenischen Novo Mesto. Das Stück „Das Nachtlied I“ ist hier zu hören: https://youtu.be/6svlYIS3NLI
Instruktives zum Projekt auch hier: http://www.laibach.org/thus-spoke-zarathustra/
LAIBACH NEUES ALBUM – ALSO SPRACH ZARATHUSTRA VORABTRACK:
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AIBACH FESTIVAL / SOUND OF MUSIC DATES – TOURDATEN 24.06. PL-Poznan, Henryk Wieniawski Park – Laibach at Malta festival, performing with Poznan L’Autunno Chamber Orchestra
30.06. SI-Kranj, Summer Theatre Khislstein
19.07. IT-Cividale del Friuli/Udine, Piazza del Duomo – Mittelfest Festival 2017
16.08. BA- Sarajevo, Sarajevo Film Festival
21.09. NO-Stavanger, Folken, Kapittelfestivalen
ALSO SPRACH ZARATHUSTRA TOUR 04.11. HU-Budapest, A 38
05.11. CZ-Prag, Palace Akropolis
06.11. AT-Wien, Arena
09.11. SE-Malmö, Moriska Paviljongen
10.11. NO-Oslo, Vulcan Arena
11.11. SE-Stockholm, Kraken
13.11. FI-Helsinki, Kulttuuritehdas Korjaamo
14.11. EE-Tallin, T.R.Theatre of Estonia
15.11. LV-Riga, Palladium Riga
16.11. LT-Vilnius, Loftas Club
19.11. PL-Wroclaw, Stary Klasztor
20.11.Berlin, Kesselhaus
21.11. Dresden, Reithalle
22.11. Bochum, Christuskirche
23.11. UK-London, O2 Academy Islington
24.11. FR-Paris, Trabendo
Wird fortgesetzt, Aktuelles unter http://www.laibach.org/future-events/ for full details
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Am 27.05.2017 ist es soweit! Das aktuelle Konzeptalbum MANIFEST der Kölner Kabarett Punks von HbW wird im Kölner Kunst-Freistaat ODONIEN seine Uraufführung als Bühnenstück erleben.
Eine derartige Form der Inszenierung hat es in Deutschland noch nicht gegeben. Die Gäste werden eingebunden in eine Inszenierung im Aktionskunst-Happening-Style, welche weite Teile der Eventlocation ODONIEN mit einbezieht. Unter dem Einsatz von Großbildprojektionen wird das Werk im altbewährtem HbW-Stil performt, unterstützt durch eine eigens für den Abend zusammengestellte Live-Band.
Neben den Standardtickets können HbW-Hardcore Fans spezielle, limitierte Eintrittskarten erwerben, durch die sie eine Statistenrolle übernehmen und hautnah zu tragenden Teilen des Bühnenwerkes werden. Das gesamte Event soll eine Aufzeichnung erfahren. Das wird ein wilder, zweistündiger Ritt für das Publikum!
Als support tritt die Band SZYMANSKI – Punk Rock aus Köln auf.
SCHLUSS MIT LUSTIG!
Unter dem Motto „Lacht kaputt was Euch kaputt macht“ machen Heiter bis Wolkig seit Mitte der 1980er Jahre Musiktheater im Sinne der Spaßguerilla. Songs wie Hey Rote Zora (1989) und 10 kleine Nazischweine (1992, mit Slime) avancierten zu Szenehits im Punk-Untergrund.
Doch jetzt ist Schluss mit Lustig!
WAS BRAUCHT DIE WELT, WAS NOCH KEINER HAT? EINEN ARSCHTRITT FÜR DIE OHREN!
Die Kölner Punk-Kabarettisten liefern ab, und zwar ein wuchtig durchkomponiertes Konzeptalbum – ein wortgewaltiges Werk – zornig – wie in einem Rausch durchhörbar – assoziativ – fragmentarisch – dekonstruiert – ohne klassischen Plot – komplett DIY – und sind noch immer nicht im Moloch des Major-Mainstreams angekommen!
FOREVER PUNK!
Statt Plastikwelt, Kulturverlust, Konsumfetischismus und digitalem Wahnsinn legen HbW aktuelle Songs vor, gegen den neoliberalen und zunehmend totalitären Zeitgeist und für neue Utopien.
Der elegische Opener Forever Punk thematisiert rockig hymnisch das HbW-Dauerthema Deutschland, einig Zombieland, kraftvoll-zornige Songs wie Barbarei, Kein Vaterland und Angepisst reflektieren kritisch und wortgewaltig moderne Erscheinungsformen der politischen Kultur.
Im zweiten Akt nimmt uns die Kunstfigur PAN mit auf seine abgedrehte satirische Reise durch den niveauwidrigen TV- und Medien-Dschungel (Scheiss auf TV, Hirntod), und HbW rocken weiter mit krasser Kirchenkritik (Opus Dei) hin zu harter Nationalismusschelte (Nationalstolz).
Im dritten Akt überschlagen sich zunächst wütende Verse im titelgebenden skandierten MANIFEST, dann bündelt sich in brecht´scher Balladenmanier gerechtigkeitsorientierte globale Gesellschaftskritik in dem überladenen Track legal illegal scheißglobal, die sich endlich zynisch-utopisch im Finalsong Anarchie auflöst.
MANIFEST: Ein Geschenk für die Nischen-Eliten der Subkultur. Ein außergewöhnliches Werk. Die bahnbrechende Uraufführung im Mai 2017 im Kölner Kunst-Freistaat ODONIEN.
Über 30 Jahre nach dem ersten Gig, vier Jahre nach der Wiederaufnahme der künstlerischen Performancearbeit ein lautstarkes Lebenszeichen der beiden abgedrehten Kölner Autorenkünstler von HbW!