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Wasilewski-Trio-Faithful Cd Cover

Wasilewski „Faithful“

Hände senken sich auf Tasten, Finger greifen in straff gespannte Saiten, Holz fällt auf Metall und streicht über Trommelfelle. Musik ist stets ein außerordentlich physischer Prozess.

Wasilewski-Trio-Faithful Cd Cover
Marcin Wasilewski / S. Kurkiewicz / M. Miskiewicz - "Faithful"

Wenn es jedoch gelingt, die Schwerkraft und Kinetik, die Reibung und oberflächliche Beschaffenheit des Materials, wie auch die Unumkehrbarkeit des zeitlichen Ablaufs aufzuheben, dann setzt Transzendenz ein.

Das passiert nicht allzu oft. Das Trio um den polnischen Pianisten Marcin Wasilewski aber beherrscht genau diese Kunst bis zur Vollendung.

Doch was heißt hier schon Trio. Der europäische Jazz wird gegenwärtig von Piano Trios überschwemmt. Die Mehrzahl dieser Formationen ist kaum voneinander zu unterscheiden, weil sie sich nicht über die Limits ihrer Instrumente hinwegzusetzen vermögen.

Ein Klavier wird von Bass und Schlagzeug begleitet, fertig. Beim Wasilewski Trio kommen hingegen ganz andere Kräfte zum Wirken. Die drei Musiker kennen sich seit frühester Jugend. Sie haben schon gemeinsam musiziert, lange bevor sie von ihrem Mentor Tomasz Stanko aufs internationale Jazz-Parkett gehievt wurden.

So haben sie sich Geschichten zu erzählen, die aus dem tiefsten Inneren kommen und die narrative Routiniertheit vieler Jazzproduktionen weit hinter sich lassen. Diese Geschichten basieren auf dem jedem Menschen bekannten Urbedürfnis, die schönen Eindrücke des Lebens festzuhalten, mögen sie auch noch so flüchtig sein.

„Faithful“ ist nach „January“ und „Trio“ das dritte Album der drei jungen Polen für ECM. Sie haben sich von Anfang an durch eine starke Handschrift ausgezeichnet. Stilistische Grenzen waren ihnen unbekannt, das Persönliche hatte immer Vorrang vor der Konvention.

Auf ihrer neuen CD scheint auch ein neues Selbstvertrauen zu greifen. Der Titel bringt es zum Ausdruck: eine Band entdeckt sich selbst. Sie kann weniger sagen, um mehr auszudrücken. Der Minimalismus ist faszinierend. Jede Aussage wird auf das Notwendigste reduziert.

Die poetische Einfachheit der Einspielung und die intuitive Fähigkeit der drei Musiker, die Schönheit des Augenblicks in fließenden Klängen zu manifestieren, setzen eigene Maßstäbe. Piano, Bass und Schlagzeug vereinen sich zu einer einzigen Klangquelle. Es erscheint eher zufällig als zwangsläufig, dass gerade diese drei Instrumente erklingen.

Die Musik macht sich von der physischen Übertragung der Intention der Spieler auf die Instrumente unabhängig. Wenn beispielsweise Bassist Slawomir Kurilewicz ein Solo spielt, müssen Wasilewski und Drummer Michal Miskiewicz keinen Spot dafür schaffen, sondern dieser Raum ergibt sich aus der internen Logik des gemeinsamen Musizierens.

So wie bei einem ganz normalen Gespräch unter Freunden, bei dem auch keiner sagen würde: jetzt bis du dran.

Wasilewski, Kurkiewicz und Miskiewicz ersetzen Programmatik durch Klarheit und kanonisierte Verbindlichkeit durch Transparenz. Fünf Fremdkompositionen ganz unterschiedlicher Herkunft, vom Jazzstandard übers Kunstlied bis zum Popsong, mischen sich mit fünf Originalen aus der Feder des Pianisten.

Es geht dem Trio nicht darum, die eigenen Stücke durch Hits aufzuwerten, denn für einen solchen Aha-Effekt sind die Vorlagen von Hanns Eisler, Ornette Coleman, Hermeto Pascoal, Paul Bley und dem Beat-Musical „The Nervous Set“ wohl allgemein zu wenig bekannt. Es ist auch nicht jenes Kräftemessen der persönlichen Intuition mit den Errungenschaften der Vergangenheit, die gerade im Jazz immer noch für viele Musiker eine Herausforderung darstellt.

Nein, hier geht es um die Musik selbst, frei von allen Einschränkungen, seien sie nun stilistischer, geografischer oder merkantiler Natur. Es ist jedem Hörer selbst überlassen, ob er diese Stücke Jazz nennen will oder einfach nur Musik bzw. Klangdichtung. Wasilewski und Co. fordern beim Hören keine Voraussetzungen. Sie laden lediglich ein, sich auf die poetische Offenheit ihrer Exkurse einzulassen. Diese Musik entstand aus ihrem Leben heraus und wird im Alltag jedes einzelnen Hörers etwas völlig anderes auslösen.

„Faithful“ ist ein wohltuender Kontrapunkt zur pathologischen Beliebigkeit des aktuellen Musikbetriebs, egal ob Pop, Jazz oder Klassik, der sich nur allzu oft in kurzlebigen Parolen, aufgesetzten Haltungen oder platten Images verrennt. Wasilewski, Kurkiewicz und Miskiewicz nehmen sich die unerhörte Freiheit, einfach nur sie selbst mit ihren individuellen Lebensgeschichten und Schlussfolgerungen zu sein.

Die Konsequenz ist eine Musik, die sich gleichermaßen in der Zeit wie im Augenblick ausbreitet und somit ebenso zum Abschalten wie zur aufmerksamen Teilhabe auffordert. Vor allem ist „Faithful“ aber ein Kunstwerk, das vom ersten Ton an ganz und gar in den Besitz dessen übergeht, der es hört. Welch ein Geschenk!

www.wasilewski-trio.de

Live- Termine:

08.4.11 Bremen Sendesaal
09.4.11 Hannover Jazz Club
10.4.11 München Ampere
11.4.11 Leipzig Jazz Club
13.4.11 Köln Stadtgarten
14.4.11 Berlin A-Trane
15.4.11 Stuttgart Bix

Joshua-Redman-James-Farm CD Cover Artwork

James Farm

James Farm könnte eine dieser seltenen Durchbruchs-Bands sein – Miles Davis und Dave Brubeck haben das vor langer Zeit vorgemacht – die auch ein Publikum jenseits der klassischen Jazz-Hörerschaft erreicht.

Joshua-Redman-James-Farm CD Cover Artwork
James Farm: Joshua Redman - Aaron Parks – Matt Penman – Eric Harland

Bereits auf dem Montreal Jazz Festival 2009 betrat eine Formation die Bühne, die beim Publikum und bei der Kritik einen bleibenden Eindruck hinterließ.

Der erste Auftritt von JAMES FARM fand vor einem ausverkauften Haus statt und führte bei der Presse zu überschwänglichen Lobeshymnen, wie zum Beispiel von All About Jazz: „So viel ist sicher: Hier haben wir absolut professionelle Musiker auf dem Höhepunkt ihres Könnens“.

Saxophonist Joshua Redman, Pianist Aaron Parks, Bassist Matt Penman und Drummer Eric Harland sind JAMES FARM. Ganz unbekannt sind sie natürlich nicht, und ihr bewundernswert tightes Zusammenspiel auf dem Debüt-Album James Farm kommt nicht von Ungefähr.

Denn abgesehen von den vielfältigen Einzelleistungen der Bandmitglieder, glänzten sie auch schon in unterschiedlichen Kombinationen, bei denen sie einander die Taktstöcke in die Hand gaben.

So gehören Redman, Harland und Penman zum SFJazz Collective, das im Zuge eines karitativen Non-Profit-Konzepts unter der Leitung des „Young Lion“ Joshua Redman seit 2004 mit Interpretationen von Ornette Coleman, John Coltrane, Herbie Hancock, Thelonius Monk und vielen weiteren Größen aufwartet.

Nicholas Harland erwies sich zudem in den Bands von Nicholas Payton bis Betty Carter als hervorragender Schlagzeuger, und der New Yorker Bassist Matt Penman brillierte als Sideman bereits auf über 50 Alben mit Gary Bartz, Mark Turner, Madeleine Peyroux und anderen.

Der nicht einmal 30-jährige Aaron Parks engagierte die heutige Rhythmus-Sektion von JAMES FARM schon auf seinem Blue Note-Debüt „Invisible Cinema“ von 2008 und galt als Wunderkind, das mit 14 Jahren erste Meriten einstreichen konnte und schließlich fünf Jahre lang in der Band von Terence Blanchard eine überaus fruchtbare Lehrzeit genoss.

Auf ihrem Debüt orientieren sich JAMES FARM grundsätzlich an der traditionellen akustischen Instrumentierung des Jazz-Quartetts, aber zu ihren Statuten gehört auch die Integration ihrer vielfältigen Einflüsse jenseits des Jazz, sprich: Rock, Soul, Folk, Klassik und Elektronika, die mal mehr, mal weniger subtil ihren Eingang in die Stilistik JAMES FARMs finden.

„In JAMES FARM vereinigen wir unser gemeinsames, kollektives Wissen“, so erklärt Penman. „Wir lassen die besten Ideen aus unseren vielseitigen musikalischen Einflüssen zusammenlaufen, während wir uns auf einer gemeinsamen, substantiellen Ebene begegnen – der Liebe zum Jazz, der Faszination an Song und Struktur, der Besessenheit vom Groove und der Offenheit den zeitgenössischen Einflüssen gegenüber.

JAMES FARM ist eine Band, in der jeder von uns Komponist und Improvisator sein kann, sich im Rhythmus der Zeit bewegt und konstant weiterentwickelt.“

Im kommenden Sommer werden JAMES FARM ihr Repertoire auf einer ausgiebigen US-Tour live präsentieren.

Disney-Jazz-Vol1 CD Cover

Disney Jazz Vol.1

DISNEY JAZZ VOLUME 1: EVERYBODY WANTS TO BE A CAT,
Eine superbe Kollektion von Jazz Stars der Gegenwart, die Disney Klassiker interpretieren.

Disney-Jazz-Vol1 CD Cover
Disney Jazz Vol.1: Everybody Wants To Be A Cat

Berücksichtigt man Walt Disneys Vorliebe für den Jazz der späten 1920er und frühen ‘30er Jahre, wundert es einen nicht, dass nicht wenige Interpreten in späteren Dekaden Interpretationen der populärsten Songs aus seinen Film-Soundtracks aufgenommen haben.

So manches Stück wie beispielsweise “Some Day My Prince Will Come” aus dem 1937er Animationsfilm Snow White and the Seven Dwarfs (Schneewittchen und die sieben Zwerge), wurde bereits zum Great American Songbook Standard Dank der Jazz Künstler, die die Melodie als Plattform für Improvisationen nutzten und nutzen.

Über die Jahre sind Größen wie Bunny Berigan, Artie Shaw, Glenn Miller, Louis Armstrong, Dave Brubeck, Miles Davis und John Coltrane echte Disney Musik Anhänger geworden.

Die Begeisterung für Disneys musikalisches Erbe findet nun ihre Fortsetzung in einer Kopplung mit neu aufgenommenen Songs, Disney Jazz Volume 1: Everybody Wants to Be a Cat, welche von Walt Disney Records auf dem Edel-Label Disney Pearl Series am 29.04.11 veröffentlicht wird.

Produziert von Jason Olaine und unter der technischen Leitung von Joe Ferla, liefert die lebendige 13-Song-Kollektion Darbietungen des Who’s-Who’s der zeitgenössischen Jazz Stars und Entdeckungen wie The Bad Plus Trio, Saxophonist Joshua Redman, Trompeter Roy Hargrove und Mark Rapp, Pianist Alfredo Rodriguez, Gitarristen Kurt Rosenwinkel und Gilad Hekselman, Violinistin Regina Carter, Bassistin/ Sängerin und frisch-gekürte Grammy-Gewinnerin (Best new artist) Esperanza Spalding, und Sängerin Dianne Reeves, Roberta Gambarini und Nikki Yanofsky.

Der erste Künstler, der in das Projekt eingestiegen ist, der Dekan des Jazz Piano, Dave Brubeck, gerade 90 Lenze reich geworden, lieferte gleich zwei Tracks, “Some Day My Prince Will Come” und “Alice in Wonderland,” im Trio mit Gambarini als Sängerin.

Der Titel des Albums ist dem Song “Ev’rybody Wants to Be a Cat,” aus dem Animationsklassiker Aristocats entlehnt, welcher den Auftakt mit einem groovendem Engagement des Hargrove’s Quintet gibt. Passender könnte das Album nicht eingeleitet werden.

Der Ursprung von Disney Jazz Volume 1 liegt 2 Jahre zurück, als Olaine gebeten wurde, die besten und versiertesten Musiker von Heute zusammen zu bringen, um einen echten Disney Klassiker vorzulegen, egal welche Stilrichtung und Arrangements sie wählen. Die sagenhafte Anzahl von nicht weniger als 600 Songs, die Olaine für diesen Auftrag bekam, reichen von legendären Soundtrack-Kompositionen für animierte Klassiker-Juwelen wie Lady and the Tramp (Susi & Strolch) oder abendfüllende Leinwandlegenden wie Mary Poppins bis hin zu den Scores, von aktuelleren Animations-Blockbustern a la Toy Story oder The Lion King (König der Löwen.

“Ich wollte ein Essemble von Persönlichkeiten zusammen bekommen, die einerseits die vielen Spielarten des Jazz repräsentieren, aber auch Künstler wie The Bad Plus für einen abenteuerlichen Ausflug oder Regina Carter für einen World Music-orientierten Ansatz und Joshua Redman für einen runden Sound,” erzählt Olaine, früher A&R Repräsentant für Verve Records und Booker für George Wein’s Jazz Festivals sowie für den San Francisco Jazz Club, Yoshi’s.

“Wir wollten ebenso die Bandbreite und Tiefe, die den Jazz ausmacht, als auch die der Generationen von Größen wie Dave Brubeck, der bereits ein komplettes Album mit Disney Music, Dave Digs Disney, 1957 aufgenommen hat, bis Nikki Yanofsky, der noch Teenager ist, widerspiegeln.”

Olaine bemerkt dass er nicht nur völlige Handlungsfreiheit für die Wahl der Künstler hatte, sondern auch absolute Oberhoheit wie jeder der Darbietenden seinen speziellen Song präsentiert. Der überwiegende Teil wurde in den Avatar Studios in New York aufgenommen. “Es grenzt an ein Wunder, dass wir alle Aufnahmen in einer Zeitspanne von gerade mal einer Woche zusammenbekommen haben,” sagt Olaine. “Wir haben jeden Tag mit einem Teil der Künstler aufgenommen. Sie haben ihre Arrangements eingebracht, von denen manche noch bis auf die letzte Minute bearbeitet wurden, und wir nahmen verschiedene Versionen auf.”

Weitere Aufnahme-Sessions fanden aus terminlichen Gründen außerhalb New Yorks statt. Redmans Darbietung von “You’ve Got a Friend in Me,” den Randy Newman für Toy Story geschrieben hat, wurde vor einem seiner Auftritte im Yoshi’s in Oakland aufgenommen. Yanofsky nahm “It’s a Small World” in ihrer Heimat Kanada auf, Rosenwinkel nutze ein deutsches Studio um “Free the Birds (Tuppence a Bag)” aus Mary Poppins einzuspielen, und Rodriguez steuerte seine Version von “The Bare Necessities” aus The Jungle Book (Das Dschungelbuch) aus den Los Angeles Studio, produziert von seinem Mentor, Quincy Jones.

In den Linernotes des Albums preist Ashley Kahn die Qualität und das Können der vertretenen Künstler in höchstem Maße: “Es ist außerordentlich selten, dieses Maß an Talent auf einem Jazz Album zu finden. Wenn jemand nach dem exakten Maßstab für die zeitgenössische Szene in allen ihren Geschmacksrichtungen und Formen sucht, findet er ihn auf dieser CD wieder.”

Kahn fasst in seinen Begleittext zusammen, dass die gesamte vielfältige Jazz-Session der Disney Songs ein berauschendes Fest von Sound, Lyric und Melodie abfeiert, welches einmal mehr herausstellt, wie diese Melodien die Magie der Improvisation freisetzen. Disney und Jazz?…sind alte Freunde. Zwei Katzen, die von jeher ausersehen sind zusammen zu swingen.

Disney Jazz Volume 1: Everybody Wants to Be a Cat wird ab 29.04.11 überall im Handel erhältlich sein. Mehr Informationen zu Walt Disney Records’ Veröffentlichungen sind auch auf Disney.com/music zu finden, man kann Fan auf Facebook.com/disneymusic werden oder auf Twitter.com/disneymusic folgen.

Produziert von Jason Olaine mit Liner Notes von Ashley Kahn. Die 13-Track Kollektion enthält erhabene Versionen von Dave Brubeck, der Frisch-gebackenen Grammy-Gewinnerin Esperanza Spalding, Roy Hargrove, Joshua Redman, The Bad Plus, Dianne Reeves, Regina Carter, Nikki Yanofsky und Andere.

Ambrose-Akinmusire CD Cover Artworks

Ambrose Akinmusire „When The Heart Emerges Glistening“

By the time the lone standard “What’s New?” arrives with a wink 11 tracks into trumpeter-composer Ambrose Akinmusire’s tour de force Blue Note debut When The Heart Emerges Glistening, the song’s title has become a rhetorical question.

Ambrose-Akinmusire CD Cover Artworks
Ambrose Akinmusire – "When The Heart Emerges Glistening"
The unneeded answer: Everything. Akinmusire has delivered nothing less than a manifesto, a Search for the New Land, a personal statement of such clarity and vision that it’s bound to turn heads around towards this startlingly fresh young talent.

Co-produced by Akinmusire and his label mate and mentor Jason Moran, the album’s 12 songs (10 of which were composed by Akinmusire) feature the 28-year-old trumpeter’s young quintet (tenor saxophonist Walter Smith III, pianist Gerald Clayton, bassist Harish Raghavan, and drummer Justin Brown), a close-knit group of longtime friends and frequent collaborators that breathes a remarkable collective identity. The New York Times wrote that the quintet “seems destined for much wider recognition,” and described their unique sound as “limber, straight-ahead jazz with mystery and pop instincts that gets around most of the old, pervasive mainstream influences, both of trumpet playing and bandleading.”

The Los Angeles Times recently named Akinmusire one of their 2011 “Faces to Watch,” and offered this descriptive of the quintet’s recent LA performance: “Akinmusire and his band demonstrated a remarkably fluid, adventurous interplay and patiently imaginative way with melody that sounded as steeped in the music’s history as it was hard-wired with the sound of something new. With a chameleonic tone that can sigh, flutter or soar, Akinmusire sounds less like a rising star than one that was already at great heights and just waiting to be discovered.”

The discovery of Ambrose Akinmusire (pronounced ah-kin-MOO-sir-ee) has been a slow and steady process. Born and raised in Oakland, California, it was as a member of the Berkeley High School Jazz Ensemble that Akinmusire first caught the attention of a discerning ear. Saxophonist Steve Coleman was visiting the school to give a workshop and immediately heard promise in the young trumpeter, eventually hiring him as a member of his Five Elements band and embarking on an extensive European tour when Akinmusire was just 19.

The experience proved life-changing. Coleman—considered by many to be the spiritual godfather of the current creative jazz scene—challenged Akinmusire on and off the stage. “Ambrose, what’s your concept?” Akinmusire remembers Coleman asking him on a train ride through Germany. “Concept? I’m 19, I don’t need a concept. It’ll just come one day,” shrugged Akinmusire, raising the saxophonist’s ire. “He really laid in on me. I’ll never forget it,” he recalls. “You’ve got to start thinking about it now,” Coleman told him. “Everything you don’t love, make sure that’s not in your playing.”

Akinmusire took the advice to heart, and returned to his studies at the Manhattan School of Music determined to discover his own voice. “When I got back to school I wrote a list,” he explains. “It was very specific, it had things on it like ‘I don’t want to be confined by my instrument’ or ‘I want to have a sound like a French Horn player.’ It had harmonic concepts on it. I posted it on my wall so every day I was reminded of it. It caused me a lot of trouble because if a teacher told me to do something and it didn’t really fit what was on that list I didn’t listen to them. It really made me learn who I was because I had to defend that every day.”

After returning to the West Coast to pursue a master’s degree at the University of Southern California, Akinmusire went on to attend the Thelonious Monk Institute of Jazz in Los Angeles, an experience that began to bring his quest into clearer focus. “I went from being the oddball to being surrounded by people who were just like me and having teachers that were stressing [individuality] like Terence [Blanchard], Herbie [Hancock], and Wayne [Shorter]. I learned a lot from Terence. He really got me to be 100% comfortable in the things I was hearing in my head. After the Monk Institute it was just me going for my own sound and my own concept.”

2007 was a pivotal year for Akinmusire. He entered and won the prestigious Thelonious Monk International Jazz Competition from a panel of judges that included Blanchard, Quincy Jones, Herb Alpert, Hugh Masekela, Clark Terry and Roy Hargrove. That year he also won the Carmine Caruso International Jazz Trumpet Solo Competition and released his debut recording Prelude…To Cora on the Fresh Sound New Talent label. He moved back to New York City and began performing with the likes of Vijay Iyer, Aaron Parks, Esperanza Spalding, and Jason Moran, taking part in Moran’s innovative multimedia concert event In My Mind: Monk At Town Hall, 1957. It was also during this time that he first caught the attention of another discerning set of ears, those of Bruce Lundvall, President of Blue Note Records.

“I’ve been following Ambrose for a while, and I believe he is the kind of musician that jazz needs more of,” states Lundvall. “He’s finding a very distinctive voice on his instrument, has a fantastic sense of adventure, and is dedicated to pushing the music forward.”

Lundvall signed Akinmusire, and in September 2010 the trumpeter brought his quintet into Brooklyn Studios to begin recording. Bringing Moran on board as co-producer was a natural choice. “Over the years not only has he been a musician and an artist that I’ve looked up to but he’s been one of the most blunt and honest people I’ve ever met in my life, and I just wanted that type of energy in the studio,” explains Akinmusire. “He’s also one of the few musicians that on every record he’s given 100% and that’s what I was striving for. He’s the guy that people of my generation really look up to right now. I think knowing that he was in the control booth made everyone play harder and reach for things that we maybe would not have reached for.”

The album’s opening track “Confessions to My Unborn Daughter” immediately establishes several of the quintet’s hallmarks including their striking juxtaposition of bombast and beauty, with searing solos turning on a dime to reveal moments of touching tenderness, and the profound frontline interplay between Akinmusire and Smith. The way the two intuitively trade lines back-and-forth, finishing each other’s musical sentences, is surely a result of the 12 years that they’ve been making music together. “He and I never have any musical conversations,” says Akinmusire. “It’s amazing, it feels like he’s part of my brain and I’m part of his. I know exactly what he’s thinking, what note he’s going to end on, when he’s going to play something, when he’s going to stop.”

“Confessions” also reveals Akinmusire’s penchant for intriguing song titles, as does the album’s penultimate track “Tear Stained Suicide Manifesto” (which features Moran on piano). The titles are secret clues to elaborate storylines that he constructs as inspiration for his composing process. “I always put the title first before I write one note,” he explains. “I need a whole story to have the format for a composition.”

However, some of Akinmusire’s compositions do have explicit references. “The Walls of Lechuguilla” refers to the extensive cave system in New Mexico known for the rarity and unusual beauty of its geological formations. “Every day I practice in front of a documentary because I do long tone for an hour and a half and I have to have something in front of me. This time I was checking out the Planet Earth series on BBC and they went down into this cave that nobody had ever gone into. They shine the light on the walls, and it was the most beautiful thing I had ever seen in my life, and so I immediately started writing that tune and it came out just like that from beginning to end.”

“My Name Is Oscar” is a powerful piece that features Akinmusire’s spoken voice backed solely by Brown’s relentless drums. Oscar is Oscar Grant, the unarmed 22-year-old African American man who was shot and killed by a transit officer on New Year’s Eve in 2009 in Akinmusire’s hometown of Oakland. “I just want people to know the story. I don’t want it to become this ‘f*ck the police’ anthem,’” he says. “Every time I go back home I’m reminded of it, people still talk about it, it’s still such a big thing because he got off with just two years, he didn’t get charged with murder. It just really resonates with me because I feel like it could have been me or anyone. The piece begins with me observing what happens, then me talking in the voice of Oscar Grant himself.”

“Ayneh (Cora)” and “Ayneh (Campbell)” are two delicate interludes that are dedicated to Akinmusire’s mother. “’Ayneh’ in Farsi means ‘mirror’ but more related to ‘reflection’ and I just wanted to write a piece that felt like an exhale, it’s a relaxing thing,” he says. “Then I flipped the song around, so the first bar I wrote is the last bar, so I flipped the title around and called it ‘Henya,’” which coincidentally in the Hebrew language is a name that translates as “Grace of God.”

As for “What’s New?” it isn’t meant to be entirely ironic, Akinmusire says. “Clifford Brown is one of my favorite trumpet players, and his version of that is just so amazing. So it was sort of a tribute to him, but also just in case you’re doubting that I have any type of tradition, there’s this.”

“When The Heart Emerges Glistening refers to being present, emotionally invested, honest—not exclusively in our art, but in every act of expression,” Akinmusire says in explaining the album’s title. “It’s about parting our chests to reveal ourselves to one another and to ourselves, to reflect honestly the ‘everything’ of us—the ugly, the changing, the vulnerable, the fierce, the solid, the safe. The heart ‘glistens’ because it is wet, it is fresh. With every act of expression, it is a newly excavated heart, so that through listening closely, we are ultimately chronicling every present moment, and constantly re-examining our changing selves. In bearing ourselves this way, we connect more deeply with one another. The many sides of the album itself are a testament to our complexity and uniqueness as individuals, and the imperative to bare and explore honestly every coexisting side of us.”

Subtone-Morningside CD Cover Artworks

Subtone – Morningside

Subtone ist eine der interessantesten Bands, die die europäische Jazzszene zurzeit zu bieten hat. Anfangs noch als reine Berliner Formation gegründet, leben die Musiker von SUBTONE mittlerweile zum größten Teil in New York.

Subtone-Morningside CD Cover Artworks
Subtone – “Morningside” CD

Spätestens seit ihrem dreifachen Triumph beim internationalen Jazz-Wettbewerb Tremplin Jazz in Avignon 2008 sind Trompeter Magnus Schriefl, Saxophonist Malte Dürrschnabel und Pianist Florian Höfner, der neu zum Ensemble gekommene Bassist Ruben Samama (Gewinner des Deloitte Jazz Awards 2010) und Schlagzeuger Peter Gall auch außerhalb Deutschlands ein Begriff.

Schätzungsweise 120-mal stand Subtone in Clubs und bei Festivals bisher auf der Bühne.

Höhepunkte waren die Auftritte beim Bohemia Jazz Fest in Tschechien im Vorprogramm von Dave Holland, Steve Coleman oder Al Foster, sowie zwei gefeierte Konzerte beim Festival Jazz Baltica in Salzau.

Obwohl Subtone in der klassischen Quintett-Besetzung auftritt, hat die Band doch einen ganz eigenen Sound kultiviert, der sich deutlich von traditionellen Klischees abhebt.

Die farbenreiche Instrumentierung sowie die durchdachten und einfallsreichen Kompositionen sind es, die den besonderen Reiz von Subtone ausmachen.

Der Bayerische Rundfunk über SUBTONE:
„Hier gelingen fugenartige Themen in halsbrecherischem Tempo, gegeneinander gespielte rhythmische Strukturen, unerwartete Themenentwicklungen und spannende Solodramaturgien nämlich nicht nur für sich genommen – sie fügen sich auch noch ganz organisch zu komplexen Kompositionsgebilden, denen der viel beschworene große Bogen bestechende Schlüssigkeit und damit Schönheit verleiht.“

Subtone Tourtermine
26.02. München, Unterfahrt 05.11. Erfurt, Jazzclub
27.02. Rosenheim, Le Pirate 08.11. Bad Aibling, Librano
02.03. Landshut, Wintergarten 09.11. Fürstenfeld, Forum
04.03. Nürnberg, Jazzstudio 10.11. Traunreut, Bürgerhaus
06 03. München, BMW Jazz Ward 11.11. Pullach, Bürgerhaus
10.03. Berlin, A-Trane 16.11. Dessau, Bauhaus
27.06. Augsburg, Jazzfest 17.11. CH-Basel, Bird’s Eye
04.11. Schopfheim, Kulturkooperation 11.12. Burgthann, Jazzverein

Nelson-Marsalis-Jones-Here-we-Go-Again CD Cover

Willie Nelson & Wynton Marsalis feat. Norah Jones

Bereits das erste gemeinsame Album der so unterschiedlichen Superstars Willie Nelson und Wynton Marsalis war künstlerisch und kommerziell ein absoluter Erfolg.

Nelson-Marsalis-Jones-Here-we-Go-Again CD Cover
Willie Nelson & Wynton Marsalis feat. Norah Jones - "Here We Go Again"
Für das Blue-Note-Album „Two Men With The Blues“ (2008) hatten der zählebige Country- Troubadour Nelson und die stets souverän wirkende Jazz-Koryphäe Marsalis im Jahr 2007 zwei Konzerte im Lincoln Center von New York gegeben.

Die New York Times war beeindruckt von der Eleganz und dem Feingefühl dieser Konzertaufnahmen, während es in der Entertainment Weekly hieß: „Willie und Wynton mögen ein seltsames Paar abgeben, aber dieses Live-Album lässt die Country-Legende und den Meister des Jazz wie natürliche Partner erscheinen, bei denen die von der Trompete angeführte Band von Marsalis das Tempo bestimmt und Nelson sich mit den unkonventionellen Phrasierungen seiner Stimme perfekt anpasst.

“ Für „Here We Go Again: Celebrating The Genius Of Ray Charles“ fanden sich die beiden ungewöhnlichen Seelenverwandten erneut auf einer Bühne zusammen, diesmal im Rose Theater, einem weiteren Konzertsaal des Lincoln Center, um dort im Februar 2009 mit einem konzeptionellen Programm rund um die wegweisenden Songs von Ray Charles zu begeistern.

Prominent unterstützt wurden die beiden Musiker bei den beiden ausverkauften Konzertabenden von Norah Jones, die mit den Songs von Ray Charles ebenfalls wohlvertraut ist und es als besondere Ehre empfand, gemeinsam mit Nelson und Marsalis aufzutreten. Einfühlsam und voller Experimentierlust singt und swingt sich dieses einmalige Dreigestirn durch ein stilistisch weit gefächertes Repertoire von Songs, mit denen Ray Charles schon zu Lebzeiten zur Ikone wurde und wie selbstverständlich Soul, Rhythm’n’Blues, Country, Jazz und Pop für sich vereinnahmte.

Der zwölf Tracks umfassende Songzyklus über den Aufstieg und Fall einer Liebe, den der Konzertmitschnitt „Here We Go Again“ bildet, scheint sich jeder vorschnellen Kategorisierung zu entziehen. Einerseits sind hier all jene Songs zu hören, die Ray Charles groß gemacht haben – von „Hallelujah I Love You So“ über „Unchain My Heart“, „Hit The Road Jack“, „Makin‘ Whoopie“ bis hin zu seinem wohl größten Hit „What I’d Say“ – andererseits sorgen die neuen Arrangements von Marsalis und befreundeten Künstlern aus dem Umfeld des Jazz at Lincoln Center für eine erfrischende Neubetrachtung der Klassiker.

Die Songs werden hier in denkbar unterschiedlichsten Stilen vorgetragen, als Gospel-Two-Beat, Boogaloo, Countryballade, Bolero, Hard-Bop, Walzer und Swing. Für die kongeniale musikalische Umsetzung sorgen das Marsalis-Quintett – Walter Blanding (Tenorsaxophon), Dan Nimmer (Piano), Carlos Henriquez (Kontrabass) und Ali Jackson (Schlagzeug) – sowie Nelsons langjähriger Begleiter Mickey Raphael an der Mundharmonika.

„Ich nenne das Roots-Groove-Musik“, erklärt Wynton Marsalis, der auch mit der Set-List den Handlungsbogen dieses Konzeptalbums gespannt hat. „Roots-Musik reicht über alle Grenzen und Genres in der amerikanischen Musik hinweg.

Es gab eine Zeit in den frühen 1950ern, in der Musiker auftauchten, die von jeglicher Art von Musik beeinflusst schienen.“ Willie Nelson kann ihm da nur beipflichten: „Du musstest einfach alle möglichen Arten von Musik lieben, um deine eigenen Interpretationen der Songs zu finden.“

Besonders angetan hatte es Nelson seinerzeit das Ray-Charles-Countryalbum „I Can’t Stop Loving You“: „Ray hat allein mit diesem einen Album mehr für die Countrymusik bewirkt als jeder andere, weil er Millionen seiner Fans Countrysongs nahegebracht hat und so der Countrymusik ein neues Publikum erschloss.“ Norah Jones war sichtlich angetan, zu diesem besonderen Konzertevent eingeladen worden zu sein.

„Da gab es nicht viel zu überlegen. Ich liebe Willie über alles und habe zu ihm eine wunderbare künstlerische Beziehung. Und mit Wynton wollte ich auch schon immer etwas machen.“ Die Freude war umso größer, als sie erfuhr, dass die Klassiker von Ray Charles im Mittelpunkt stehen würden: „Ich kenne alle seine Songs. Wir lieben sie doch alle. Mehr Gemeinsamkeit kann es kaum geben.“ „Here We Go Again: Celebrating The Genius Of Ray Charles“ ist fürwahr eine Herzensangelegenheit, eine stilistisch abenteuerliche und doch höchst stimmige Hommage an einen der größten Universalkünstler der Popmusik.

Da macht auch das Herz eines jeden Musik-Aficionados „Whoopie“. An instant Blue-Note-Masterpiece!

Willie Nelson & Wynton Marsalis feat. Norah Jones – „Here We Go Again“ Tracklist:

1. Hallelujah I Love Her So (Gospel 2-beat / Boogaloo / 4/4 Swing)
2. Come Rain Or Come Shine (Walking Ballad)
3. Unchain My Heart (Bolero with Habanera bass)
4. Cryin’ Time (Country Ballad)
5. Losing Hand (Dirge with Chain-Gang Shuffle)
6. Hit The Road Jack (Gospel 2-beat / 4/4 Swing)
7. I’m Moving On (Boogaloo with Afro-Latin Backbeat / 4/4 Swing)
8. Busted (Gospel 12/8 Shuffle)
9. Here We Go Again (Rhythm & Blues 12/8 Shuffle)
10. Makin‘ Whoopie (Hard-Bop 2-beat / 4/4 Swing)
11. I Love You So Much (It Hurts) (Waltz)
12. What’d I Say (Boogaloo) Willie Nelson & Wynton Marsalis feat. Norah Jones – „Here We Go Again“

Schnermann’'s Poetryclan "All What Love" CD Cover

Schnermann’s Poetryclan „All What Love“

Ein Programm. Es geht um Liebe. Lyrik, bis an die Seele bewaffnet. Musik, bis zum Herzen entwaffnend. Poesie – gesungen, gelesen, melodisch und rhythmisch aufgefasst.

Schnermann’'s Poetryclan "All What Love" CD Cover
Schnermann’'s Poetryclan "All What Love"

Die verschiedenen Ausdrucksformen dürfen bei Schnermann’s Poetryclan fließen. Ineinander, übereinander, miteinander. Etwas Eigenständiges entsteht.

Andreas Schnermann, Pianist, Komponist und Bandleader des Poetryclans, vertont englische Liebesgedichte zu von Jazz inspirierten Songs, die von der Sängerin Inga Lühning zu gleichsam luftigen und erdigen Bildern komplettiert werden.

Bekannte Schauspieler und Sprachkünstler greifen die gleichen, zuvor von Johannes Tröger ins Deutsche übersetzten Texte wieder auf und beleben sie auf höchst unterschiedliche Weisen erneut.

All What Love, das Debütalbum von Schnermann’s Poetryclan aus Köln, ist eine musikalisch-lyrische Liebeserklärung zu Tönen, Sprache, Gesang, Literatur.

22 für sich stehende Kunststücke, die, angefangen bei Rupert Brookes Libido und endend mit When We Two Parted, menschliche Sehnsüchte, Abgründe, Selbstzweifel und Hochmütigkeiten zu einem CD-Programm über die Liebe verbinden – großes Kino für Körper und Seele, ohne den Kopf zu vernachlässigen.

Joachim Król intoniert dunkle und helle Momente der Liebe. Otto Sanders Leidenschaft für nuancenreiche Sprache ist unbedingt präsent, wenn er die Größe der Wörter von Byrons Sie sagen: Hoffnung ist Glück fühlbar inszeniert.

Christian Brückner, die deutsche Stimme Robert de Niros, konnte für die Rezitation von Larkins Der Morgen breitet sich schon wieder aus gewonnen werden. Weitere Rezitatoren wie Maria Schrader, Hannah Herzsprung, Sophie von Kessel, Roger Willemsen, Felix Vörtler, Heio von Stetten und Burghart Klaußner gaben All What Love mit ihren Namen und ihrem Enthusiasmus einen großen Vorschuss. Ein Wagnis.

Seit Mitte der Nullerjahre hält Andreas Schnermann das Clan-Stammbuch in der Hand, dessen Mitgliedseinträge seither um ein paar konstante und etliche gelegentliche Charaktere erweitert wurden. Der berühmte Funeral Blues, im Film Vier Hochzeiten und ein Todesfall wiederentdeckt, inspirierte Schnermann zur Vertonung von Gedichten W.H. Audens.

Die CD Tell Me The Truth About Love entstand in Zusammenarbeit mit der Sängerin Inga Lühning. Das Album fiel Joachim Król in die Hände, machte nachhaltigen Eindruck und ließ den Schauspieler Ausschau halten nach Schnermann. Für einen ersten gemeinsamen Auftritt während der lit.cologne 2007 wurde Johannes Tröger an Bord geholt.

Seine deutschen Übersetzungen bildeten den Grundstoff für das Musik-Hörbuch Sag mir die Wahrheit über die Liebe, auf dem Joachim Król zu Schnermanns Musik Audens Gedichte interpretierte. Eine zweijährige Tour folgte. Obwohl Schnermanns Kreativkind seinen heutigen Namen noch nicht besaß, wurden große Häuser voll.

Festivals buchten die Band und immer häufiger wurde gefragt, warum es das Konzertprogramm – Rezitationen der übersetzen Texte auf Deutsch, neben gesungenen Interpretationen in englischer Sprache und von der Lyrik inspirierten Kompositionen – nicht komprimiert auf einer CD gab. All What Love ist die Album gewordene Antwort.

Keine klassische Musik-CD, aber auch kein Musik-Hörbuch, sondern ein Wagnis, sozusagen der logische, nächste Schritt. Musik und Lyrik erleben eine beispiellose Gleichwertigkeit, weil der äußerst lebendige Club der toten Dichter aus Köln Musikpoesie kreiert. Ein Abenteuer.

Wie können Atemstocken, Herzrasen, Verzweiflung und lebendiges Erfahren der Liebe, der Verlustängste, der Hoffnungen und des Scheiterns, der Nähe und Distanz, des Himmels und der Hölle von William Shakespeare, Lord Byron, Thomas Lovell Beddoes, Christina Rossetti, Rupert Brooke, William B. Yeats, Edna St. Vincent Millay und Philip Larkin anders als bisher empfunden werden? Schnermann’s Poetryclan nähert sich deren Werken respektvoll, aber keineswegs starr.

Hin und wieder mit erhobener Augenbraue, manchmal mit Humor, aber immer mit einem unerhörten Maß an Hingabe und emotionaler Intensität. Dabei entstehen frühlingshaft lebendige, herbstlich-melancholische und manchmal wie von Schnee verpackte sanfte und leise Bilder. Ein Novum. Vielleicht.

Aber sicher keine Mission. Es gibt keine Verpflichtung, zu wissen, wer Lord Byron oder Christina Rossetti waren, um All What Love verstehen und genießen zu können. Schnermann’s Poetryclan hat einen künstlerischen Anspruch sich selbst gegenüber, er folgt aber keinem Erwachsenenbildungsauftrag. Im Gegenteil. Die Option, individuelle Annäherungen an die Gedichte finden zu können, ist gewünscht.

Die vier Interpretationsvarianten der Debüt-CD von Schnermann’s Poetryclan – Vertonung, Gesang, Übersetzung, Rezitation – räumen der Vorstellungskraft der Zuhörer den gebührenden Platz ein. Somit bleibt alles, was die Liebe noch ist, der persönlichen Geschichte jedes Einzelnen überlassen, der sich von der Musikpoesie des Albums entführen lässt.

In die Seelenwelt der Autoren, die Gedichte für die Ewigkeit schrieben. Und schließlich zurück in die eigene Seelenwelt. Die Stimmungen der Liebe sind endlos. Die Auseinandersetzungen mit den Texten auch.

Es gibt keine definitive Annäherung an die Ausdruckskraft der Verfasser. Aber es gibt die Vorstellungskraft und das Gefühlsempfinden von Frauen und Männern, Mädchen und Jungen, Liebenden und Verlassenen, Hoffnungsfrohen und Enttäuschten, Leidenden und Glücklichen.

Sie alle werden sich in der Liebesauffassung von All What Love wiederfinden, neu finden und sogar weitere Perspektiven an Musik und Lyrik erkennen. Den Sinnen sind keine Grenzen gesetzt. Warum sollten sich die Liebe und die Hingabe für Musik und Lyrik Grenzen setzen lassen?

Avishai-Cohen-Seven-Seas-CD-Cover-Artworx

Avishai Cohen „Seven Seas“

Auf seinem letzten Trio-Album Gently Disturbed, dem letzten Werk, das auf dem von ihm selbst gegründeten Label Razdaz Recordz erschien, bevor er bei Blue Note unterschrieb, beendete Avishai Cohen sein musikalisches Festmahl mit dem Stück „Structure in Emotion”, einer Melodie, die ihm besonders zusagt, denn sie taucht schon auf Lyla auf, der ersten unter seiner Regie veröffentlichten Platte von 2003. Avishai Cohens Musik gleicht einem Strudel der Gefühle.

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Avishai Cohen "Seven Seas"

Die Struktur der Songs, ihre intime Architektur überrascht immer wieder, nimmt unerwartete Wendungen, wie eine melodienreiche, pazifische, heilsame Zeitbombe. Mit seinen Kompositionen zügelt er die Gefühle, hält sie zurück, damit sie sich voll entfalten können, und verhindert somit, dass die Energie verpufft, bevor sie den Zuhörer erreicht. Der aus Jerusalem stammende Cohen, der sich inzwischen in Tel Aviv niedergelassen hat und den Ruf als einer der populärsten Jazzmusiker der letzten zehn Jahre genießt, nähert sich mit Seven Seas seinem künstlerischen Zenit.

AUS DEM HUT GEZAUBERT

Letztes Jahr veröffentlichte Cohen sein erstes Album auf Blue Note, Aurora. Ein Werk randvoll mit verwegenem Charme, dem der Kontrabass-Spieler, Komponist, Pianist und Arrangeur eine weitere Facette seines Schaffens hinzufügte – als Sänger. Bereits auf vorherigen Aufnahmen hatte er gesungen, doch eher mit einer gewissen Beiläufigkeit. Nun stellte er seine Stimme laut und klar in den Vordergrund. Publikum und Kritiker waren sprachlos. Es war, als schaute man einem Zauberer zu. Seine Stücke waren immer schon grenzenlos (sowohl was Musikstile als auch was geographische Grenzen betraf), gleichwohl stark von traditioneller jüdischer Musik inspiriert. Aurora aber zeigte Avishai Cohens Talent in einem neuen Licht: der Komponist mit rastlosen Texten, der phänomenale Musiker, überraschende Liveperformer, den Chick Corea einmal als Genie bezeichnet hatte – jener Musiker, den Down Beat zum Jazzvisionär erkoren hat; all diese Facetten traten in den Schatten, um einen Sänger mit sanfter Stimme und kosmopolitischem Esprit zu offenbaren, der sowohl hebräische als auch arabisch-andalusische Untertöne vereinen konnte. Aurora schien eine neue Entwicklung in der Diskographie des Musikers zu markieren und war zugleich die Sichtbarwerdung einer künstlerischen Entwicklung, die über mehrere Jahre ihren Lauf genommen hatte.

Mit Aurora hatte Cohen seine Bühnenfamilie gefunden, ein einzigartiges Quintett, mit dem er gemeinsam um die Welt reiste. Wo sie auch spielten, ernteten sie warmen Applaus. Seven Seas erscheint nun wie die selbstverständliche Konsequenz dieser Erfahrungen, die natürliche Ernte von vielen Hundert Konzerten. Cohen, der jahrelang die künstlerischen Möglichkeiten von Trios ausgelotet hatte, besann sich auf der Bühne einer Formel, in der die Melodien, die sich zwischen Karen Malkas Gesang und Amos Hoffmans Oud entspannen, eine ebenso gewichtige Rolle einnahmen wie das erdige Zusammenspiel von Itamar Doari an den Percussions und Shai Maestro am Piano. Diese Erfahrung inspirierte ihn, eine Teamarbeit ins Leben zu rufen, in deren Verlauf sein junger Percussion-Virtuose Co-Produzent des Projekts wurde.

CITIZEN KANE

In dieser Verfassung kamen im Herbst 2010 die Musiker für ein paar Wochen in dem Studio Nilento des Schweden Lars Nilsson zusammen, einem Paradies der friedlichen und kreativen Atmosphäre ebenso wie der technischen Ausstattung. Als wolle er sich mit einem Versprechen für die Zukunft wieder mit seinen Wurzeln befassen, arbeitete Avishai Cohen wieder einmal mit einem Toningenieur, mit dem ihn nicht nur professionelle Aspekte verbanden, ist Nilsson doch ein weiteres Mitglied von Cohens musikalischer Familie. Immerhin war er der Baumeister von Continuo und Gently Disturbed, den Meilensteinen in Cohens Discographie, und er war stark daran beteiligt, den unberührten Kompositionen des Kontrabassisten ein öffentliches Forum zu bieten. Mit Lars Nilsson hatte Cohen nicht nur jemanden gefunden, der seine Musik aufnimmt, sondern jemanden, dessen Ohr und technische Fähigkeiten seinem künstlerischen Perfektionismus entsprechen.

Truffaut sagte einst über Orson Welles Citizen Kane, es sei „der Film, der alle anderen zusammenfasst und vorwegnimmt.” Man ist geneigt, über Seven Seas und das Werk von Avishai Cohen das Gleiche zu sagen: Hier laufen alle Wege und Stimmen zusammen, die der Künstler seit Anfang der 1990er eingeschlagen und ausprobiert hat, als er erstmals in der New Yorker Jazzszene auftauchte und kurz darauf von Chick Corea protegiert wurde. Vor allem aber verkündet und präsentiert er ein noch ambitionierteres, subtileres und raffinierteres Kompositionswerk, ohne dabei die für ihn typische Energie, Ekstase und Emotionalität über Bord zu werfen. Man braucht sich nur die verschlungenen Sounds von Two Roses anzuhören und schon ist man im Bilde. Mit seinen Kinderreimen, Schlafliedern und Suiten, prallvoll mit heroischer Inspiration und symphonischen Klängen, entführt uns Seven Seas auf eine phantastische Klangreise, in der Understatement und Großartigkeit ein nicht enden wollendes Ping-Pong-Spiel treiben und nicht selten fühlt man sich auf die große Kinoleinwand transportiert. Ist man erst einmal an den ersten, glücklich nostalgischen Referenzen vorbei, segelt man weiter entlang Rhythmus-Inseln und ganzen Klangkontinenten, bis man bei Cohens intensiver Stimme in einem klassischen Piano-Ladino Anker wirft.

Mit Seven Seas hat Cohen einen neuen künstlerischen Gipfel erklommen. Man könnte das Album als reifes Werk bezeichnen, wenn das nicht so viele schwere Assoziationen hervorriefe. Eher ist es ein Fusion-Album, das uns vielleicht einer wirklichen Odyssee näherbringt, ruft doch schon der Titel die Legenden und Mythen der Seefahrt in Erinnerung. Mit seinen vielen Wendungen und Drehungen ist Seven Seas fraglos das aufregendste Album des Künstlers.

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Chico Freeman & Fritz Pauer Trio „The Essence Of Silence“

Ein Schwergewicht in der Welt des Jazz! Chico Freeman, der Multiinstrumentalist, Komponist und Produzent ist stets auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten, um das Erbe und die Tradition des Jazz in neuem Gewand fortzuführen.

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Chico Freeman & Fritz Pauer Trio "The Essence Of Silence"

Viele Kritiker zählen ihn zu den ganz Großen in der Geschichte des Jazz und nur ganz wenige Künstler können solche eine stolze Musikerliste vorweisen, die mit ihm gespielt haben.

Darunter Musiker-persönlichkeiten wie Dizzy Gillespie, McCoy Tyner, Elvin Jones, Charles Mingus, Jack DeJohnette, Art Blakey, Wynton Marsalis, Branford Marsalis, Hank Jones, Freddie Cole, Joe Henderson, Bobby Hutcherson, Roy Haynes, Von Freeman, Arthur Blythe, Billy Hart, Lester Bowie, Cecil McBee, Kirk Lightsey, John Hicks, Mal Waldron, Earth, Wind & Fire, The Eurythmics, The Temptations, The Four Tops, und viele viele andere….

Von Südamerika nach Puerto Rico, Kuba und der Dominikanischen Republik hat Freeman gespielt und aufgenommen, darunter mit solchen Größen wie Tito Puente, Machito, Irakere, Paquito D’Rivera, Arturo Sandoval, Celia Cruz, Giovanni Hidalgo, Paulinho DaCosta, Ray Barretto, Eddie Palmieri… Ohne Zweifel ein besonderer Moment, wenn der warme & dunkle Ton des studierten Holzbläsers erklingt. Besonders mit dem Fritz Pauer Trio..

Das erste musikalische Zusammentreffen von Chico Freeman und dem Fritz Pauer Trio fand 2007 in Wien statt. Nach einer erfolgreichen Tour im Jahr darauf erwuchs die Idee, die fruchtbare Zusammenarbeit zu dokumentieren, die neue Doppel CD „Essence of Silence “ wird nun zur Tour 2011 erscheinen. Das Repertoire besteht aus eigenen Stücken von Chico Freeman, Fritz Pauer, Johannes Strasser und George Cables, sowie Standards von Thelonious Monk und Mc Coy Tyner.

Das aktuelle Fritz Pauer Trio wurde 1995 gegründet. Intensives Zusammenspiel voller Überraschungen, Originalität und musikalische Kraft gepaart mit höchster Virtuosität, sind nur einige Worte um die Leistung dieses Top- Trios zu beschreiben. Als eine der gefragtesten Rhythmusgruppen in Europa begleitete die Band Jazzgrössen wie Art Farmer, Benny Golson, Johnny Griffin, Sheila Jordan, Hal Singer und Don Menza.

Chico Freeman & Fritz Pauer Trio „The Essence Of Silence“ Tracklisting:

Cd 1
1. Enchance
2. Helen’s Song
3. The Trespasser
4. The Essence Of Silence
5. Shen Shun Song
6. Will I See You in the Morning
7. Minor Relations

Chico Freeman & Fritz Pauer Trio „The Essence Of Silence“ Cd 2
1. Salsa Con Punta
2. Epikur Intro
3. Epikur Main
4. To Hear A Treardrop In the Rain
5. Dark Blue
6. Drum Chant
7. Angel Eyes

Chico Freeman – Tenorsax, Sopranosax, Komposition
Fritz Pauer – Piano, Komposition
Johannes Strasser – Bass, Komposition
Joris Dudli – Drums

recorded in March 2009, Tom-Tom Studio Vienna /Wien

Chico Freeman & Fritz Pauer Trio „The Essence Of Silence“ liner notes für die Songs:

Enchance (7:41) The song is in 8/8 with the approach of a 6/8
feel. It begins with an intro of piano followed by piano, sax and
bass, then a bass vamp interlude; sax enters on the main theme.
The song goes through some time changes and interesting harmonic
variations. The solos are on two different formats. The sax solos
on the form of the melody “A B (bridge) A”, the piano solos on a
different form with a different harmonic structure but returns to the
A section signaling the end of the piano solo; the sax enters at the
bridge and plays the melody thru to the last A section, repeating the
theme of the intro at the end with full rhythm section.
Chico Freeman

Helen’s Song (5:50) – Helen’s Song is one of my favorite George
Cables compositions, this added to the fact that I am privileged to
call Helen herself a friend of mine, makes the opportunity to record
it even more special. I’ve played it with George on many occasions
as well as in many of my own projects. This version finds Fritz
playing it with great sensitivity, passion and beauty. This is one of
my favorite renditions of what I believe is a classic, just like it’s
namesake.– Chico Freeman

The Trespasser (9:10) We see many in our lives, some are
welcome, and some are not. You decide. – Chico Freeman

The Essence of Silence (5:38) I believe that when we are alone
and in complete silence is when music makes its most direct and
purest journey to our being. In silence we hear music, hence, the
essence of silence. Chico Freeman.

Shen Shun Song (7:08) A song with the title borrowed from the
Chinese martial art tai chi chuan. Shen meaning spirit and mental
liveliness; Shun meaning to go along with, to follow and free-flowing
and relaxed a song with three main attributes for a successful
performance. With this tune I would like to honour McCoy Tyner
and the pioneers of Modal Jazz – Fritz Pauer

Will I See You in the Morning? (5:24)
This question has been asked in so many different ways but it still remains the same question. The lyrics explain the sentiment:
Will I see you in the morning? I might leave without much warning
Try and understand the reason if I go I know you believe
what you want me to know
You can’t stand to see me crying
just because i know you’re lying
when you tell me everything will be OK
How come I can see
with my eyes closed tight
that we are over?
Don’t say a word
unless you mean
everything you say
What do u think I’m gonna do?
are you afraid that I’ll see through
everything I meant to you?
So if I don’t see you in the morning
and I leave without much warning
you will understand the reason
and you’ll know
. . . but you must believe
that I did not want to go.

Minor Relations (5:39) A tune simply consisting of different
colours (chords) around the tonal centre of c-minor. The piano intro
represents my admiration for traditional jazz piano styles, mainly
the stride piano of James Pete Johnson. – Fritz Pauer

Salsa con Punta (06:40) Written in two parts; the first part with a
Latin flavour, the second part goes into a straight 4/4 groove (Chico
added a cowbell for the overdub.) – Fritz Pauer

Epikur Intro (1:25) & Main (05:38) Compositional contribution
Epikur, named after the ancient Greek philosopher (Epicurus in
English) with its Phrygian mode, consists of two parts:
In part one I introduce the main theme con arco quasi rubato with
some collective sound fields beneath; in part two the full tune in a
medium up-tempo with solos by Chico, Fritz and myself is heard.
The chord changes run by fairly quickly and that’s why the tune, with
it’s inherent restlessness, was originally called Busy Morning. One
day I woke up with the melody in my head and had to write it down
immediately. – Johannes Strasser

To Hear a Teardrop in the Rain (5:43) This song was written for
a very special person who left us some time ago. She will
always be remembered. – Chico Freeman

Dark Blue (6:59) A blues, first heard on my
cd Tales of Ellington, it was written in honor
of Duke Ellington. – Chico Freeman

Drum Chant (8:20) Another modal tune
especially written for the artistry of our outstanding
percussionist, Joris Dudli.
– Fritz Pauer

Angel Eyes (11:30) – this arrangement involves
an ostinato bass line while the original
changes and melody are played over this line.
This opens up two worlds at the same time, a kind
of ballad and groove in simultaneous motion.
– Chico Freeman

Chico Freeman & Fritz Pauer Trio „The Essence Of Silence“ LIVE ON TOUR:

Do, Feb 17, 2011 Freiraum, Jenbach (Austria)
Fr, Feb 18, 11 Jazzclub, Bamberg (Germany)
Sa, Feb 19, 11 66-400 Gorzów Wielkopolski (Poland)
So, Feb 20, 11 78-100 Kołobrzeg (Poland)
Mo, Feb 21, 11 Blue Note, Poznan (Poland)
Di, Feb 22, 11 A- Trane, Berlin Germany
Mi, Feb 23, 11 Jazz- zirkel, Weiden (Germany)
Do, Feb 24, 11 Hildesheim (Germany)
Fr, Feb 25, 11 Braunschweig (Germany)
Sa, Feb 26, 11 Cave 69, Heilbronn (Germany)
So, Feb 27, 11 Jazzkeller, Frankfurt (Germany)
Di, Mär 1, 11 Jazzland, Vienna Austria
Mi, Mär 2, 11 Jazzland, Vienna Austria
Do, Mär 3, 11 Jazzland, Vienna Austria
Fr, Mär 4, 11 Jazzland, Vienna Austria
Sa, Mär 5, 11 Jazzland, Vienna Austria

Robin-McKelle-Mess-Around CD Cover

Robin McKelle „Mess Around“

Mit ihren ersten beiden Alben „Introducing Robin McKelle“ (2006) und „Modern Antique“ (2008) etablierte sich die Amerikanerin Robin McKelle auf einen Schlag als neuer Stern am Swing-Himmel.

Robin-McKelle-Mess-Around CD Cover
Jazzsängerin Robin McKelle mit ihrem neuen Album „"Mess Around“"

Was für eine Vollblutsängerin die rothaarige Lady mit der charismatisch rassig-rauchigen Stimme aber in Wirklichkeit ist, zeigt sie jetzt auf ihrer dritten CD „Mess Around“, mit der McKelle ihren Label-Einstand bei Sony Music gibt.

Natürlich gibt es wieder hier und da Anleihen an die klassische Swing-Ära. Doch diesmal schlägt ihr Herz nicht nur für den
Jazz, sondern besonders für den Soul und den Blues. Schließlich, so Robin McKelle, „haben all diese Musikstile mich ungemein geprägt.

Das Album besitzt daher auch dieses 60er-Jahre-Feeling, das von jenen Aufnahmen beeinflusst ist, die etwa Ray Charles und Nina Simone zu dieser Zeit aufgenommen haben.“

Natürlich erweist Robin McKelle auf „Mess Around“ gerade ihrem Vorbild Ray Charles gleich mehrfach ihre Referenz. „Mess Around“ hat sie im Stil von Ray Charles komponiert. Und „Lonely Avenue“ von Doc Pomus
wurde erst dank Charles zum R&B-Klassiker. Doch auch diesem Hit verleiht Robin McKelle neue Flügel dank des Arrangements von Funk-Legende Fred Wesley.

Überhaupt hat Robin McKelle nur hochkarätige Musiker um sich umgescharrt, mit denen sie ihren vier eigenen Songs, aber auch denen von Leonhard Cohen, den Bee Gees und den Beatles vibrierendes Retro-Feeling verleiht.

Mit u.a. Bassist Tim Levebre, Gitarrist Marvin Sewell und der Tenorsaxophon-Legende Houston Person geht sie „I Can´t See Nobody“ (Bee Gees) funkig und soulig an. „

Everybody Knows“ (Leonhard Cohen) hat Robin McKelle zu einer satten und treibenden Motown-Hymne arrangiert („Ich hoffe, Leonhard Cohen gefällt diese Version.“).

Und aus der Streicher-Ballade „Eleanor Rigby“ von den Beatles wird auf einmal eine groovende Latin-Nummer, in der immer wieder die berühmten Bläsersätzeaus „Cold Sweat“ von Funk-Master James Brown aufblitzen.

Bevor sich Robin McKelle dann schließlich mit ihrem, vom Gospel inspirierten Liebeslied „Since I Looked In Your Eyes“ als einfühlsame Singer-Songwriterin ausweist, gibt sie noch einmal die heißblütige Swing- und Soul-Queen. In „I Just Want To Make Love To You” von Willie Dixon.

Robin McKelle stammt ursprünglich aus Rochester, New York State. Sie studierte an der University of Miami, machte ihren Abschluss am renommierten Berklee College of Music und ging dann nach Los Angeles, um als Chorleiterin zu arbeiten.

Einige Zeit später kehrte sie nach Boston zurück, gründete ihr eigenes Trio und schrieb sich wieder in das Berklee College ein, diesmal, um Gesang zu studieren. Ersten Auszeichnungen folgten ein Engagement beim Boston Pops Orchestra sowie Auftritte im Rahmen der Berklee Commencement Concerts mit David Bowie, Carly Simon und Wayne Shorter.

Robin McKelle „Mess Around“

04.02. Bix, Stuttgart
05.02. Jazzclub, Minden
06.02. Unterfahrt, München
07.02. Jazzclub, Hannover
09.02. A-Trane, Berlin
10.02. Kulturzentrum Schlachthof, Kassel

RING ENSEMBLE

RING ENSEMBLE

„Im Jahr 2006 kamen wir, das RING TRIO, auf die Idee, regelmäßig in einem Club zu spielen und uns dazu noch einen Gast einzuladen, um mit ihm gemeinsam mit seiner Musik zu spielen. So entstand unsere Konzertreihe FEATURE RING. Inzwischen haben wir über 35 solcher Konzerte gespielt.

RING ENSEMBLE
RING ENSEMBLE

Unsere Gäste waren unter anderem: Markus Stockhausen, Kurt Rosenwinkel, Celine Rudolph, Marta Topferova, Robyn Schulkowsky, Barbara Buchholz, Michael Schiefel, Aly Keita, Carl Ludwig Hübsch, DJ illvibe, Flowin’ Immo (dt. HipHop), Antonio Ramos (Tanz).

Darüber haben wir auch ein eigenes Repertoire erarbeitet.

Die Musik des RING TRIOs zeichnet sich dadurch aus, dass die Kompositionen aus wenigen, starken Motiven bestehen, um die dann improvisiert wird – geradeso als würde man gemeinsam über ein bekanntes Volkslied improvisieren.

Im RING ENSEMBLE sind die Stücke nun eher durchkomponiert und etwas komplexer, und wir versuchen, die klanglichen Möglichkeiten und die Dynamik der Besetzung auszuloten.

Die Entstehung des RING ENSEMBLES

Ausschlaggebend für die Gründung des RING ENSEMBLES war zum einen, dass wir uns als RING TRIO für eine tiefere Zusammenarbeit mit einer anderen Kunstform interessierten. Zum anderen war es der Wunsch meiner Schwester Ulrike (Barock-Violine) und mir, in einem gemeinsamen Projekt zu spielen. Wann immer wir uns über Musik unterhalten haben, ist uns aufgefallen, wie nah unsere Einstellungen beieinander sind. Unser Vorhaben war in keiner Weise, Barock und Jazz irgendwie zu mixen. Wir wollten einfach aus dem, was wir gemeinsam über Musik denken, eine eigene Musik kreieren.

Warum arbeiten wir mit Barockmusikern? Ich selbst habe 9 Jahre Cello gespielt, dabei sowohl basso continuo als auch im Sinfonieorchester. Die Ästhetik der Barockzeit ist der musikalischen Welt, aus der das RING TRIO stammt (Jazz, Weltmusik, improvisierte Musik), näher als die der Klassik und Romantik.

Barockmusiker haben ein ähnliches Gefühl für Groove. Wir empfinden einen Groove nicht zwingend dann als besonders intensiv, wenn er laut oder akurat gespielt ist, sondern wenn er Bauch hat. Dieses Konzept hat auch die Alte Musik, bei der sich viel um Tänze dreht.

Die Instrumentierung des Trios im RING ENSEMBLE ist angelehnt an Strömungen wie TripHop, BigBeat oder NuJazz. Ob Cinematic Orchestra, Beady Belle oder Bonobo – die Besetzung Fender Rhodes, Kontrabass und Schlagzeug ist typisch für diese Jazz verwandte Jugendkultur und tritt immer dann besonders hervor, wenn es um Beats geht (z.B. bei Trailer nach dem Intro).

Durch seine Kammermusikgröße verfügt das RING ENSEMBLE über einen Farbenreichtum, der mich schon beim sinfonischen Orchester begeistert hat. Darüber hinaus können wir hier mit einer großen Dynamik spielen – von der Intimität eines Duos bis zu aufbrausenden Crescendi in voller Besetzung.

Zu unseren Einflüssen gehört auch elektronische Musik. Was den Einsatz solcher Mittel anbelangt, sahen wir es als Herausforderung, sie nicht neben der Musik klingen zu lassen, sondern ihnen eine gewisse Natürlichkeit und Feinheit zu geben, die den klassischen Instrumenten ebenbürtig ist. Ähnlich beim Fender Rhodes, das leider häufig Harmonie gebend im Hintergrund verschwindet. Ich mag seine eigene Klangcharakteristik, auch als Melodieinstrument, und so wollte ich es einsetzen.


Trailer
– Träumen, was sein wird war unser erstes Stück. Ich mag diese Art zu Träumen, wenn man sich ausmalt, wie etwas sein könnte. Das gibt einem viel Kraft, sich selbst seine Träume zu erfüllen. Und dann ist dieser Traum wie eine Vorschau auf die Wirklichkeit – ein Trailer.

Arabic. Die arabische Welt fasziniert mich schon immer. Ungefähr in der Mitte des Stücks gibt es einen sehr leisen Moment – wie im Auge des Orkans. Ein diffuser Klangteppich der Streicher, aus dem das Ensemble dann wieder emporsteigt. Solche Klänge erinnern mich an die sinfonische Musik von Schostakowitsch.

La Truviata. Ist eine Zusammensetzung aus den Wörtern Truvia und La Traviata. Truvia ist ein moderner Zuckerersatz, der aus den Blättern der südamerikanischen Stevia-Pflanze gewonnen wird. In gewisser Weise hat er das Leben meiner Freundin Patricia und damit auch meines verändert.

Das Wortspiel mit La Traviata zum einen, weil meine Freundin Opernsängerin ist und zum andern, weil das Stück durch seine vielen Teile etwas Opernhaftes hat.

Die Kunst des Streitens. Inhaltlich geht es um die wunderbare Erfahrung, die ein gut geführter Streit sein kann. Formell ist es ein bisschen ein Gegenkonzept zur Fuge, bei der die beiden Stimmen ja voreinander flüchten sollen. Hier interagieren sie miteinander.

Winzer N°512. Ist der gemeinsamen Arbeit mit meinem Vater im Weinberg meiner Eltern gewidmet.

Bei diesem Stück spürt man die ganze Dynamik des Ensembles: Wir spielen eine ganze Weile als Duo, sodass man sich als Zuhörer an diese Intimität gewöhnt. Dann setzen innerhalb kurzer Zeit alle Instrumente polyphon ein und es verdichtet sich stark.

Außerdem hat der gesamte Mittelteil seinen Schwerpunkt stets auf der vorgezogenen 1 – ein Gefühl, das ich von lateinamerikanischer Musik kenne.

5000 miles away. Das ist die Entfernung von Dresden nach Seoul. Meine Freundin arbeitet teilzeit als Flugbegleiterin bei der Lufthansa und das ist ein häufiges Reiseziel. Durch unsere Berufe sehen wir uns weniger, als uns lieb ist. Nun, das Stück beschreibt meinen Zustand, wenn sie weg ist.

Bei dem Stück habe ich von Anfang an eine sphärische Elektroinstallation gehört. Der lange Aufbau am Schluss ist eine Art Verbeugung vor Damien Rice, der es wunderbar versteht, lange Zeit auf kleiner Flammer zu kochen und am Schluss eine unglaubliche Intensität zu entwickeln.

Electrain habe ich in einer Zeit geschrieben, als ich mich (zu) viel mit elektronischer Musik beschäftigt habe und mir Gedanken um das Verhältnis von Mensch und Maschine gemacht habe. Der Groove am Anfang ist tatsächlich eine gemeinsame Entwicklung des Ensembles in der ersten Probenphase gewesen.

Bolero. Gemeint ist die balladeske Gattung lateinamerikanischer Musik. Es klang in meinem Ohr anfangs tatsächlich ein wenig nach Buena Vista Social Club, hat sich dann aber zu diesem Duo entwickelt. Geblieben sind Melodie, Harmonie und der Titel. Hierbei fällt mir immer wieder auf, wie gut das Rhodes und die Laute miteinander harmonieren. Der lange Soloteil ist inspiriert durch das, was mir an der Musik von Singer/Songwritern Spaß macht. Ich wollte hier selbst nicht solieren, sondern einfach so intensiv wie möglich begleiten.

The colourful clothes of Mr. Kapadia. Mr. Kapadia ist ein Schneider aus Mumbay. Bei meinem Besuch in Indien hat mich am meisten fasziniert, dass die Menschen dort in ihrem Alltag so unglaublich farbenfrohe Stoffe an ihren Körpern und an den Wänden trugen. Ich habe Farben noch nie so leuchten sehen.

Zum anderen ist es ein Plädoyer für die Vielfältigkeit der Menschen. Gerade wenn jetzt immer wieder über Zuwanderung diskutiert wird, möchte ich sagen, dass es sich lohnt, über Unterschiede hinwegzusehen, weil uns andere Kulturen stärker bereichern als sie uns gefährden. Deshalb habe ich auch im Mittelteil viele Stimmensamples überlagert, sie sollen ein Ausdruck des Menschlichen sein.

Heidsieck
. Die Champagner-Marke. Ich wollte das Stück einer Sache widmen, die mir einfach Freude macht.

Im FEATURE RING haben wir mit Schleck und Stecker zusammengearbeitet, zwei DJs, die sonst in den frühen Morgenstunden in Clubs unterwegs sind. In deren Welt geht es viel darum, den perfekten Basedrum-Sound zu finden. Daran wollten wir uns mit unseren Mitteln versuchen.“

RING ENSEMBLE Tourdaten 2011:

19. Februar Verden bestätigt
20. Februar Berlin (A-Trane) bestätigt
22. Februar München (Unterfahrt) bestätigt
21. Mai Landshut bestätigt
22. Mai Chemnitz (Mozart Festival) bestätigt

RING ENSEMBLE – Besetzung

Simon Slowik fender Rhodes, electronics
Felix-Otto Jacobi double bass
Demian Kappenstein drums, percussion
Ulrike Slowik violin
Raquel Massadas viola
Diethard Krause viola da gamba, violincello
Andreas Arend lute, theorbo

1. Trailer – Träumen, was sein wird (5:43) 2. Arabic (3:19) 3. La Truviata (3:41) 4. Die Kunst des Streitens (3:38)
5. Winzer N°512 (5:05) 6. 5000 miles away (5:36)
7. Electrain (4:38) 8. Bolero (5:13) 9. The colourful clothes of Mr. Kapadia (4:17) 10. Heidsieck (4.24)

Joe Lovano - Us Five "Bird Songs" CD Cover

Joe Lovano | Us Five „Bird Songs“

„Ich sehe das gar nicht so sehr als Tribute-Album“, bemerkt Joe Lovano und greift damit jeder unbedachten Kritik vor, dass sein neues Album „Bird Songs“, eine Entdeckungsreise in die Welt des Charlie Parker, in irgendeiner Weise rückwärtsgerichtet sein könnte.

Joe Lovano - Us Five  "Bird Songs" CD Cover
Joe Lovano - Us Five "Bird Songs"

Sein mittlerweile 22. Album für Blue Note, das zugleich sein 20-jähriges Jubiläum auf dem Jazzlabel markiert, bricht bewusst mit der Tradition gängiger Tribute-Alben. „Bird Songs“ ist ein spannender, abenteuerlicher, moderner und sehr persönlicher Blick auf einen Giganten der Jazzgeschichte von einem der wichtigsten Jazzer unserer Zeit.

Us Five erwies sich dabei als perfektes Umfeld für diese Entdeckungsreise. Lovanos dynamische junge Band, zu der neben den beiden Schlagzeugern Otis Brown III und Francisco Mela noch die Bassistin Esperanza Spalding und der Pianist James Weidman gehören, schlägt schon seit einigen Jahren Jazzfans aus aller Welt in den Bann.

Ihr erstes gemeinsames Album, „Folk Art“ aus dem Jahr 2009, das mit einem superben Set Lovanos Kompositionskünste demonstrierte, brachte der Band postwendend den JJA Jazz Award 2010 als bestes kleines Ensemble des Jahres ein, sowie den Gewinn als beste Jazzgruppe des Jahres beim DownBeat Critics Poll 2010. Lovano durfte sich zudem über ein doppeltes Tripel freuen, als er sowohl bei den JJA Awards als auch von DownBeat zum besten Jazzmusiker und zum besten Tenorsaxophonisten gewählt wurde.

„Wir versuchen, aus jedem möglichen Blickwinkel heraus zu spielen“, beschreibt Lovano die Arbeitsweise von Us Five. „Wir lassen einander viel Raum, was dem Gefühl der Musik dienen soll, und gehen immer spontan auf frisch entstandene Ideen ein. Jeder ist zugleich Leader und Anhänger. So entsteht bei unserem Zusammenspiel ein ganz eigener Zauber.“

Ein wichtiger Faktor bei der Herangehensweise an das Projekt „Bird Songs“ war, dass Lovano Charlie Parker alles Museale nahm und ihn förmlich in ein lebendes und pulsierendes Raum-Zeit-Kontinuum setzte, bei dem die Musiker, die auf Birds Entwicklung einen entscheidenden Einfluss hatten (Coleman Hawkins, Lester Young, Ben Webster), genauso in Betracht gezogen wurden wie jene Musiker, die wiederum von Birds Musik nachhaltig beeinflusst worden sind (John Coltrane, Ornette Coleman, Wayne Shorter). Am wichtigsten war es Lovano jedoch, Parkers Musik möglichst persönlich zu interpretieren.

„Ich habe erst gar nicht versucht so wie Charlie Parker zu spielen“, erklärt Lovano. „Ich habe beim Spielen jedoch sowohl seine Einflüsse und Ursprünge berücksichtigt als auch den Einfluss all dieser wahnsinnigen Musiker, die sich als seine Schüler sahen. Ich habe mich auf die unglaublichen Kompositionen konzentriert, auf die Themen, die harmonischen Strukturen und auf die Form der Stücke, die ich versucht habe, zu öffnen und auf den Kopf zu stellen, um meine eigenen melodischen und rhythmischen Variationen zu kreieren. Ich wollte einfach ganz eigene Aufnahmen entstehen lassen und nicht bloß die Geschichte eines Anderen nacherzählen.“

Wie bei vielen jungen Jazzmusikern war Birds Musik auch für Joe Lovano eine Initiation. Er spielte wie Parker zunächst Altsaxophon, bevor er als Teenager auf das Tenorsaxophon wechselte. „Mein Dad hat Charlie Parker in den späten 40ern und frühen 50ern noch live erlebt, wenn er nach Cleveland kam“, erinnert sich Lovano, dessen Vater Tony „Big T“ Lovano selbst ein bekannter Saxophonist war.

„Er besaß viele Aufnahmen und hatte die Male, die er Bird hat spielen sehen, in bester Erinnerung, wovon er denn auch gerne erzählte. Ich war etwa zwei Jahre alt, als Charlie Parker starb, aber die Begeisterung meines Dads für sein Spiel und sein Einfluss haben sich auch auf mich übertragen. All die Jahre Charlie Parkers Musik zu spielen und seine Melodien und Kniffe zu studieren, war von Anfang an für mein eigenes Saxophonspiel sehr lehrreich.“

Lovano entschied sich jedoch dafür, die „Bird Songs“ nicht auf Parkers angestammten Instrument aufzunehmen, sondern spielte acht der insgesamt elf Tracks, die alle von Parker geschrieben wurden respektive mit ihm verbunden werden, auf seinem Tenorsaxophon. Die Ausnahmen bilden das auf dem Altsaxophon gespielte „Blues Collage“, das mit seinem einzigartigen Aulochrome, einer Art Doppel-Sopran, aufgenommene „Birdyard“ sowie das von Lovano hier erstmals eingesetzte G-Mezzosopran auf „Lover Man“. „Für mich ist das Tenorsaxophon meine Stimme“, erklärt er. „Ich experimentiere viel mit unterschiedlichen Blasinstrumenten, um neue Ideen auszuprobieren, aber ich wollte mich diesmal aufs Tenor konzentrieren, weil ich mich damit einfach identifiziere.“

Die Idee zu „Bird Songs“ hatte in den letzten Jahren Form angenommen, nachdem Us Five auf Barbados ein Konzert gegeben und dafür ein spezielles Arrangement von Parkers Bluesnummer „Barbados“ einstudiert hatten. „Das war quasi der Ausgangspunkt für die Idee, sich auf Birds Kompositionen zu konzentrieren. ‘Barbados‘ hat ein ansteckendes Thema und wir haben versucht, das karibische Gefühl einzufangen und bis zum Ende durchzuhalten.“

Was bei „Bird Songs“ wirklich erstaunt, ist, dass Lovano an jedem Stück weit über die gängigen Interpretationen hinaus geht und so einem der abgegriffensten Kataloge des Jazz förmlich neues Leben einhaucht. „Donna Lee“, das normalerweise als strahlendes Uptempo-Stück gespielt wird, ist ein schönes Fallbeispiel: „Das ist eines der Stücke, bei denen schon der Titel eine Spielweise nahelegt, an die auch ich mich ein ganzes Leben lang gehalten hatte. Diesmal habe ich es aber auf den Kopf gestellt, habe mir die Harmonien vorgenommen und das Tempo rausgenommen. Ich verfolgte dabei eher den Ansatz von Coleman Hawkins, die Art und Weise, wie er ‘Body And Soul‘ gespielt hat. Für mich ist Coleman Hawkins, The Hawk, ein Vorläufer von Bird und hat diesen stark beeinflusst.“

„Moose The Mooche“ ist ein weiterer Parker-Klassiker, bei dem Lovano das Tempo deutlich verlangsamt hat, wobei er die Melodie zerlegte und die einzelnen Teile neu zusammenfügte. „Ich nahm kleine Teile des zentralen Themas und stellte sie in den Hintergrund. Die Rhythmus-Sektion konzentrierte sich gleichzeitig auf ein rhythmisches Motiv. Ich zügelte das Tempo und spielte mit einem vom John Coltrane Quartett beeinflussten Funk-Groove, der mir mehr Interpretation erlaubte. Wenn man das Stück schneller spielt, muss man es auf eine bestimmte Weise spielen, während mir die Verlangsamung viel mehr Freiheit erlaubte, die Melodie auf meine eigene Art und mit eigenen Gefühlen zu spielen.“

„Ko Ko“ avancierte zum Stream-of-consciousness-Paradestück des Trios Lovano, Brown und Mela, wobei die beiden Drummer kontinuierlich das Tempo zu wechseln scheinen und Lovano so frei improvisiert, dass die Melodie in einzelne Bruchstücke aufsplittert. „Wir improvisieren hier so sehr, dass dieses Stück genau so unglaublich modern klingt, wie es das eigentlich auch ist.“

„Blues Collage“ ist ein aus drei Bluesstücken Parkers zusammengefügtes Trio-Arrangement mit Lovano am Altsaxophon. „Charlie Parker hat eine erstaunliche Anzahl an Bluesstücken geschrieben und jedes ist ein Klassiker. Da brauchte ich nur drei auszusuchen. Ich spiele ‘Carvin The Bird‘, Esperanza Spalding legt das Gewicht auf ‘Bird Feathers‘ und James Weidman auf ‘Bloomdido‘. Wir teilen uns das Stück untereinander als eine kleine Fuge. Auf ‘Dewey Square‘ habe ich das Schlagzeug in den Vordergrund gestellt und wir spielen hier mit einem eher brasilianischen Rhythmusgefühl. Innerhalb der Band gibt es so viele unterschiedliche Einflüsse aus der Welt der Musik, dass ich dies auch auf diesem Album zum Ausdruck bringen wollte. Diese Stücke von Bird waren dafür aber auch bestens geeignet.“

Die „Yardbird Suite“ findet sich auf dem Album in zwei unterschiedlichen Versionen. Zunächst als „Birdyard“, ein Stück, für das Lovano sein Aulochrome zum Einsatz bringt. „Ich habe eine Phrase aus der ‘Yardbird Suite‘ genommen und sie wie eine Art wirbelnder Derwisch durch fünf Akkorde gejagt und darüber mit meinem Aulochrome improvisiert. Allein die Vorstellung, dass Charlie Parker so ein Instrument gehabt und mit dessen Möglichkeiten seine Ideen hätte verwirklichen können, ist geradezu unglaublich.“

Die Version von „Yardbird Suite“, die das Album beendet, ist die perfekte Zusammenfassung des abenteuerlichen Spirits, der auf Lovanos Projekt vorherrscht. „Diese Umsetzung ist mir eines Tages eingefallen, als ich diese Melodie wie eine Hymne empfand, wie ein Spiritual. Ich begann das Stück zunächst ohne Begleitung auf dem Saxophon zu spielen. Nach und nach hörte ich alle anderen Teile, fügte ein Zwischenspiel hinzu und ging dann zu einem tanzartigen 6/8 über, was eine ganz neue Facette des Stücks eröffnete.“

Joe Lovano hat mit „Bird Songs“ mehr als ein würdiges Album zum 20-jährigen Jubiläum auf Blue Note kreiert, eine Zeitspanne, die Lovano als Mensch und Musiker definiert hat. „Mit Bruce Lundvall in all den Jahren zu arbeiten, war eine wahnsinnig schöne Erfahrung. Ich hatte nicht nur die Möglichkeit, meine Entwicklung als Komponist und Improvisator zu dokumentieren, sondern konnte auch in den vielen Jahren meine Beziehungen zu herausragenden Musikern pflegen. Alles steht und fällt mit den Menschen, mit denen du lebst und mit denen du Musik entdeckst, und die dich zu dem Musiker machen, der du bist. Ich habe das Glück gehabt, all das verwirklichen zu können und einiges an Musik zu kreieren, auf das ich wirklich stolz bin.“

„Beim Zusammenstellen dieser Platte habe ich mich häufig gefragt, wie Bird wohl seine Stücke weiterentwickelt hätte, nicht nur als der unglaubliche Solist, der er war, sondern auch als Arrangeur und Bandleader. Von dem, was wir über ihn wissen, ist es sicher, dass er weit über Jazz und BeBop hinaus an den Möglichkeiten der Musik interessiert war, und ich bin mir sicher, dass er uns mit jedem neuen Schritt genauso überrascht hätte wie Miles, Coltrane, Sonny und Ornette, vier seiner profiliertesten und besten Nachfolger.

Als Charlie Parker im Alter von 34 Jahren starb, hat er viele Fragen offen gelassen, was aus ihm geworden wäre. Diese Aufnahmen sind mein bescheidener Versuch, einige dieser Fragen auf meine eigene Art zu beantworten.“

Daniel Kahn & The Painted Bird "Lost Causes" CD Cover

Daniel Kahn & The Painted Bird „Lost Causes“

Emma Goldman sagte einmal, „if I can’t dance, I don’t want to be part of your revolution“. “Lost Causes” heißt das neue Album von Daniel Kahn und seiner Band “The Painted Bird”, das im Dezember 2010 erscheint.

Daniel Kahn & The Painted Bird  "Lost Causes" CD Cover
Daniel Kahn & The Painted Bird "Lost Causes"

Und wenn man sich vor Augen führt, daß Daniel Kahn zu seiner künstlerischen Arbeit einmal gesagt hat, “the people who really understand what I’m doing are the people who read it politically”, dann weiß man, daß Daniel Kahn nicht gerade optimistisch in die Zukunft sieht, wenn er sein neues Album “Lost Causes” nennt.

Doch gleichzeitig muß man von der “Kraft des Revolutionären” (Musikexpress) sprechen, die Daniel Kahns Kunst zueigen ist, von dem Enthusiasmus, der in jeder Zeile zu spüren ist, die Kahn auf seiner neuen CD singt.

„The Painted Bird“ setzen Hybridität und Heterogenität gegen Folklorismus und machen mit offensiver Geste den Klezmer zu einer Kampfmusik fürs hier und heute. Und kämpfen heißt bei Kahn immer auch tanzen.

„Wenn es um abgefahrene Klezmer-Musik geht, waren die Musikanten aus den USA schon immer weit vorne. Auch Daniel Kahn aus Detroit gehört zu der Kaste jiddischer Musik-Agitatoren. Sein aktueller Standort nach New Orleans und New York ist nun Berlin. 2005 gründete er The Painted Bird“ (Klaus Halama), und in Berlin wurde auch das neue Album aufgenommen. Natürlich wieder eine „explosive Mischung aus Klezmer, radikalen jiddischen Songs, politischem Kabarett und Punk Folk“, aber eben: „Verfremdungsklezmer“! Glotzt nicht so philosemitisch! Und rezipiert die Songs und die Musik des Daniel Kahn politisch! Nicht zufällig findet sich auch auf dem neuen Album wieder Musik von Brecht/Weill, aber auch politische Musik des ausgehenden 19.Jahrhunderts: der große Song „In Kamf“ von David Edelstadt, geschrieben 1889 in New York oder das erschütternde „Vi Azoy?“, das Avrom Sutzkever 1943 im Wilnaer Ghetto geschrieben hat. Historische progressive jüdische Musik, die Kahn ausgegraben und musikalisch in unsere Zeit – einer neuen Zeit „verlorener Fälle“… – übertragen hat; politische Musik, in der sich Daniel Kahn mindestens genauso stark konnotiert wie in der Szene „radikaler jüdischer Kultur“ New Yorks der 80er und 90er Jahre um John Zorn, David Krakauer oder Anthony Coleman. Und in der kreativen Berliner Szene um und im legendären Kaffee Burger, versteht sich – dessen Hausband Daniel Kahn und seine „Painted Birds“ gewissermaßen sind. Dort hat auch Maik Brüggemeyer die Band gesehen und im „Rolling Stone“ 3/2010 eine große Rezension geschrieben: „… zu den Klängen einer Spieluhr: Lili Marleen – auf Jiddisch. Eine subversive Finte, die dem Russendisko-geschulten Publikum wohl entgeht. (…) Über Brechts Frage „Wovon lebt der Mensch?“ eröffnet die Band ihr hintersinniges Tanzvergnügen. Alles hopst und trinkt und Kahn singt von Revolution, Whiskey und Zion, innerer Emigration und Parasitentum. Am Ende steht das jiddische Volkslied „Dem Milners Trern“. Man kennt es aus dem Coen-Film „A Serious Man“. Auch Daniel Kahn, Moralist und Anarchist zugleich, meint alles ernst.“

Doch Daniel Kahn ist nicht nur Klezmer-Musiker, als der er im Land der Täter und der Gedenktage-Kultur gern vereinnahmend und damit verharmlosend abgestempelt wird, nein, er ist auch ein versierter Singer/Songwriter. „Görlitzer Park“ zeigt die „romantische“ Seite des Daniel Kahn – ein „Berlin-Song“ ganz eigener Kraft, wie ihn so wohl nur ein amerikanischer Jude, der in Berlin lebt, schreiben kann (und nicht zuletzt ein Liebeslied von einer Intensität, wie es derzeit nur wenige deutsche Liedermacher schreiben können). Und die grandiose Ballade „Sunday after the war“ gibt uns eine Ahnung davon, was es mit den verlorenen Fällen und verpaßten Chancen auf sich hat.

Daniel Kahn vereint die besten Traditionen amerikanischer und jüdischer Musik – amerikanische Folksongs in der Tradition von Woody Guthrie oder Pete Seeger, und jiddische Protestsongs. Daniel Kahn fügt diesem Songkatalog elegant neue Facetten hinzu mit Liedern wie „Inner Emigration“, oder dem brillanten „Klezmer Bund“, in dem er mit seinen Musikern ein rotzig-ironisches Bündnis (be)schließt.
Gleichzeitig ist Kahn ein Interpret von Arbeiterliedern, von Brecht/Eisler-Songs, wie ihn Deutschland seit den Tagen von Ernst Busch nicht mehr gesehen hat. Ein „Barrikaden-Sänger“ im besten Sinne des Wortes. Wenn Daniel Kahn mit seiner Band Lieder wie „In Kamf“, Mordechai Gebirtigs „Arbetslozer Marsh“ oder Brechts „Denn wovon lebt der Mensch“ singt, dann hören wir nicht brave museale Musikkultur, sondern dann wird wieder klar, dass diese Musik einmal für die Straße, für die Veränderung der Welt und nicht nur fürs Theater geschrieben wurde. Und daß Daniel Kahn und seine Musiker keineswegs gewillt sind, die „Lost Causes“ von vornherein verloren zu geben.

Daniel Kahn & The Painted Bird Pressestimmen:

„In Berlin holt sich das ungebärdige Kontaktgenie aus dem quirligen Pool aufgeschlossener Musiker, was zu seiner Gruppe „The Painted Bird“ paßt, und macht eine wütende, zärtliche, verrückte, punkige, freejazzige, aber immer in der Folklore der kyrillisch schreibenden Welt und ihrer Nachbarn grundierte Kommune-Musik, wie es sie, vor allem was die literarischen Quellen anbelangt, noch nie auf einer Klezmer-CD gegeben hat.“ (Ulrich Olshausen, FAZ)

„Daniel Kahn & The Painted Bird sind dem Klezmer, was die Pogues dem Folk waren: Sie versetzen die Tanzmusik der osteuropäischen Schtetl mit einer ordentlichen Portion Punk.“ (Die Zeit)

“Ich stamme aus Detroit, einer Arbeiterstadt. Ich liebe Songschreiber wie Woody Guthrie und Bob Dylan. Und eben die jiddischen Arbeiterlieder. Über einen Arbeitslosen in den USA heute kann ich ein Lied singen, das vor einhundert Jahren in Minsk geschrieben worden ist. Es paßt immer noch. Mich interessieren die jiddischen Lieder, die politisch sind. Abe rich habe auch schon Sympathy for the Devil von den Rolling Stones ins Jiddische übersetzt. Man könnte sagen, ich mache eine Art jiddisches Punk-Kabarett.” Kritik an Nationalstaaten, globalisierte Identitäten, Remix von Traditionen – Sauerstoff für den langen Atem des Jiddischen.” (Neue Zürcher Zeitung)

“Daniel Kahn & The Painted Bird spielen im Kaffee Burger Verfremdungsklezmer: Vorwärts marschierend und rückwärts erinnernd bewegen die Songs von Brecht, Tucholsky und der jiddischen Arbeiter Herz und Beine.(…) Es ist ganz große Kunst, die Daniel Kahn & The Painted Bird machen.” (taz)

„Der unerwartete Höhepunkt des Festivals (…) Geistvolles Entertainment voll sozialer Kompetenz und mit subversiver Kraft. Schunkeln für die Revolution (…) ein furioser Auftritt…“
(Detlef Kinsler, Journal Frankfurt)

“Daniel Kahns zweites Album ist ein grandioser, wahrlich europäischer Alternativentwurf zum etwas zweifelhaften Genre des Folk-Punks (…) wunderbare Musik.” (Intro)

Daniel Kahn & The Painted Bird sind:

Daniel Kahn – Voccals, Accordion, Piano, Guitar
Hampus Melin – Drums
Michael Tuttle – Double Bass
Jake Shulman-Ment – Fiddle
Michael Winograd – Clarinet
Dan Blacksberg – Trombone
und zahlreiche, immer wieder wechselnde Gäste, von Paul Brody bis Tine Kindermann.

www.paintedbird.net

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CHRISTMAS MEETS CUBA

Klazz Brothers & Cuba Percussion – CHRISTMAS MEETS CUBA. Seit 1999 beweisen die Klazz Brothers, wie gut sich Klassik, Jazz und kubanische Musik miteinander verstehen.

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Klazz Brothers & Cuba Percussion - CHRISTMAS MEETS CUBA

Ihre Musik wurde vielfach ausgezeichnet und auch Hollywood hat sie bereits für zwei Soundtracks (Hitch, mit Will Smith, sowie Collateral mit Tom Cruise) entdeckt.

Nach dem Echo Klassik 2003 für ihre Debüt-CD „Classic Meets Cuba“ und der Grammy-Nominierung als bestes Crossover Album des Jahres 2005 haben die Klazz Brothers & Cuba Percussion auch für ihre CD „Mozart Meets Cuba“ den Echo Klassik 2006 gewonnen.

Ihr einzigartiger Mix aus berühmten klassischen Melodien und kubanischen Rhythmen, der aus einem zufälligen Treffen der klassisch ausgebildeten Musiker des Klazz Brothers Trios aus Dresden mit den beiden kubanischen Percussionisten, Cuba Percussion, entstand, ist weltweit erfolgreich.

Auf ihrem neuen Album CHRISTMAS MEETS CUBA spielen Klazz Brothers & Cuba Percussion zusammen mit ihrem neuen Pianisten Bruno Böhmer Camacho die schönsten Weihnachtslieder im kubanischen Soundgewand. Da wird „Jingle Bells“ zum Salsa, „Stille Nacht“ erklingt mit kubanischen Grooves (gesungen von Silje Nergaard) und Besinnliches verbindet sich mit kubanischer Lebensfreude. „Ave Maria“, „Leise rieselt der Schnee“, „Ihr Kinderlein kommet“, „O Tannenbaum“ u.v.a. der berühmtesten Weihnachtslieder erklingen in einem völlig neuem Sound.

Bisherige TV-Auftritte:
ARD – Maischberger „Die Mozart-Show“ / Ausstrahlung 26.01.2006
ZDF – Nachtmusik mit Götz Alsmann / Ausstrahlung 18.11.2005
ZDF – 2x Echo Klassik
Oktober 2004 (Echo für „Classic Meets Cuba“)
Oktober 2006 (Echo für „Mozart Meets Cuba“)

Tourtermine (Klazz Brothers & Cuba Percussion – Christmas Meets Cuba):
14.11.2010, Dresden, Schauspielhaus, Jazztage Dresden, 20:00, 01805/11407711
21.11.2010, Oldenburg, Kulturzentrum PFL, 19:00, 0421/36 36 36
26.11.2010, Kiel, Schloss, 20:00, 0431/91416
27.11.2010, Schieder-Schwalenberg, Kirche in Wöbbel, 20:00, 05233/3713
28.11.2010, Würzburg, St. Johanniskirche, 18:00, 01805/4470777
30.11.2010, Götzis (AT), Kulturbühne Am Bach, 20:00, [43](0)5522/41000
03.12.2010, München, Philharmonie, 20:00, 089/936093
04.12.2010, Nürnberg, Meistersingerhalle, 20:00, 0911/216 22 98
06.12.2010, Mainz, Frankfurter Hof, 06131/220438
07.12.2010, Halle, Konzerthalle Ulrichskirche, 19:30, 0345/2050222
08.12.2010, Dresden, Brockmann & Knödler Salon, 20:00, 0351/8627390
09.12.2010, Düsseldorf, FFFZ Kulturforum, 20:00, 0221 / 4580401
10.12.2010, Stuttgart, Liederhalle, 20:00, 0711/25555
11.12.2010, Gaggenau, Klag – Bühne, 20:00, 01805/700 733
12.12.2010, Bad Wildbad, Trinkhalle, 17:00, 07081/10280
13.12.2010, Augsburg, Parktheater, 20:00, , 0821/906 2222
14.12.2010, Dreieich, Bürgerhaus Dreieich Sprendlingen, 20:00, 06103/60000
15.12.2010, Leverkusen-Opladen, Scala Leverkusen, 19:30, 02171/3667952
16.12.2010, Berlin, Philharmonie, 20:00, 030/678 0111
17.12.2010, Ebersbach, Oberlausitzer Kultur- und Veranstaltungshaus
18.12.2010, Melle-Buer, Martinikirche Melle-Buer, 20:00, 0173/250 59 26
19.12.2010, Ottenstein, Liebfrauenkirche, 05286/302
20.-23.12.2010 Hamburg, Fliegende Bauten, 20:00, 040/39881421
25.12.2010, Dresden, Wechselbad, 20:00
26.12.2010, Görlitz, Theater, 19:30, 03581/474747
27.+ 28.12.2010, Dresden, Wechselbad, 20:00

Tourtermine (Klazz Brothers feat. David Gazarov – Chopin Lounge):
01.10.2010, Augsburg, Parktheater Kurhaus Göggingen, 19:30, 0821/9062222
12.11.2010, Radebeul/Dresden, Schloss Wackerbarth, 19:00, 0351/89 55-0
22.10.2010, Halle/Saale, Oper, 20:00, 0345/2050222
24.10.2010, Verden, Stadthalle, 20:00
11.03.2011, Bad Malente/Gremsmühlen, Haus des Kurgastes, 0800/2020080

Klazz Brothers & Cuba Percussion:


Kilian Forster – Bass
Bruno Böhmer Camacho – Piano
Tim Hahn – Schlagzeug
Alexis Herrera Estevez – Percussion
Elio Rodriguez Luis – Congas

Cassandra-Wilson-Silver-Pony-CD-Cover

Cassandra WILSON „Silver Pony“

Wie kann eine Sängerin auf dem vermeintlichen Höhepunkt ihrer Karriere ein von der Kritik gefeiertes Album mit Jazzstandards (Loverly aus dem Jahr 2008) toppen – einer Grammy-Auszeichnung in der Kategorie Best Jazz Vocal Album, welche mit einem hervorragend aufeinander eingespielten Ensemble von Ausnahmemusikern aufgenommen wurde?

Cassandra-Wilson-Silver-Pony-CD-Cover
Cassandra WILSON "Silver Pony"

Wenn man wie Cassandra Wilson bereits auf zwei derartige Auszeichnungen sowie acht zuvor bei Blue Note erschienene Alben, von denen jedes als unverkennbarer Meilenstein einer exzeptionell kreativen und einzigartig erfolgreichen Karriere gilt, verweisen kann, lautet die Antwort ganz einfach: Fordere dich selbst immer wieder aufs Neue heraus.

Such dir eine neue Band, deren Mitglieder sich zum Teil auch schon in der alten bewährt haben, lade außerdem eine breite Auswahl von Gastmusikern – darunter Common, John Legend und Terence Blanchard – ins Studio ein und verfolge eine frische Strategie, die weniger bis ins kleinste Detail ausgefeilt als in einem Moment physischer und emotionaler Wandlung entstanden ist.

Mit anderen Worten: Steig’ auf ein neues Pferd und reite es. In diesem Fall handelt es sich bei dem Pferd um Silver Pony – Wilsons bis dato ambitioniertestes Aufnahmeprojekt.

Cassandra Wilson hat ihre künstlerische Unerschrockenheit im Laufe ihrer Karriere immer wieder unter Beweis gestellt – eine Eigenschaft, die sie bereits sehr früh an den Tag legte. Das Bild auf dem Cover des neuen Albums ist ein Familienfoto und zeigt die vierjährige Cassandra, wie sie selbstbewusst auf einem Pferd sitzt. „Damals kam ein Mann mit einem Pony und einer Kamera in unser Viertel in Jackson“, erinnert sie sich. „Man konnte sich fotografieren lassen.” Ihre Brüder weigerten sich, aber Cassandra war begeistert. Ihre Mutter zögerte – „damals gab es gewisse Dinge, die eine junge Dame einfach nicht tat”, entsinnt sich Wilson – doch Cassandra nutzte die Gunst der Stunde und ließ sich fotografierten. „Ich bin so froh, dass sie mich auf dem Pferd sitzen ließ“, sagt sie heute. „Ich hatte keine Angst, und vermutlich wollte sie mich darin bestärken.“

Dieselbe Angstlosigkeit inspiriert heute Wilsons Arbeit. „Ich bereite mich auf jede Aufnahme vor, aber wirklich vorbereitet sein kann man nie“, sagt sie. „Denn man weiß nicht, was passiert. Man begibt sich in eine Situation, die es dem Projekt erlaubt, sich zu offenbaren.“

Silver Pony enthält die ersten Livetracks, die Wilson seit 1991 veröffentlicht hat, und zugleich die ersten überhaupt, die sie bei Blue Note herausbringt. Dennoch ist diese Veröffentlichung weitaus komplexer und spannender als ein simples Live-Album. Das Projekt offenbarte sich Wilson nämlich als faszinierender Hybride aus Live- und Studioaufnahmen, der die erstaunlichen Qualitäten einer beeindruckenden Band in Aktion vor einem Live-Publikum mit dem tiefen Zusammenhalt mischt, den dieselben Musiker in einem Studio entwickeln. Und nicht etwa in irgendeinem Studio, sondern im Piety Street Recording-Studio, bei dessen Miteigentümer es sich um Silver Pony-Koproduzent John Fischbach handelt. „Ich nenne ihn den Magier“, verrät Wilson.

„Silver Pony ist ein Bandalbum“, erklärt sie – eine Tatsache, die sich in den beiden rein instrumentalen Tracks „A Night in Seville“ und „Silver Pony“ sowie der kollektiven Vision der Kompositionen und Arrangements, für die allen Musikern Credits zugestanden werden, spiegelt. Und es handelt sich tatsächlich um eine renommierte Gruppe von Musikern bestehend aus Mitgliedern von Wilsons früherer Band – Gitarrist Marvin Sewell, Drummer Herlin Riley und Percussionist Lekan Babalola sowie Bassist Reginald Veal (der ebenfalls bereits mit Wilson und noch viel länger mit Riley gearbeitet hat) und dem inzwischen an der Juilliard School in New York studierenden Pianisten Jonathan Batiste, dem neusten in einer lange Serie von Wunderkindern aus New Orleans. Riley und Veal stammen ebenfalls aus der Crescent City. „Sie haben also bereits eine gemeinsame Vorgeschichte“, sagt Wilson, „und eine gemeinsame Sprache.“ Die Musiker schätzen Wilsons Herangehensweise. „Anders als viele andere Sängerinnen beschränkt Cassandra ihre Musiker nicht auf eine reine Begleitfunktion“, berichtet Riley. „Sie erlaubt uns vollen Ausdruck und Input. Das zeigt, wie sie als Mensch ist.“

Als Cassandra Wilson über Silver Pony nachzudenken begann, hatte sie gerade ein neues Haus im French Quarter gemietet. In New Orleans hatte sie schon einmal vor etwa 30 Jahren kurz gewohnt. Im Mai 2009 starb Wilsons Mutter, die an Alzheimer erkrankt war. Im Oktober desselben Jahres gingen Cassandra und ihre Band auf eine Europatournee durch 13 Städte, von Ludwigshafen nach Guimares in Portugal.

„Für mich hatte die Band den Punkt einer kritischen Masse erreicht“, berichtet Wilson. „Diese spezielle Gruppe, diese Chemie, wollte ich unbedingt einfangen.“ Die Chemie wird in den beiden ersten Tracks „Lover Come Back To Me“ und „St. James Infirmary“, aufgenommen bei einem Konzert in Granada, Spanien, ganz besonders deutlich. Beide Stücke waren bereits auf Loverly zu hören, doch während ersteres auf dem älteren Album ein „Vierzigerjahre-Feeling“ hatte, findet Wilson, dass es sich dieses Mal durch eine „postmoderne Herangehensweise zum Swing“ auszeichnet, angetrieben von Rileys exzellenter Besenarbeit. Letztere vertieft ihren von Loverly vertrauten Uptempo-Groove und wagt sich auf neues musikalisches Terrain vor. „Das ist eine ganz natürliche Entwicklung; sobald man einen Song spielt“, erklärt Wilson, „passiert etwas mit ihm.“

Nachdem sie von dem während der Tour aufgenommenen Material so beeindruckt war, wollte Wilson die Band unbedingt ins Studio holen. „Ich dachte ‚Okay, spielen wir den Jungs ein paar von diesen Sachen vor. Dann können aus dem, was wir gemacht haben, neue Ideen wachsen.’ Das hat wirklich funktioniert.“

Ein typisches Beispiel ist „Silver Moon“, ein Meisterstück featuring Trompeter Terence Blanchard und Rapper Common. Wilson hatte eine 20-minütige Aufnahme aus der in Sevilla eingespielten Einleitung zu „Caravan“ entdeckt. (Ein Teil davon bildet das Instrumental „Silver Pony“.) Sie spielte sie ihrer Band vor und diese improvisierte aufs Neue, inspiriert von der Live-Aufnahme. Sewell erinnert sich: „Das war wie bei einer Art Stream-of-Consciousness-Autor, der zurückgeht und sich denkt: ‚Mann, sieh dir das an! Darauf will ich aufbauen, es noch weiter entwickeln.’“

„Ich kam herein“, erzählt Wilson, „hörte, was sie spielten, und beschloss, dazu zu singen.“ Einen Text über eine leidenschaftliche Nacht unter einem Silbermond hatte sie schnell geschrieben. Blanchard schaute im Piety-Studio vorbei – solche Dinge passieren in New Orleans – und steuerte seinen intensiv emotionalen Trompetenpart bei. Zu guter Letzt kam Commons Spoken Word-Text, der in den bestehenden Track integriert wurde. Wie auf dem neuen Album zu hören ist, geht „A Night In Seville“ – der Live-Track, der alles inspirierte – nahtlos in die neue Studiokreation „Silver Moon“ über.

„Es passiert nicht oft“, bestätigt Fischbach, „dass zwei Dinge so perfekt zusammenwirken und auf diese Weise ein- und wieder ausblenden. Ein magischer Track.“

Wilson hat schon seit längerer Zeit die Möglichkeiten des Delta-Blues und den Einfluss ihrer Mississippi-Wurzeln entdeckt. Vielleicht waren es auch die ständigen Wiederholungen der DVD „Cadillac Records“ im Bus während der Europatournee, die ihre Band dazu inspirierten, sich auf dieses musikalische Milieu zu konzentrieren. („Sobald wir losfuhren, gab immer einer von uns den Einsatz“, meint Sewell). „Saddle Up My Pony“ ist die spannende Version einer Charlie Patton-Melodie, bei der Sewell zur Höchstform aufläuft, „Forty Days And Forty Nights“ eine fulminante Aktualisierung des Erbes von Muddy Waters.

Die trällernde Live-Version des Bossanova-Klassikers „A Day In The Life Of A Fool“ ist ein weiteres Zeugnis des Zaubers dieser Band an jenem Abend in Sevilla, und sogar Cassandra Wilson selbst war überrascht von der funkigen, entspannten Version des Lennon/McCartney-Klassikers „Blackbird“ und der sanften Interpretation von Stevie Wonders „If It’s Magic“, die im Studio entstanden.

Im Finale von Silver Pony reitet Wilson nicht in den Sonnenuntergang davon. Stattdessen singt sie mit „Watch The Sunrise“ eine neue Nummer, die ihr der Sänger John Legend als Vorschlag für eine lange geplante Zusammenarbeit schickte – ein strahlendes und unerwartetes Stück, das mehr wie ein glorioser Anfang als ein Ende klingt.

www.cassandrawilson.com