GlasBlasSingQuintett – Durch dieses Land muss ein Schluck gehen!

„Was wollen denn die hier?“ Blicken und Gemurmel dieser Art sieht sich das GlasBlasSing Quintett oft ausgesetzt, wenn es mit seinem Instrumentarium eine Bühne betritt.

GlasBlasSingQuintett - einzigartige Virtuosen auf der Flasche!/ "Liedgut auf Leergut" und "Keine Macht den Dosen"
Doch im Handumdrehen wandelt sich anfängliches Misstrauen in tosende Begeisterung, sobald die fünf in Berlin lebenden Musiker, jeder mit zwei Sträußen Flaschen in den Händen, auf diesen das erste Lied anstimmen.

Von „Don´t Worry Be Happy” bis “Don´t Be Cruel”, von „Mission Impossible“ bis „My Sharona“, von Beatles bis Bach, ob geblasen, geschlagen, geworfen oder mit den Daumen geploppt – es finden sich immer ein paar Lieder im Kasten, die man so garantiert noch nirgendwo gehört und gesehen hat – ein einzigartiger Klangkörper!

Augenzwinkernde Eigenkompositionen geben zwischendurch immer wieder Einblicke in die Freuden und Nöte des Flaschenmusiker-Alltags.

Den Recycling-Gedanken tief verinnerlicht bereist das Ensemble die Lande, um den Menschen Mut und Freude einzuhauchen und sie auf den GlasBlasSing Quintett Leitfaden einzuschwören: „Durch dieses Land muss ein Schluck gehen!“

Trailer zur DVD:

Video ’Der kleine Katzenmann’:

Das phänomenale GlasBlasSingQuintett veröffentlicht am 01. Juni 2012 zum Start der eigenen TV-Show ihr gefeiertes Bühnenprogramm „Keine Macht den Dosen“ als Live-Mitschnitt auf DVD.

Gleichzeitig erscheint eine opulente Doppel-CD mit 28 Songs der Programme „Liedgut auf Leergut“ und „Keine Macht den Dosen“.

Livedates unter: www.glasblassing.com

Mehr Infos unter: www.glasblassing.com

Der Instrumentenschwund

Es gibt eine todsichere Methode, mit der eine Katze einen Menschen weckt. Sie sitzt einfach da und starrt ihn an. Bis er aufwacht. Im Falle der fünf Musiker, die heute das GlasBlasSingQuintett bilden, übernahm diese Aufgabe ein Bierkasten. „Monate lang stand er da, neben dem Verstärker“, erinnert sich Andreas „Endie“ Lubert und lacht, „bis wir uns eines Tages dachten: Warum werfen wir nicht einfach alle Instrumente weg und konzentrieren uns ganz auf ihn?“ So begann er, der freiwillige Instrumentenschwund. Weg mit Schlagzeug, Gitarre, Bass und Keyboard, all dem Ballast und Kabelsalat. Her mit den neuen Instrumenten der Stunde: Der Ploppflasche, der Klingflasche, der Blasflasche und der Percussionflasche… letztere immer aus Plastik, denn sie dreschen sich die Herren so virtuos wie lustvoll über Schenkel und Schädel.

„Mit Rock-Equipment verzettelt man sich in den Möglichkeiten“, sagt Endie, „aber limitiert auf Leergut, Wasserspender und die Kronkorken-Kastagnette holt man die Essenz aus allen Musikstücken.“ Im Falle des „Theme from Mission: Impossible“ reichen dazu fünf Münder und zehn Hände nicht einmal aus. Alle anderen Stücke der Alben Liedgut auf Leergut und Keine Macht den Dosen!, die 2012 als Doppel-CD parallel zur DVD Titel erscheinen, performen die sensiblen Superlungen mit Lust und Lässigkeit live. Vom Kleinkunstclub bis zur Firmengala, vom Gastspiel bei „Wetten, dass?“ bis zur eigenen TV-Show, die am 03.06. auf ZDF Kultur und am 16.07. auf 3Sat startet.

Dabei hat es ein Flaschenmusikant auf seinem Weg in den Olymp nicht leicht, auch wenn er keine lasterschweren Verstärker mehr hinter sich herziehen muss. Früher schnorrten die Passanten das Quintett auf dem Weg von Auftritt zu Auftritt um ein Bier aus ihren Kästen an, unwissend, dass es sich dabei um verschieden gefüllte Instrumente handelte. „Auf dem Alexanderplatz klaute uns ein Punk eine Flasche aus dem Kasten und lief davon“, erinnert sich Endie und wünscht sich bis heute, er hätte den Blick des Jungen sehen können, als er bemerkte, „dass sie offen, nur halb voll und mit Wasser gefüllt war“. In den Schweizer Bergen froren dem Quintett nachts sämtliche Kling- und Blasflaschen im Auto ein und selbst die leeren Plastikpullen zur Perkussion klangen auf der Bühne plötzlich wie hohle Fürze. „Der Luftdruck in 2000 Meter Höhe verändert den Klang.“ Eine Wissenschaft für sich, die man nach und nach erlernen muss. Hat man sie endlich gemeistert, finden sich die Hälfte aller Instrumente nach einem Auftritt trotzdem von den Putzkräften weggeräumt in der Veranstalterküche wieder. So gestaltet er sich, der unfreiwillige Instrumentenschwund.

Zwei Aspekte unterscheiden das „GlasBlasSingDing“, welches das Quintett zu einer Melodie von Seeed selbstbewusst feiert, von vergleichbaren Projekten. Erstens: Die fünf Herren sorgen als begnadete Acapella-Sänger dafür, dass es tatsächlich ein „SingDing“ ist. Zweitens: Sie covern nicht „bloß“ bekannte Klassiker von Elvis Presley bis Johann Sebastian Bach, sondern schreiben komplett eigene Stücke, die noch dazu einen humoristischen Kommentar zum Zeitgeschehen wie zum eigenen Schaffen bieten. Die Trilogie „Ich mach mal ein CisNull“ gibt Einblick in die Technik der gläsernen Tonalität, „Weil sie mich belügte“ treibt Schabernack mit der deutschen Sprache und „Der frühe Vogel“ erzählt die nervige Geschichte vom morgendlichen Fleiß endlich mal aus der Sicht des Wurmes, dieser armen Sau.

Mit der einzigartigen Mischung aus originellem Konzept, virtuoser Umsetzung und übermütigem Humor gelingt den Herren Endie, Frank, Fritze, Möhre und Peter, was sonst keine Formation schafft: Die Beglückung jeder Zielgruppe. Kinder und Familien lieben die Glasblasmusik aufgrund ihrer spielerischen Unbekümmertheit, Musikfanatiker genießen die neue Umsetzung vertrauter Kompositionen und Intellektuelle sehen in der Umwertung von Leergut zu Kulturgut einen künstlerisch-konzeptuellen Überbau, der bis zu Fluxus und Joseph Beuys zurückreicht. Ein Vergleich, den die fünf Entdecker nicht geplant haben, der aber sehr gut passt. Schließlich wurde dem legendären Filzhutträger auch schon zu Lebzeiten eine Badewanne mit Heftpflaster und Mullbinden vom örtlichen Personal einfach weggeräumt, da sie nicht als Installation erkannt wurde. Ein Schicksal, welches die Instrumente des Flaschenmusikanten auf ewig teilen, passt er nicht auf sie auf wie ein Luchs. „Mit einer leeren Bierflasche kann man übrigens auch eine Gitarre stimmen“, merkt Endie noch an, „0,33 Liter ohne Füllung ist ein E-Null.“ Es ist einfach nur herrlich, denkt man sich, und dankt dem Bierkasten, dass er damals so lange katzengleich starrte, bis bei den Rockern der Groschen fiel.

(Text Instrumentenschwund: Oliver Uschmann)